Warum ist Bargeldhilfe eine wichtige Form der humanitären Hilfe?
International Rescue Committee (IRC) leistet in mehr als 40 Ländern humanitäre Hilfe. Erfahre, wie IRC Bargeldhilfe einsetzt, um Menschen weltweit zu unterstützen.
International Rescue Committee (IRC) leistet in mehr als 40 Ländern humanitäre Hilfe. Erfahre, wie IRC Bargeldhilfe einsetzt, um Menschen weltweit zu unterstützen.
IRC hilft Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen zerstört wurden, ihr Überleben zu sichern, sich von Krisen zu erholen und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Dazu gehört unter anderem die Bereitstellung von humanitärer Hilfe für von Krisen betroffene Gemeinden auf der ganzen Welt.
Wenn eine Krise ausbricht, leistet IRC schnellstmöglich humanitäre Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Wirtschaftliche Unabhängigkeit, Bildung und Selbstbestimmung, unter anderem mit speziell für Frauen und Mädchen entwickelten Programmen.
Seit mehr als 90 Jahren unterstützt IRC betroffene Menschen vor Ort in Krisenregionen. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Bargeld und Gutscheinen – eine Maßnahme, die in IRC-Programmen immer häufiger zum Einsatz kommt.
Erfahre mehr darüber, wie IRC Menschen in Krisensituationen mit finanziellen Hilfsmaßnahmen unterstützt.
Die direkte Vergabe von Bargeld an Menschen in Krisensituation fördert ihre Selbstbestimmung und erhöht die Wirksamkeit der humanitären Hilfe. Organisationen wie IRC identifizieren Klient*innen, die diese Form von Unterstützung benötigen und übermitteln das Geld entweder in bar oder per Überweisung.
Im Gegensatz zur herkömmlichen humanitären Hilfe, die oft in Form von Sachleistungen wie Lebensmitteln, Baumaterialien für Unterkünfte und Wasser bereitgestellt wird, bietet Bargeldhilfe den Betroffenen mehr Flexibilität. Sie ermöglicht ihnen, eigenverantwortlich ihre dringendsten Bedürfnisse zu decken.
2023 untersuchte Clare Clingain, leitende Forschungskoordinatorin bei IRC und dem Airbel Impact Lab, wie sich Bargeldhilfe auf gefährdete Menschen auswirkt, bevor ein Klimaschock eintritt. Die Studie zeigt, dass diese Unterstützung ihre Fähigkeit stärkt, sich auf solche Wetterextreme vorzubereiten. Diese Form der vorausschauenden humanitären Hilfe erweist sich als wirksames Mittel, um sie bereits im Vorfeld besser zu schützen.
„Ähnlich wie wir alle im Alltag Bargeld nutzen, ermöglicht Bargeldhilfe den Menschen, das zu kaufen, was sie am dringendsten benötigen und selbst auswählen möchten“, sagt Clingain.
Ähnlich wie bei der Bargeldhilfe entscheiden Klient*innen selbst, welche Dinge, sie durch den Erhalt von Gutscheinen kaufen möchten. Sie lösen die Gutscheine frei für eine festgelegte Auswahl an Waren oder Dienstleistungen, wie z. B. Lebensmittel oder Medikamente, ein. Organisationen wie IRC verteilen diese Gutscheine an betroffene Menschen, die sie dann bei bestimmten Anbieter*innen für Dienstleistungen oder Produkte nutzen.
Schon in den 1940er Jahren haben IRC-Mitarbeitende erkannt, wie wichtig es ist, betroffene Menschen direkt mit Bargeldhilfe zu unterstützen. Schon Varian Fry und sein Team haben während des Zweiten Weltkriegs Bargeld an Menschen verteilt, die vor Verfolgung flohen.
Im Jahr 2023 verteilte IRC Bargeld und Gutscheine im Wert von 80 Millionen US-Dollar an Menschen in mehr als 30 Ländern. Jedes IRC-Programm ist dabei auf die spezifischen Bedürfnisse der Klient*innen, die Bargeldhilfe und Gutscheine erhalten, zugeschnitten.
Direkte Bargeld- und Gutscheinhilfe stärkt die Selbstbestimmung der Klient*innen, stimuliert die lokale Wirtschaft und ist eine kosteneffiziente Form der humanitären Hilfe.
Die direkte Verteilung von Bargeld an Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, erlaubt es ihnen, eigenständig ihre dringendsten Bedürfnisse zu decken. Dies trägt dazu bei, die Unterstützung gezielt einzusetzen.
