Seit 2014 gilt der 30. Juli als Internationaler Tag gegen Menschenhandel. Auch in Deutschland werden täglich Personen durch Menschenhandel ausgebeutet. Lange verband man in Deutschland den Begriff vor allem mit der sexuellen Ausbeutung von Frauen aus Osteuropa. Inzwischen kommen aber auch andere Formen der Ausbeutung mehr in den Fokus, wie beispielsweise Zwangsarbeit und Arbeitsausbeutung. 

Erfahre in diesem Artikel, was Menschenhandel ist, wer besonders betroffen ist und was du dagegen tun kannst. 

Was ist Menschenhandel?

Menschenhandel beschreibt die Praxis, Menschen durch Zwang, Täuschung oder Gewaltanwendung in ausbeuterische Verhältnisse zu überführen, um an ihnen Geld zu verdienen. 2023 wurden weltweit mehr als 180.000 Betroffene identifiziert. Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher und mehrere Millionen Menschen sind von Menschenhandel betroffen. Frauen und Mädchen sind besonders von Menschenhandel betroffen. 

Die häufigsten Formen von Ausbeutung sind: 

Weniger häufige Formen der Ausbeutung sind erzwungene kriminelle Aktivitäten, Zwangsheirat, erzwungene Betteltätigkeiten oder erzwungene Organentnahme. Menschenhandel verletzt grundlegende Menschenrechte wie das Recht auf Freiheit oder Selbstbestimmung. 

Welche Mythen sind bekannt? 

Die meisten Menschen, die von Menschenhandel betroffen sind, werden in ihren Heimatländern ausgebeutet. Dazu kommen Menschenhandelsrouten, die sich regional und sogar global erstrecken. 

Viele Menschen, die später durch Menschenhandel ausgebeutet werden, verlassen ihr Heimatland zunächst auf der Suche nach internationalem Schutz. Da es zu wenig sichere Zufluchtswege und mehr Grenzkontrollen gibt, wenden sich viele Schutzsuchende auf ihrem Weg an Schmuggler*innen. Dadurch können sie in ausbeuterische Verhältnisse gelangen.

Menschen sitzen in einer Reihe vor temporären Unterkünften, umgeben von einem Zaun.
Strenge Grenzkontrollen und restriktive Migrationspolitik schützen potenzielle Betroffene nicht vor Menschenhandel – im Gegenteil, sie erhöhen das Risiko von Menschenhändler*innen ausgebeutet zu werden.
Foto: Milos Bicanski/IRC

Es ist wichtig zwischen Menschenhandel und Menschenschmuggel zu unterscheiden. Infolge beider Praktiken werden Menschen über nationale Grenzen bewegt. Im Fall von Menschenschmuggel geschieht dies jedoch im gegenseitigen Einvernehmen, während im Fall von Menschenhandel Zwang und Ausbeutung auch über die eigentliche Grenzüberführung im Vordergrund stehen.

Warum ist der Internationale Tag gegen Menschenhandel wichtig? 

Menschenhandel ist ein globales Problem, das insbesondere marginalisierte Menschen in unserer Gesellschaft trifft. Aufgrund bestehender sozialer, wirtschaftlicher und rechtlicher Ungleichheiten sind Menschen in prekären Situationen besonders gefährdet. Aus diesem Grund machen Frauen und Mädchen zwei Drittel der Betroffenen aus. Auch schutzsuchende Menschen sind aufgrund ihrer prekären, wirtschaftlichen Situation, unzureichend legalen und sicheren Zufluchtswege und ihres oft unsicheren Aufenthaltsstatus gefährdet. Während der Flucht oder angekommen im Zielland geraten sie oft in die Hände von Menschenhändler*innen. 

 Nahaufnahme von ausgetrocknetem, rissigem Boden, der durch Trockenheit und Wassermangel geprägt ist.
Kriege, Konflikte und der Klimawandel verschärfen das Risiko für Menschenhandel.
Foto: Mahab Azizi/IRC

Der Krieg in der Ukraine und die daraus entstehende Fluchtbewegung stellt ein erhöhtes Risiko für die vertriebenen Menschen dar, in Menschenhandel zu geraten. Der Internationale Tag gegen Menschenhandel erinnert an die Notlage von Betroffenen und ruft dazu auf, gemeinsam gegen dieses Verbrechen vorzugehen. 

Wie ist die Lage in Deutschland?

Auch in Deutschland werden jeden Tag Personen durch Menschenhandel ausgebeutet. 2022 identifizierten Behörden in Deutschland 1532 Betroffene von Menschenhandel. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021, als 581 Personen ermittelt wurden. Die Betroffenen stammten vorrangig aus Osteuropa und Südosteuropa und gerieten in sexuelle Ausbeutung sowie Zwangsarbeit.  

Expert*innen glauben, dass diese Zahlen nicht das Gesamtausmass von Menschenhandel in Deutschland abdecken. Die meisten Betroffenen von Menschenhandel in Deutschland werden nicht identifiziert.

„Insbesondere Menschen aus Drittstaaten sind oft nicht in der Lage, sich als Betroffene von Menschenhandel zu erkennen zu geben oder sich Hilfe zu holen. Mangelnde Sprachkenntnisse stellen oft ein großes Hindernis für die Suche nach Hilfe dar. Zusätzlich wird die Angst vor Polizei und Asylbehörden durch die Sorge verstärkt, abgeschoben zu werden oder für vermeintliche Straftaten bestraft zu werden. Viele haben in ihrem Heimatland oder auf der Durchreise negative Erfahrungen mit staatlichen Institutionen gemacht.” - Sabine Bauer-Amin, Programmleitung Anti-Trafficking

Deutschland hat verschiedene Menschenrechtsabkommen unterzeichnet und ist daher verpflichtet:  

Um dieser menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen, braucht es mehr staatlicher Finanzierung für Projekte, die potenzielle Betroffene und Organisationen über die Risiken und Anzeichen von Menschenhandel aufklären sowie Überlebende von Menschenhandel unterstützen. 

Auch müssen legale und sichere Zufluchtswege gestärkt werden, um das Risiko für Schutzsuchende in Menschenhandel verwickelt zu werden zu reduzieren. 

Wie hilft IRC Betroffenen?

Das IRC-Projekt „Safety Net” klärt potenziell Gefährdete über die Risiken und Anzeichen von Menschenhandel auf. Außerdem identifiziert es Betroffene und unterstützt sie dabei, Unterstützung zu finden. Damit Betroffene besser erkannt werden, schult das Projekt zusätzlich Organisationen, die mit Geflüchteten arbeiten.

Was kannst du gegen Menschenhandel tun?