"Huckepack" ist ein IRC-Ferienangebot für geflüchtete Kinder, die die deutsche Schule besuchen. Im 2-wöchigen Programm werden Kinder in kleinen Gruppen aktiv auf einen selbstsicheren Übergang in die Sekundarstufe und den Start auf einer neuen Schule vorbereitet.

Im Juli 2022 wurde das Sommerprogramm erneut in Essen und erstmals auch in Cottbus umgesetzt. Insgesamt konnten sich 108 Kinder, unter anderem aus Syrien oder der Ukraine, spielerisch und kreativ ausprobieren, mit erfahrenen Pädagog*innen eigene Stärken entdecken und dabei auch neue Freundschaften knüpfen.

"Das Ferienprogramm "Huckepack" basiert auf dem etablierten Healing-Classrooms-Ansatz von IRC. Es schafft einen sicheren und vertrauensvollen Ort, an dem Kinder lernen und sich entfalten können und so ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen weiterentwickeln", sagt Shanti D´sa Programmleiterin für Bildung bei IRC Deutschland.  "Das Ganze bieten wir mit viel Bewegung und gesunder Ernährung an. So werden die Kinder startklar für die Herausforderungen an einer neuen Schule." 

Kinder stärken ihre Resilienz beim Sommerferienprogramm von IRC Deutschland
Wie bringe ich meine Gefühle richtig zum Ausdruck? Der Umgang mit den eigenen Emotionen ist ein wichtiger Bestandteil im IRC-Ferienprogramm "Huckepack".
Foto: Maik Reichert/IRC

Ihre Stärken und ihr Selbstvertrauen konnten die Kinder während der kreativen Projektarbeit entdecken und ausbauen. Gerade für geflüchtete Kinder, die an einer neuen Schule und in einem neuen Land häufig mit dem konfrontiert werden, was sie augenscheinlich noch nicht können, bietet das Arbeiten an gemeinsamen Projekten die Möglichkeit, sich auszuprobieren, Fehler zu machen und eigene und gemeinschaftliche Erfolge zu feiern.
Sei es bei der Gestaltung von Hochbeeten, musikalischer Konzerte, Foto- und Filmvorstellungen, einer eigenen Zeitung oder auch dem Aufbau eines Jahrmarktes: Die Kinder bewiesen viel Durchhaltevermögen, Kreativität und Teamgeist, die sie in einer Abschlussveranstaltung mit Eltern, Erziehungsberechtigten, Geschwistern und Freund*innen teilen konnten. 

Kinder stärken ihre Resilienz beim Sommerferienprogramm von IRC Deutschland
Mit vielen Spielen und Übungen stärkten die Kinder ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Das widerum hilft ihnen, neue Freundschaften aufzubauen, sich besser und länger zu konzentrieren, ihre Gefühle auszudrücken und mit Konflikten umzugehen.
Foto: Maik Reichert/IRC

Um den Kindern Sicherheit an einem neuen und unbekannten Ort zu geben, waren Orientierungshilfen und eine feste Rahmengebung Bestandteil des Programms "Huckepack". Begrüßungs- und Abschiedsrituale, visualisierte Tagesabläufe und dank T-Shirts sowie Armbänder mit farblich gekennzeichnete Gruppen halfen den Kindern beim Ankommen und Wohlfühlen. Für die Kinder war damit stets transparent, was im Laufe des Tages auf sie zukommen wird und wie sie sich an den Angeboten beteiligen können. "Das Gefühl von Zugehörigkeit zu einer festen Gruppe mit mindestens einer erwachsenen Bezugsperson ist für die Kinder besonders wichtig, wenn sie sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden müssen," erklärt Shanti D´sa weiter.

Unter den teilnehmenden Kindern in Essen waren auch ukrainischen Mädchen dabei. Wir haben mit sechs von ihnen gesprochen und sie erzählten uns, was ihnen hier am meisten Spaß macht, wen sie aus der Heimat vermissen und was sie sich für die Zukunft wünschen. 
 

"Bestes Beispiel für eine sozial-emotionale Übung war unser Vertrauensparcours, durch den sich immer zwei Kinder gegenseitig führten. Ein Kind hatte die Augen verbunden, während ihm das andere mit Worten oder Geräuschen Hinweise gab, welche Hindernisse als nächstes überwunden werden mussten. Die Kinder haben sich sehr gut auf die Übung einlassen können und das Vertrauen in den Gruppen wurde sichtbar gestärkt. Bei einer anderen Übung sollten die verschiedenen Gruppen gegeneinander antreten und mit denselben Materialien einen Turm bauen. Der Ehrgeiz und das Teamgefühl waren sichtlich spürbar und am Ende wurde der höchste und schönste Turm gekürt." 

zwei Maedchen im Projekt Huckepack
Wie viele andere Kinder haben sich die zwei Mädchen Veronika und Mariia im Ferienprogamm kennengelernt und wurden Freundinnen.
Foto: Maik Reichert

Sprachbarrieren überwinden – Selbstbewusstsein stärken

In einem Ferienprogramm wie "Huckepack" ist eine Konfrontation mit Sprachbarrieren selbstverständlich. Die Kinder und pädagogischen Fachkräfte begegneten diesen Herausforderungen mit viel Offenheit und Kreativität. Das Freundschaften und gemeinsames Spielen nicht von einer gemeinsamen Sprache abhängen muss, zeigten zum Beispiel Denys und Taha. Die beiden Jungen lernten sich während des Ferienprogramms kennen und bauten eine enge Freundschaft auf. Gesprochen und gespielt wurde mit einigen Englischkenntnissen. Andere Kinder konnten sich mit ihren Sprachkenntnissen als Übersetzer*innen einbringen. Beispielsweise sprach Emily fließend Deutsch und hat sich immer Mühe gegeben, für die anderen Kinder auf Russisch zu übersetzen. Damit half sie nicht nur anderen Kindern, sondern erlebte ihre Sprachkenntnisse als besondere Stärke. Dadurch gewann sie immer mehr Selbstvertrauen beim Sprechen vor Gruppen und Erwachsenen.

Spiel und Bewegung beim Sommerferienprogramm von IRC Deutschland
Bei verschiedenen Projektgruppen konnten die Kinder Stärken entdecken und ihre sozial-emotionalen Kompetenzen schärfen – Fähigkeiten, die besonders wichtig sind, damit sie sich in einer fremden und ungewohnten Schulumgebung wohlfühlen, Kraft tanken und aufblühen können.
Foto: Maik Reichert/IRC

Auch andere Kinder haben ihre Kommunikationsfähigkeiten auf Deutsch erweitert. Muhammad ist seit etwa fünf Monaten in Deutschland. Zum Beginn des Programms hatte er Schwierigkeiten, sich auf Deutsch auszudrücken. Schon sehr bald hat er bei der Projektvorstellung enthusiastisch den anderen Kindern auf Deutsch erklärt, wie das Cup-Stacking-Spiel funktioniert. 

Das IRC-Projekt "Huckepack" ist Teil von AUF!leben – Zukunft ist jetzt, ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und zugehörig zum Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona" der Bundesregierung.