Weltweit werden populistische Stimmen immer lauter, die unsere Gesellschaften spalten wollen. Dabei zeigt die Geschichte, dass Menschen durch gemeinsames Handeln Großes erreichen können. Ob für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz oder politische Reformen – Solidarität treibt gesellschaftlichen Fortschritt voran.
Lies weiter, um mehr über Beispiele aus der Geschichte zu erfahren, in denen gemeinsames Handeln positive Veränderungen bewirkt hat.
Grassroots-Bewegungen
Anti-Atomkraft-Bewegung (1970er-1980er, Deutschland): Bürger*innen mobilisierten sich gegen Atomkraftwerke und machten mit Demonstrationen, Mahnwachen und Aktionen auf die Risiken der Kernenergie aufmerksam. Nach der Ölkrise von 1973 gewann die Bewegung zunehmend an Bedeutung, da Politik und Industrie die Atomenergie als sichere Alternative zur fossilen Energiegewinnung bewarben. In deutschen Städten wie Wyhl, Brokdorf und Gorleben verhinderten Protestierende erfolgreich geplante Atomanlagen. Die Bewegung erreichte ihren Höhepunkt in den 1980er Jahren und führte zum politisch beschlossenen Atomausstieg. Atomkraftgegner*innen warnten früh vor ungelösten Problemen wie Endlagerung, Unfallrisiken und hohen Kosten für Bau sowie Rückbau von Atomkraftwerken. Gesellschaft und Wissenschaft setzen sich weiterhin für erneuerbare Alternativen ein, indem sie Risiken der Kernenergie aufzeigen, nachhaltige Energien fördern und politischen Druck gegen die Wiederbelebung der Atomkraft aufbauen.
Friedliche Revolution (1989, DDR): Trotz Stasi-Überwachung und starker Beeinträchtigung individueller Freiheiten stellten sich mutige Menschen dem DDR-Regime entgegen. Sie organisierten geheime Treffen, verteilten Flugblätter und demonstrierten öffentlich. Kirchen und Oppositionelle boten Schutzräume für den Widerstand. Mit gewaltfreien Methoden wie Menschenketten und Kundgebungen wuchsen die Montagsdemonstrationen zu einer Massenbewegung, die das DDR-Regime erschütterte. 28 Jahre lang trennte die Mauer Ost- und West-Berlin, doch der anhaltende Protest brachte das System ins Wanken. Im Herbst 1989 verstärkten Demonstrationen den Druck, bis die Regierung am 9. November die Mauer öffnete. Dieser politische Umbruch führte zur Wiedervereinigung und inspirierte weltweit demokratische Bewegungen.
#unteilbar-Protestmärsche (2018-heute): Die Bewegung entstand 2018 als Reaktion auf den wachsenden Rechtspopulismus und rassistische Hetze in Deutschland. Seitdem schließen sich immer mehr Menschen den Protesten an und setzen sich gegen Rassismus, soziale Ungleichheit und rechtsextreme Ideologien ein. Sie fordern eine offene Gesellschaft, in der Solidarität, Gleichheit und Vielfalt gestärkt werden. Migrantische Selbstorganisationen übernehmen eine wichtige Rolle, indem sie Diskriminierung sichtbar machen und Reformen einfordern. Die #unteilbar-Demonstrationen bringen Menschen aus allen Bereichen zusammen – von Aktivist*innen über Künstler*innen bis hin zu Wissenschaftler*innen. Mit Protestmärschen, Kunstaktionen und öffentlichen Debatten schaffen sie Aufmerksamkeit und fördern Vernetzung. 2018 versammelten sich über 200.000 Menschen in Berlin und 2019 rund 40.000 in Dresden. Auch während der Pandemie entwickelten die Organisator*innen neue kreative Protestformen, wie digitale Kundgebungen und dezentrale Demonstrationen mit Abstand, um weiterhin politische Forderungen öffentlich zu machen.
Globale Solidarität und internationale Zusammenarbeit
Ausrottung von Pocken: Die WHO startete 1967 ein weltweites Impfprogramm, das Pocken gezielt eindämmte. Mit Massenimpfungen und systematischer Fallverfolgung gelang es, die Krankheit bis 1980 auszurotten. Der letzte bekannte Fall trat 1977 auf. Diese internationale Zusammenarbeit rettete Millionen Leben und zählt zu den größten Errungenschaften der globalen Gesundheitsvorsorge. Dieser Fortschritt zeigt, dass koordinierte Maßnahmen, schnelles Handeln und wissenschaftliche Innovationen Epidemien effektiv bekämpfen können.