„Wenn Menschen Bargeldhilfe erhalten, können sie ihre eigenen Prioritäten setzen. So können sie nicht nur entscheiden, ob sie Lebensmittel oder Wasser kaufen oder eine Behandlung im Krankenhaus in Anspruch nehmen wollen, sondern auch, welche Art von Lebensmitteln sie kaufen möchten“, erklärt Stefano Battain, stellvertretender Direktor für Bargeld- und Markthilfen bei IRC. „Das gibt den Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt zu entscheiden und trägt außerdem positiv zur lokalen Wirtschaft bei.“
Einige unbegründete Mythen stellen das Konzept der Bargeldhilfe in Frage und äußern die Befürchtung, dass Klient*innen mit dem Geld beispielsweise Dinge wie Zigaretten und Alkohol kaufen könnten.
„Die Realität zeigt, dass die Menschen das Geld überwiegend für Lebensmittel oder wichtige Dienstleistungen ausgeben, die sie zum Überleben benötigen“, sagt Clingain. Ein Vergleich von 30 Studien ergab, dass die Bargeldhilfe keinen Einfluss darauf hat, ob Menschen Dinge wie Alkohol und Drogen kaufen oder nicht.
In vielen von Krisen betroffenen Gemeinschaften haben Menschen nicht genügend Geld, um lebenswichtige Produkte auf den lokalen Märkten zu kaufen. Humanitäre Bargeldhilfe stärkt die lokale Wirtschaft und hilft den Menschen, notwendige Produkte zu erwerben.
„Sachleistungen können lokale Märkte und die Wirtschaft schwächen, weil die Menschen nicht bei lokalen Anbieter*innen einkaufen. Bargeldhilfe hingegen erzielt den gegenteiligen Effekt“, sagt Battain.
Bargeldhilfe fördert die lokale Wirtschaft, indem sie den Verkauf und die Produktion ankurbelt und neue Unternehmen sowie Beschäftigungsmöglichkeiten schafft.
Das IRC Resilient-Futures-Programm bietet Unternehmer*innen Schulungen und Zuschüsse zur Gründung von Kleinunternehmen. Die neuen Unternehmer*innen wenden nachhaltige Geschäftspraktiken an und tragen durch die Einstellung von Mitarbeitenden zur wirtschaftlichen Stabilität der Region bei.
Direkte Bargeldhilfe ist eine äußerst kosteneffiziente Methode zur humanitären Unterstützung. IRC vermeidet die logistischen Kosten, die mit der Bereitstellung von Sachleistungen verbunden sind, indem es Bargeld oder Gutscheine direkt an die Betroffenen verteilt.
„Der Mangel an Infrastruktur stellt eine große Herausforderung bei der Lieferung von Sachleistungen in Ländern wie Somalia, Kamerun oder Burkina Faso dar“, sagt Battain. „Dagegen kann man mit einem Mobiltelefon innerhalb von Sekunden Bargeld vom Norden des Landes in den Süden überweisen.“
IRC kooperiert mit Banken, Technologieunternehmen und anderen Finanzdienstleistern, um sichere und einfache Optionen wie Prepaid-Geldkarten und Smartphone-Lösungen anzubieten.
Bargeldhilfe bringt zwar einige Vorteile mit sich, kann aber nicht alle humanitären Bedarfe erfüllen.
„Bargeld kann den Transport in ein Krankenhaus ermöglichen, aber es stellt keine medizinische Versorgung sicher und kann nicht gegen Lebensmittel eingetauscht werden, wenn keine verfügbar sind“, sagt Clingain.
In Fällen, in denen Bargeld die komplexen Bedürfnisse nicht erfüllt, sind Sach- oder Dienstleistungen eine unverzichtbare Ergänzung der humanitären Hilfe.
Um die globale Hungerkrise anzugehen und Kinder mit Mangelernährung zu behandeln, hat IRC ein vereinfachtes Protokoll eingeführt. Mithilfe dieses Protokolls können das lokale Gesundheitspersonal und Vetreter*innen der Gemeinschaft, Mangelernährung bei Kindern diagnostizieren und behandeln.
Wenn Mangelernährung bei einem Kind diagnostiziert wird, benötigt es therapeutische Fertignahrung, die jedoch möglicherweise vor Ort nicht verfügbar ist. Bargeldhilfe unterstützt Familien dabei, ihre Kinder mit nahrhaften Lebensmitteln zu versorgen und Mangelernährung vorzubeugen. Wenn jedoch aufgrund von Naturkatastrophen oder einer knappen Versorgung auf den lokalen Märkten keine Lebensmittel verfügbar sind, verliert diese Form von Hilfe an Wirksamkeit.
Bargeldhilfe kann in vielen Krisen ein effektives Mittel sein, um Bedürfnisse zu decken. Gleichzeitig sind materielle Sachleistungen und direkte Dienstleistungen zusätzlich entscheidend, um Menschen lebenswichtige Unterstützung zu bieten.
Erfahre mehr über das IRC-Behandlungsprotokoll gegen Mangelernährung.
IRC hilft Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen zerstört wurden, ihr Überleben zu sichern, sich von Krisen zu erholen und ihre Zukunft selbst zu gestalten. Doch dazu brauchen wir deine Unterstützung.
*Nachname zum Schutz der Privatsphäre weggelassen