1948 erlebten Youssefs Eltern und Großeltern die Nakba, die Vertreibung von 700.000 Palästinenser*innen. „Meine Familie ließ sich in verschiedenen Ländern der arabischen Welt nieder. Meine Eltern wanderten nach Damaskus in Syrien aus, wo ich 1962 geboren wurde.“  

Youssef hat viele Erinnerungen an seine Heimat. Schon früh zeigte er eine Begeisterung für den Sport. Besonders für den Fußball, der ihn seit seiner Kindheit begleitet. „Ich mache seit ungefähr 50 Jahren Sport. Ich habe nie auf Sport verzichtet! Ich liebe den Sport. Es ist für mich unmöglich, einen Tag ohne zu verbringen. Und wenn ich mal selbst nicht aktiv bin, dann schaue ich Fußball. Täglich Fußball zu spielen oder zu schauen, ist für mich ein Muss.“ 

Während seiner Schulzeit schloss Youssef das Abitur ab und absolvierte eine Ausbildung zum Elektrotechniker. Später wurde er Fußballtrainer.  

Ein Mann in einem roten T-Shirt und schwarzer Kappe schaut bei hellem Sonnenschein in die Luft, während ein Ball über ihm schwebt; im Hintergrund sind ein Zaun und mehrstöckige Gebäude zu sehen.
Der Fußball begleitet den 62-Jährigen Youssef schon immer. Die Nummer 10 hat ihn besonders geprägt. „Sie ist bei Sportler*innen auf der ganzen Welt beliebt – ob in Brasilien, Deutschland oder Frankreich.“
Foto: Maša Stanić/IRC

Youssef lebt seit acht Jahren in Deutschland. In den ersten Monaten fand er durch Freund*innen und Bekannte im Sportbereich Anschluss. Er nahm an sportlichen Veranstaltungen für Geflüchtete teil und erwarb die C-Lizenz als Fußballtrainer.  

Heute arbeitet er als Trainer. „Der Großteil meiner Trainerlaufbahn bestand in dem Lehren der Fußballregeln. Das macht mir am meisten Spaß – sei es in Syrien oder hier in Deutschland.“ Durch den Sport fand er eine neue Gemeinschaft. „Ich kann ohne Sport nicht leben. Sport hat mir viele Türen geöffnet. Ich habe neue Freund*innen gefunden und tolle Erfahrungen im Verein gemacht.“ 

Ich habe mich durch den Sport in diesem Land integriert.

Für Youssef bedeutet Heimat Sicherheit, Leben und Sport. „Als palästinensischer Syrer bedeutet meine Heimat mir sehr viel. Ich bin dort geboren und aufgewachsen.“ Es fiel ihm schwer, seine Familie und Freund*innen in Syrien zurückzulassen. Doch aufgrund der anhaltenden Krise sah er keinen anderen Ausweg. „Zurückzukehren ist ebenfalls schwierig, besonders nachdem wir hierhergekommen sind. In meiner Heimat ist es nicht sicher. Wir sind hier, um in Sicherheit zu leben.“ 

Obwohl Youssef keine eigenen Kinder hat, weiß er, wie wichtig Bildung und sportliche Aktivitäten für die Entwicklung junger Menschen sind. „Hier ist alles gut organisiert und es gibt reichlich Möglichkeiten, besonders für Kinder. Sie können studieren und erfolgreiche Sportler*innen werden. In unserer Heimat gibt es nicht viele Sporteinrichtungen und niemand kümmert sich darum. Wir haben damals aus eigener Tasche gezahlt, um einen Verein zu gründen und diesen aufrechtzuerhalten. Hier ist das anders. Hier gibt es alles: Fußballfelder, Schwimmhallen und vieles mehr. Überall, wo man hingeht, gibt es etwas. Direkt vor deiner Haustür könnte ein Park oder Spielplatz sein, wo deine Kinder spielen können. Das hilft den Kindern, ihr volles Potenzial zu entfalten.“

Ihm ist es wichtig, den jüngeren Generationen wichtige Werte und Fähigkeiten zu vermitteln. Youssef sieht es als seine Mission, ihnen die Chancen zu bieten, die er selbst oft vermisst hat. „So etwas hatten wir in der Heimat nicht. Ich liebe es mit Kindern Fußball zu spielen und sie zu trainieren, zu lehren, sie kulturell zu prägen.“ 

Beschäftigt euch mit Sport, anstatt eure Zukunft zu verschwenden! Ich persönlich liebe Sport, deswegen versuche ich ihn an die jüngere Generation weiterzugeben.

Youssef hofft, noch viele weitere Jahre im Sportbereich tätig zu sein, um Kinder und Jugendliche zu fördern und inspirieren. „Sport ist das Wichtigste, was du und deine Kinder tun können. Es stärkt die Gesundheit und den Charakter. Bringe deinem Kind von klein auf bei, Sport zu treiben und nimm es mit auf das Fußballfeld. So wird es den Sport lieben lernen und auf dem richtigen Weg bleiben!“