2018 zog Ian von Kenia nach Deutschland und ist seitdem Teil der zweiten Mannschaft des SV Rot-Weiß Viktoria Mitte. Sein Team führt derzeit die Tabelle und hofft auf den Aufstieg in die Landesliga in der nächsten Saison. 

Besonders gut versteht Ian sich mit seinem Mannschaftskameraden Ali. Die beiden sind seit sechs Jahren beste Freunde. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Fußball stärkt ihre Freundschaft. „Ich spiele meistens als Außenverteidiger und Ali als Flügelstürmer. Oft spielen wir entweder gegenüber oder auf derselben Seite. Wir kennen uns so gut auf dem Platz, dass das Zusammenspielen immer funktioniert“, sagt er.

Drei Männer stehen auf einem Fußballplatz, zwei halten sich um die Schultern, während ein vierter Mann einen Ball am linken Bildrand kickt.
Ian (links), mit seinem bestem Freund Ali (Mitte) und Momo (rechts) posieren zusammen auf dem Fußballplatz. Die Freundschaften, die die Jungs durch den Fußball geschlossen haben, sind ihnen wichtig.
Foto: Maša Stanić/IRC

SV Rot-Weiß Viktoria Mitte fördert die soziale und sportliche Integration in Deutschland. Der Verein ist ein anerkannter Stützpunkt des Bundesprogramms „Integration durch Sport“. Er schafft eine unterstützende und inklusive Umgebung für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund. Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel lobt die Integrationsarbeit des Vereins: „Ich finde es gut, dass hier jeder aufgenommen wird und nicht nur die, die gut sind. Das also nicht nach Leistung aussortiert wird, sondern dass hier jeder eine Chance bekommt. Das führt die Menschen wirklich zusammen und Sie sehen ja: Sie kommen aus vielen, vielen Kulturen.“

In diesem Umfeld hat Ian mit seinem multikulturellen Team ein neues Gefühl von Heimat gefunden.

Für mich ist Heimat ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und frei ist, zu tun, was man möchte. In meinem Team haben wir Leute aus der ganzen Welt. Wir sind nicht nur durch den Sport verbunden, sondern auch außerhalb des Platzes.

„Solange man die Grundkenntnisse kennt, ist es ein ziemlich einfaches Spiel. Man muss sich nur mit seiner*m Mitspieler*in verstehen. Wenn zwei oder drei Mitspieler die Spielweisen des jeweils anderen gut genug kennen, kann man den Ball passen, ohne hinzuschauen, weil man genau weiß, wie sie sich bewegen werden“, sagt er.

Ein Mann in einem weißen Hemd und dunklen Hosen sitzt auf einem Zaun vor einer mit Graffiti bedeckten Wand.
Fußball war schon immer Ians Lieblingssport. Seit er zehn Jahre alt ist, kickt er. Aber auch Rugby, Hockey und Basketball hat er schon ausprobiert. Doch im Fußball fand er seine wahre Liebe. „Für mich ist Fußball wie ein Ausdruck, ein Teil der Gefühle. Wenn man spielt, kommt ein gewisses Glücksgefühl auf. Diese Freude, die man empfindet, hat man bei anderen Spielen nicht”, sagt er.
Foto: Maša Stanić/IRC

Schon in seinem Heimatland Kenia war Ian ein treuer Manchester United-Fan. Dort wird die Premier League intensiv verfolgt. Manchester United, Chelsea und Arsenal gehören zu den drei größten Teams. An ein besonders dramatisches Spiel seines Lieblingsclubs erinnert er sich gerne: den FA Community Shield 2011 gegen den Stadtrivalen Manchester City. „Es stand bis zu den letzten Minuten unentschieden, bis Nani das entscheidende Tor für Manchester United traf. Wir schauten das Spiel in einer Halle. Der Eintritt kostete umgerechnet etwa 2 Euros. Es war voller Menschen. Die Hälfte der Fans war für Manchester City und die andere Hälfte hoffte auf einen Sieg für Manchester United. Kurz vor Spielende schoss Manchester United das Tor und alle Man City-Fans begannen zu weinen. „Ich weiß, dass es für sie enttäuschend war, aber für uns war es ein fantastischer Moment. Man konnte die Freude der Manchester United-Fans sehen, auch wenn sie selbst nicht auf dem Spielfeld standen.“

Dieses Jahr beendet Ian seine Ausbildung zum Elektriker und hat klare Vorstellungen für seine Zukunft im Fußballsport. Ihm ist bewusst, dass seine besten Tage als Profispieler vielleicht hinter ihm liegen und möchte seine Leidenschaft nutzen, um junge Talente zu fördern: „Mein Traum ist es eines Tages auf professionellem Niveau zu coachen. Zurzeit trainiere ich Kinder und hoffe, meine Trainerfähigkeiten weiterzuentwickeln“.