Länder-Fakten

  • Bevölkerung: 50,3 Millionen
  • Geflüchtete aus Venezuela: 1,3 Millionen
  • Position im Index der menschlichen Entwicklung: 90 von 189

IRC vor Ort

  • Beginn der Aktivitäten: In Kolumbien: 2001, als Reaktion auf die Venezuela-Krise: 2018
  • Versorgte Menschen: 87.000 Venezolaner*innen in Kolumbien und Venezuela im Jahr 2020

Überblick

Für Millionen von Venezolaner*innen ist Kolumbien der sichere Hafen, den sie auf der Flucht aus ihrer von Gewalt, Instabilität und Nahrungsmittelknappheit geplagten Heimat ansteuern. Bisher sind mindestens 1,3 Millionen Venezolaner*innen in Kolumbien angekommen. IRC leistet lebensrettende Hilfe für die ankommenden Menschen sowie deren Aufnahmegemeinschaften.

Wie ist die aktuelle Krise in Kolumbien entstanden?

Seit 2014, dem Jahr nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Hugo Chávez, hat sich eine Regierungskrise in Venezuela zu einer politischen und wirtschaftlichen Krise entwickelt und zu einer Spirale der Gewalt geführt. Seitdem sind über vier Millionen Menschen aus Venezuela geflohen. Rund 1,3 Millionen Menschen haben in Kolumbien Zuflucht gesucht.

Zehntausende kommen jeden Tag an die offiziellen Grenzübergänge, um Lebensmittel zu kaufen und lebenswichtige medizinische Hilfe zu erhalten. Tausende bleiben gleich im Land. Viele überqueren die Grenze illegal. Sie tragen ein besonders hohes Risiko, Opfer von organisierter Kriminalität zu werden, indem sie ausgeraubt oder gar zwangsrekrutiert werden.

Was sind die größten humanitären Herausforderungen in Kolumbien?

Die geflüchteten Venezolaner*innen verfügen oft weder über Erspartes noch haben sie sichere Möglichkeiten, Einkommen zu erzielen. So laufen viele Gefahr, von gewalttätigen Gruppen ausgebeutet zu werden.

Während der Flucht sind Frauen und Kinder besonders gefährdet. Häufig werden sie im allgemeinen Chaos von ihren Familien getrennt und laufen dabei Gefahr, von Banden rekrutiert und sexuell missbraucht zu werden. Vielen bleibt nichts anderes übrig als auf der Straße zu leben und dort Arbeit zu suchen.

Die Situation in Venezuela ist nach wie geprägt von Unterernährung, mangelnder medizinischer Versorgung, hohen Mordraten und der Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria und Masern. 

Das Land hat Schwierigkeiten Hunderttausenden von schutzsuchenden Venezolaner*innen mit lebensrettenden Mitteln zu versorgen.

Wie hilft IRC in Kolumbien?

IRC hilft Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Kriege, Konflikte und Naturkatastrophen zerstört wurden, ihre Leben zu verbessern.

Nach dem sich im Jahr 2018 die Ereignisse überschlugen und immer mehr Menschen aus Venezuela in der kolumbianischen Stadt Cúcuta ankamen, startete IRC ein Nothilfeprogramm. Im Jahr 2019 wurden die Aktivitäten auch auf die Stadt Medellín ausgeweitet.

Zu den Maßnahmen zählen unter anderem der Schutz von Kindern und Jugendlichen, der Schutz und die Stärkung von Frauen, der Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Unterstützung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Betroffenen.

Innerhalb Venezuelas leistet IRC gemeinsam mit Partnerorganisationen lebensrettende Versorgung, darunter Maßnahmen zur (medizinischen) Unterstützung von Müttern.

Welche weiteren Maßnahmen plant IRC in Kolumbien?

„Obwohl die Regierung Kolumbiens die venezolanischen Geflüchteten außerordentlich unterstützt hat, sind die Bedingungen für viele nach wie vor prekär“, sagt IRC-Landesdirektorin Marianne Menijvar.

Nur rund ein Prozent der venezolanischen Geflüchteten hat Zugang zur Gesundheitsversorgung. Hunderttausende leben unter prekären Bedingungen in überfüllten Räumen, wo sie einer Vielzahl an Gefahren ausgesetzt sind und über keine sauberen Sanitäranlagen verfügen. Kinder gehen nicht zur Schule und Familien finden nicht ausreichend Nahrung.

Kolumbien versucht unter großen Anstrengungen, den geflohenen Venezolaner*innen beiseite zu stehen. Hier ist die Arbeit von IRC besonders wichtig.

IRC wird sich auf folgende Maßnahmen konzentrieren:

Schutz

Die Menschen sollten in ihren Gemeinden sicher sein und Unterstützung erhalten, wenn ihnen etwas zustößt oder fehlt. Mit dem Programm „Familias hacen la diferencia“ (Familien machen den Unterschied) ermöglicht IRC Fallmanagement und psychosoziale Unterstützung für gefährdete oder betroffene Kinder. Die Teams arbeiten mit Eltern zusammen, um Gewalt zu Hause und in den Gemeinden zu reduzieren.

Mit speziellen Programmen schützt IRC Frauen und Mädchen, die Gewalt überlebt haben, und gibt ihnen die nötige Unterstützung, damit sie sich von dem Erlebten erholen und wieder neues Selbstvertrauen gewinnen.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit

Für viele Geflüchtete stellt es in ihrer schwierigen Lage vor eine große Herausforderung, ihre Grundbedürfnisse selbst zu decken. IRC unterstützt daher Familien mit Bargeldhilfen. Auch in Zukunft wird IRC Geldkarten ausgeben, mit denen die Betroffenen Waren und Dienstleistungen ohne Bevormundung nach ihren eigenen Bedürfnissen frei einkaufen können.

Gesundheit

Menschen sollten vor Krankheiten geschützt und bei Bedarf medizinisch versorgt werden. Im Bereich der Reproduktionsmedizin bietet IRC verschiedene Dienste an, darunter eine Anlaufstelle für (werdende) Mütter, Angebote zur Förderung der mütterlichen und sexuellen Gesundheit, Überweisungen für die primäre Gesundheitsversorgung und die medizinische Betreuung von Kindern unter fünf Jahren.