Schutz der Ozonschicht (Montreal-Protokoll, 1987): Staaten erkannten die Gefahr ozonschädlicher Substanzen für die Umwelt und beschlossen mit dem Montreal-Protokoll, sie zu verbieten. Das Abkommen reduzierte FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) und andere Chemikalien drastisch, was eine schrittweise Stabilisierung der Ozonschicht ermöglicht. Prognosen zeigen, dass das Schutzschild der Erde bis 2040 weltweit, bis 2045 über der Arktis und bis 2066 über der Antarktis das Niveau von 1980 erreichen könnte. Dank konsequenter Maßnahmen zeigt sich die Ozonschicht heute auf dem Weg der Erholung, was die Wirksamkeit internationaler Umweltabkommen unterstreicht. 1986 koordinierte Walter Wallmann, der erste deutsche Umweltminister, die Vorbereitungen für das Montreal-Protokoll: „Hier haben die Umweltinteressen tatsächlich absolute Priorität – das muss auch jeder begreifen“. Mit entschlossenem Handeln bewiesen Staaten weltweit, wie sich Umweltschutz über wirtschaftliche Interessen hinweg durchsetzen lässt. Seitdem erinnert der Welt-Ozon-Tag am 16. September jährlich an diesen Meilenstein und motiviert weiterhin zu globalem Engagement für den Umweltschutz.
Jugendbewegung und Aktivismus
Fridays for Future (2018-heute): Schüler*innen und Studierende organisieren weltweit Streiks und fordern Maßnahmen gegen den Klimawandel. In Deutschland setzen die jungen Menschen Klimaschutz auf die politische Agenda und beeinflussen öffentliche Debatten. Ihre Proteste führen zu politischen Veränderungen: 2019 erklärte das Bundesverfassungsgericht das Klimaschutzgesetz für unzureichend, woraufhin die Regierung es verschärfte. Die Aktivist*innen setzen sich nicht nur für CO₂-Reduktion ein, sondern auch für den Erhalt der Artenvielfalt. Ihr Einsatz trug dazu bei, dass das EU-Renaturierungsgesetz verabschiedet wurde, das Schutzgebiete ausbaut und Ökosysteme wiederherstellt. Mit dezentraler Organisation, Aufklärungskampagnen und direkter politischer Einflussnahme verbinden sie lokale Aktionen mit globaler Sichtbarkeit.
Positive Beispiele aus Wissenschaft und Gesellschaft
Erfolg der Frauenrechtsbewegung: Frauen gründeten in den 1960er-1980er Jahren Basisgruppen und kämpften für ihre Rechte. Diese kleinen, selbstorganisierten Gruppen waren Teil größerer sozialer Bewegungen und politischer Organisationen. Dadurch erreichten sie Meilensteine wie das Recht auf legale Abtreibung, bessere Arbeitsbedingungen und rechtliche Gleichstellung. Mit ihrem intersektionalen Ansatz vernetzten sie feministische Initiativen weltweit. Sie forderten Schutz vor Gewalt, mehr politische Teilhabe und faire Chancen in der Arbeitswelt. Durch enge Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und sozialen Bewegungen bewirkten sie tiefgreifende Reformen. Ihr Einsatz ebnete den Weg für heutige Frauenrechtsbewegungen und inspiriert bis heute Aktivist*innen weltweit.
Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit: Straßenumbenennungen sind ein wichtiger Teil der Aufarbeitung kolonialer und rassistischer Vergangenheit. In Deutschland setzen sich Aktivist*innen, Initiativen und politische Akteur*innen für die Umbenennung belasteter Straßennamen ein. In Berlin-Kreuzberg erreichte der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag die Umbennenung der Manteuffelstraße in Audre-Lorde-Straße, um die afro-amerikanische Dichterin und Aktivistin zu ehren. Ein weiteres Beispiel ist die ehemalige Mohrenstraße in Berlin-Mitte, die 2020 in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt wurde, um den afrikanischen Philosophen zu würdigen. Auch das Gröbenufer in Berlin, das ursprünglich nach Otto Friedrich von der Groeben benannt war, erhielt 2009 den Namen May-Ayim-Ufer, um der deutschen Aktivistin für Antirassismus und soziale Gerechtigkeit zu gedenken. Zahlreiche weitere Städte folgten diesem Beispiel: Köln benannte die Mohrenstraße in Anton-Weiß-Straße um, Hamburg verabschiedete sich von der Kolonialstraße.
Auch in Großbritannien wächst der Druck, belastete Straßennamen zu ändern. In Bristol führten Proteste zur Umbenennung des Colston Towers, nachdem Demonstrierende die Statue des ehemaligen Sklavenhändlers Edward Colston stürzten. In London fordern Aktivist*innen, Straßen umzubenennen, die koloniale Akteur*innen ehren, während Edinburgh bereits erklärende Schilder zur historischen Einordnungeingeführt hat. Überall organisieren engagierte Gruppen Demonstrationen, betreiben intensive Aufklärungsarbeit und arbeiten eng mit politischen Entscheidungsträger*innen zusammen, um diskriminierende Straßennamen zu ersetzen. Diese Entwicklungen zeigen, wie Gesellschaften weltweit ihre Geschichte kritisch aufarbeiten und sich von kolonialen und rassistischen Prägungen lösen.
Haben diese Beispiele dich motiviert, selbst etwas zu verändern?
Jede*r von uns hat die Möglichkeit, Stärke, Hoffnung und Solidarität zu fördern. Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen gibt es verschiedene Chancen, wie wir positive Veränderungen anstoßen können.
Erfahre hier im Artikel, wie du dich für die Zivilgesellschaft engagieren kannst.