Krieg in der Ukraine: Wir dürfen Kinder nicht vergessen
Seit 100 Tagen herrscht nun Krieg in der Ukraine. Wir dürfen Kinder nicht vergessen, denn sie sind oft am stärksten von den Auswirkungen betroffen.
Seit 100 Tagen herrscht nun Krieg in der Ukraine. Wir dürfen Kinder nicht vergessen, denn sie sind oft am stärksten von den Auswirkungen betroffen.
Nach drei Monaten ist ein Ende des Krieges in der Ukraine nicht in Sicht. Inzwischen sind zwei Drittel der Kinder in der Ukraine aus ihren Häusern vertrieben worden. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 sind vor allem Frauen und Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. 100 Tage nach Kriegsbeginn mussten nun mehr als 6 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, während die Zahl der Binnenvertriebenen auf 8 Millionen gestiegen ist.
IRC liegt das Wohlbefinden der Jüngsten besonders am Herzen. Gemeinsam mit unseren lokalen Partnern in der Ukraine und in Polen setzen wir uns unter anderem für die Bedürfnisse der Kinder ein. Inzwischen haben über 3,6 Millionen ukrainische Geflüchtete Zuflucht im Nachbarland Polen gefunden, wo wir sie tatkräftig unterstützen.
„Aber dann geht man in ein Aufnahmelager [für Geflüchtete] und es herrscht Stille. Die Kinder spielen nicht. Das ist nicht normal.“
Unsere Teams vor Ort berichten immer wieder davon, dass Kinder großem Trauma ausgesetzt sind und die Erlebnisse sie schwer belasten.
Ein Trauma kann langfristige Auswirkungen sowohl auf die Gesundheit und die Zukunft eines Kindes haben. Dabei kann toxischer Stress entstehen, der eine biologische Reaktion auf langanhaltende und schwerwiegende Belastungen beschreibt und die Entwicklung des Gehirns eines Kindes beeinträchtigt.
Männer im wehrfähigen Alter dürfen die Ukraine nicht verlassen. Daher sind viele Frauen und ihre Kinder gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. „Der psychische und physische Druck der Wehrpflicht, die zur Trennung von Millionen von Familien geführt hat, ist enorm”, sagt Macey.
Viele Frauen, die als Geflüchtete in den benachbarten Ländern wie Polen ankommen, leben abgegrenzt von der Gesellschaft. Oft verfügen sie weder über soziale Kontakte vor Ort noch über Sprachkenntnisse oder Arbeitsmöglichkeiten, die es ihnen ermöglichen würden, für ihre Kinder zu sorgen.
Aufgrund unserer langjährigen Arbeit in den gefährlichsten Krisengebieten der Welt weiß IRC, dass Frauen und Mädchen in solch einer Krise, von Ausbeutung und Missbrauch betroffen sein können.
Eine IRC-Umfrage unter ukrainischen Geflüchteten in Polen, zeigt, dass 28 Prozent von Menschenhandel bedroht sind. Außerdem gaben 19 Prozent der Befragten an, physische oder sexuelle Gewalt erlebt zu haben.
Viele Geflüchtete befürchten, dass sich die Situation verschlimmern könnte. 36 Prozent der Befragten sind besorgt, dass ihre Familien weiter voneinander getrennt werden könnten. Zudem berichten ukrainische Mütter, dass die psychologischen Auswirkungen der Krise auf ihre Kinder gravierend sind.
IRC arbeitet vor Ort eng mit lokalen Partnern und der polnischen Regierung zusammen um spezielle (Hilfs-)Angebote für traumatisierte Kinder zu schaffen. Dazu gehören auch die so genannten „Safe Healing and Learning Spaces”. Diese bieten eine fürsorgliche und sichere Umgebung, in der sich die Kinder tagsüber zurückziehen können.
In Warschau wird das Projekt Safe Healing and Learning Spaces zur vollständigen Integration von Kindern in das Schulsystem beitragen. IRC arbeitet mit drei lokalen Organisationen zusammen, die sich auf den reibungslosen Übergang der Kinder in die Schulen konzentriert. Den Kindern werden Hilfskräfte zur Seite stehen, die sie bei der Eingewöhnung in polnische Klassenzimmer unterstützen.
In Polen arbeitet IRC mit drei lokalen Organisationen zusammen, um die Versorgung der aus der Ukraine vertriebenen Familien sicherzustellen. Viele von ihnen befinden sich in Notunterkünften im ganzen Land:
Gemeinsam mit unseren ukrainischen Partnern ist IRC auch in der Ukraine im Einsatz, um die Evakuierung von Frauen und Kindern zu ermöglichen, psychologische Hilfe zu leisten und Lebensmittel, Decken, warme Kleidung, Heizöfen, humanitäre Bargeldhilfe und andere lebensnotwendige Güter an vertriebene Familien zu versorgen.
Trotz allem ist es das Wichtigste für die ukrainischen Kinder, dass sie mit ihrer ganzen Familie zu Hause und in Sicherheit sein können.
„Zivilist*innen, insbesondere Frauen und Kinder, müssen um jeden Preis beschützt werden”, sagt Macey. „Wir brauchen einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende der Gewalt.”