Ostafrika und das Horn von Afrika werden von der schlimmsten Invasion von Wüstenheuschrecken seit Generationen geplagt. Ohne sofortige Maßnahmen sind diesen Sommer 4,9 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Diese Katastrophe kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für Länder wie Somalia, die bereits mit einer doppelten Krise konfrontiert sind: Nahrungsmittelknappheit und COVID-19.
Gemeinsam mit lokalen Partnern vor Ort reagiert International Rescue Committee auf die sich entwickelnde Krise und setzt sich weltweit dafür ein, dass humanitärer Hilfe bereitgestellt wird. Unsere Teams bieten Trainings in Gemeinden an, stellen Direkthilfen für Landwirtschaft Betreibende und Viehzüchter*innen bereit und unterstützen die Hilfsbedürftigsten - insbesondere Frauen und Mädchen -, die mit einer verheerenden Hungerkrise konfrontiert sind.
Hier sind sieben Fakten zur Situation vor Ort:
Wüstenheuschrecken sind extrem gefährlich.
Diese wandernden Insekten richten innerhalb von Minuten irreparablen Schaden an. Selbst ein verhältnismäßig winziger Schwarm in der Größe eines Quadratkilometers verzehrt an einem Tag die gleiche Menge an Nahrung wie 35.000 Menschen. In acht Ländern - Kenia, Uganda, Südsudan, Äthiopien, Somalia, Eritrea, Dschibuti und Sudan - haben Heuschreckenschwärme bereits Hunderttausende Hektar Acker- und Weideland zerstört und sind dabei, sich weiter auszubreiten.
Fünf Millionen Menschen sind von einer Hungersnot bedroht.
Bis Ende März beschädigte der Heuschreckenbefall in Äthiopien, Kenia und Somalia mehr als 25 Millionen Hektar Ackerland. Ohne ein rasches Eingreifen werden Millionen von Menschen diesen Sommer mit einer Hungersnot konfrontiert sein.
Ein neuer Schwarm schlüpft.
Eine vierte Generation von Heuschrecken schlüpft gerade aus ihren Eiern. Expert*innen rechnen damit, dass sich die Zahl der Wüstenheuschrecken damit um das 8.000-fache vergrößern wird. Die nächste Heuschreckenwelle soll im Juli beginnen und fällt mit dem Beginn der Erntesaison zusammen, sowie einer weiteren Verbreitung des Coronavirus. Das Weideland für Vieh ist ebenfalls gefährdet.
Somalia wird wahrscheinlich am härtesten getroffen.
Die somalische Regierung erklärte als erste in der Region einen landesweiten Notstand als Reaktion auf die Wüstenheuschreckenplage. Ohne humanitäre Hilfe werden zwischen Juli und September voraussichtlich 3,5 Millionen Menschen von Hunger bedroht sein. Schon jetzt ist die Bevölkerung mit wiederkehrenden Wellen von weit verbreiteter Gewalt, Dürre, Überschwemmungen, anhaltender Nahrungsmittelknappheit und Krankheiten konfrontiert.
Der schlimmste Ausbruch seit 70 Jahren.
Wenn die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen nicht beschleunigt wird, werden die Schwärme von Ostafrika nach Westafrika abwandern. „Das ist die schlimmste Heuschreckeninvasion, die wir in unserer Generation erlebt haben“, sagt Sahal Farah von Docol, einer Partnerorganisation von IRC. „Die Insekten zerstörten Weideland, verseuchten Wasserquellen und vertrieben viele Hirten. Das Schlimmste ist, dass wir die Lage nicht selbst unter Kontrollen bekommen können und bisher keine Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft erhalten haben.“
Frauen sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
IRC schätzt, dass bis August 5.000 Haushalte durch Ernteausfälle auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. Der Anstieg von Nahrungsmittelpreisen wird sich besonders auf die Lage von Frauen und Mädchen auswirken. Da die Familienoberhaupte gezwungen sind, auf der Suche nach Nahrung und Arbeit den Haushalt zeitweise zu verlassen, werden sie zunehmender Gewalt und Diebstahl ausgesetzt sein. Zudem müssen sich Frauen mehr in die Führung bestehender landwirtschaftlicher Betriebe oder Kleinunternehmen einbringen, während ihre familiären Verpflichtungen bestehen bleiben.
Eine Hungersnot kann nur mit zusätzlichen finanziellen Mitteln gestoppt werden.
IRC benötigt 1,98 Millionen US-Dollar, um die Auswirkungen der Heuschreckenplage in Somalia zu lindern. Wir appellieren auch an die Vereinten Nationen und die betroffenen Länder, die Analyse der Heuschreckenbewegungen sowie den Informationsaustausch fortzusetzen, damit Schlimmeres verhindert werden kann.