Was ist die aktuelle Lage in der Ukraine?
Mehr als 10 Million Menschen auf der Flucht nach russischer Invasion in die Ukraine
Mehr als 10 Million Menschen auf der Flucht nach russischer Invasion in die Ukraine
Am 24. Februar entsandte Russland militärische Truppen in die Ukraine. Die Bombardierung und der Beschuss gehen weiter, Menschen müssen aus ihren Häusern fliehen und suchen verzweifelt nach Sicherheit.
Der seit acht Jahren andauernde Konflikt hat bereits dazu geführt, dass mehr als 8 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben worden und fast 3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Die Eskalation der Krise hat verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung und der Bedarf an humanitärer Hilfe steigt rasant an.
Als die Sowjetunion zusammenbrach und der Kalte Krieg endete, erklärte sich die Ukraine 1991 offiziell als unabhängiges Land. Seitdem hat das Land engere Beziehungen zur Europäischen Union und zur NATO aufgebaut.
Diese Entwicklung sieht Russland als wirtschaftliche und strategische Bedrohung für seine eigene Sicherheit. 2014 marschierte Russland auf der Halbinsel Krim ein, annektierte sie und begann, prorussische Separatist*innen in Teilen der Ostukraine zu unterstützen, die sich vom Land abspalten wollen.
Seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 und dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine sind 3.000 Menschen ums Leben gekommen, über 5 Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern in der Ukraine vertrieben und über 3 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Der Krieg in der Ukraine führt zu schwerem menschlichen Leid. Die Welt ist Zeuge von unschuldigen Toten, und die Zerstörung des täglichen Lebens führt zu massiven Vertreibungen. Dies wird in Europa und auf der ganzen Welt zu spüren sein. Der Krieg wirkt sich auch auf die Nahrungsmittelversorgung von Ländern wie Jemen, Libyen und Libanon aus, die bereits mit einer großen Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind.
Der Konflikt droht die größte Militäraktion in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg zu werden. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass bis zu 50.000 Menschen getötet oder verwundet werden könnten.
Weitere Gewalt wird die bereits geschwächte Infrastruktur der Ukraine zerstören. Durch COVID-19 ist das Gesundheitssystem des Landes bereits geschwächt, und die Wirtschaft des Landes ist drastisch zurückgegangen. Die Lebensmittel- und Treibstoffknappheit wird akut werden, und die öffentlichen Dienste werden nicht mehr funktionieren.
Viele Ukrainer*innen sind innerhalb des Landes vertrieben und andere zur Flucht gezwungen. Schätzungen Polens zufolge hat es bereits mehr als 1,8 Millionen Geflüchtete aufgenommen.
Die Ukraine hat auch Geflüchtete aus Ländern wie Afghanistan und Weißrussland aufgenommen, die ebenfalls gefährdet sind.
Die Mehrheit der 3,5 Millionen Geflüchteten, die die Ukraine verlassen haben, sind Frauen und Kinder. Zusammen mit vertriebenen Frauen innerhalb der Ukraine sind sie durch Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch gefährdet.
Es wird zunehmend schwerer für Frauen und Mädchen, die von der Krise betroffen sind, an medizinische Notfall- und Grundversorgung, sowie Sozialdienste zu gelangen. Um die 80.000 Frauen werden in den nächsten drei Monaten in der Ukraine entbinden. Falls die Krise weiterhin die notwendigen Dienste stilllegt, werden viele dieser Frauen keinen Zugang zu Geburtshilfe haben. Für sie wird Gebären zu einer lebensbedrohlichen Erfahrung werden.
IRC ruft internationale Spender*innen und Regierungen weltweit dazu auf, Unterstützung und Schutzdienste für Frauen und Mädchen zu priorisieren. Das bedeutet, auf ukrainische Frauen und Mädchen zu hören und Frauenrechtsorganisationen in allen betroffenen Ländern in die Koordination und Implementierung der humanitären Reaktion zu involvieren.
Dies wäre die schlimmste humanitäre Krise, die Europa seit Jahrzehnten erlebt hat. Menschen und Familien müssen geschützt werden.
IRC unterstützt nachdrücklich den Aufruf des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, die Zivilbevölkerung im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu schützen. Die UN-Charta muss respektiert und das humanitäre Völkerrecht befolgt werden, was auch den Schutz von Schulen und Krankenhäusern einschließt. Die Menschen müssen sich frei bewegen können, und Hilfsorganisationen müssen Zugang zu den Menschen erhalten.
Gleichzeitig muss sich die Welt auf das Schlimmste vorbereiten und Mittel für Hilfsprogramme innerhalb und außerhalb der Ukraine bereitstellen. Dies wird Leben retten und menschliches Leid lindern.
Die europäischen Länder müssen ihre Nachbarn, die aus der Ukraine fliehen, willkommen heißen. Sie müssen ihre Grenzen offen halten und den uneingeschränkten Zugang zu Asyl und angemessener Aufnahme gewährleisten.
Die EU muss Polen und andere Nachbarländer der Ukraine dabei unterstützen, ihre Kapazitäten so zu erweitern, dass diese Geflüchtete aufnehmen, ihre Sicherheit gewährleisten, ihnen angemessene Unterkünfte, Einrichtungen und Grundversorgungsgüter bereitstellen und uneingeschränkten Zugang zu Asylverfahren garantieren können.
Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Ukraine weiterhin bei der Aufnahme und Versorgung von Binnenvertriebenen und Evakuierten unterstützen sowie sich mit dem großen humanitären Bedarf, der entsteht, befassen.
Langfristig müssen sich EU-Mitgliedstaaten darauf verständigen, die Verantwortung für Asylsuchende durch humanitäre Aufnahmeprogramme und nachhaltige Unterstützung von Asylsystemen zu teilen. Wenn der Krieg fortschreitet, werden Vertreibungen und humanitäre Notsituationen in ganz Europa weiter anhalten. Um eine humane und wirksame Reaktion zu gewährleisten, ist eine gemeinsame europäische Strategie unerlässlich.
IRC ist vor Ort im Einsatz und arbeitet mit lokalen Partnern in Polen und der Ukraine zusammen. In den Anfangsphasen unseres Einsatzes werden wir lebensnotwendigen Güter bereitstellen. Unter anderem Decken, warme Kleidung, Kochplatten, Lebensmittel, Grundversorgungsmittel und, wo möglich, Bargeld.
Gemeinsam mit unseren Partner*innen wird IRC auch für Neuangekommene eine existierende Hotline für Informationen über Asyl und andere Dienste zur Verfügung stellen. Zudem werden wir rechtliche Beratung und psychologische Unterstützung anbieten, sowie sie mit anderen Diensten wie Sozialarbeiter*innen, Übersetzer*innen und kulturellen Mitarbeiter*innen in Verbindung setzen.
„Wir sind dort im Einsatz zu sein, wo wir am meisten gebraucht werden und bitten lebenswichtige Dienste dort an, wo sie am nötigsten gebraucht werden", betont Lani Fortier.
Mehr zur Lage vor Ort und unserem Einsatz erfahren Sie auf Facebook und Instagram.