Seit dem Regimewechsel in Afghanistan wirken sich die für die Taliban bestimmten Sanktionen gravierend auf die Bevölkerung aus, die um Zugang zu Bargeld, medizinischer Versorgung und Nahrungsmittel kämpfen muss.
In dem Land mit vielen verschiedenen Klimazonen, kann der Winter von Dezember bis zum Februar anhalten. In Kabul herrschen dann Temperaturen von –3 Grad Celsius, während es in den Bergregionen von Afghanistan bis zu –25 Grad führen kann. Diese extremen Wetterverhältnisse setzen die Menschen dort in ihrer schwierigen Lage noch mehr unter Druck.
In den IRC Gesundheitsklinken sehen unsere Teams Kinder mit extremer Unterernährung und am Rande des Verhungerns. Die Menschen Afghanistans leiden schon seit Jahrzehnten unter Konflikten im Land. Familien berichten, wie sie ihr ganzes Hab und Gut verkaufen mussten, um sich Essen leisten zu können und Töchter zwangsverheiratet werden, um ihre Familie finanziell zu unterstützen.
Mit dem Regierungswechsel haben zahlreiche Staaten ihre Entwicklungshilfe in Afghanistan eingestellt. Ohne die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft – die bisher die afghanischen Staatsausgaben um 75% aufgestockt hat, gerade auch in den Bereichen Gesundheit und Bildung – kann die Regierung keine öffentlichen Angestellten bezahlen und Millionen von Afghan*innen bleibt beispielsweise medizinische Versorgung verwehrt. Das Einfrieren afghanischen Kapitalanlagen im Ausland hat zudem die Wirtschaft des Landes zum Kollaps gebracht. Somit kann die Taliban-Regierung nicht für lebenswichtige Güter wie Medizin, Treibstoffe und Lebensmittel bezahlen.
„Afghan*innen sollten nicht zweimal für das Versagen der internationalen Gemeinde bezahlen“, macht Miliband klar. „Erst für den Krieg, dann für Vernachlässigung.“
Der UN-Sicherheitsrat – und die USA – haben nun Ende Dezember Ausnahmen von den Sanktionen gegen die Taliban geschaffen. Humanitäre Hilfe soll so erleichtert werden, und die notleidende Bevölkerung mehr Unterstützung erhalten. Dies ist eine kleine positive Entwicklung in dieser tiefen Krise. Humanitären Organisationen wie IRC ist es nun möglich, ohne Angst vor gerichtlichen Folgen, Hilfe auszubauen und Afghan*innen lebensrettende Dienste anzubieten. „Dies hätte nicht früh genug passieren können. Neun Millionen Menschen in Afghanistan stehen am Rande einer Hungersnot und kämpfen mit den eisigen Temperaturen des harten Winters“, sagt IRC Präsident und CEO David Miliband.
Wie hilft IRC in Afghanistan?
Afghanistan steht an erster Stelle der IRC Emergency Watchlist für Krisen, die sich 2022 voraussichtlich verschlimmern werden. IRC ist seit 1988 in Afghanistan im Einsatz und arbeitet mittlerweile in tausenden von Dörfern in neun Provinzen. 99% der IRC-Angestellten im Land sind selbst Afghan*innen.
Während Afghanistan weiter unter fortwährenden Konflikten und Naturkatastrophen leidet, unterstützt IRC:
- Vertriebene Familien mit Bargeld, Zelten, Trinkwasser, Sanitäranlagen und anderen Notwendigkeiten.
- Kinder in ländlichen Gegenden, indem es ihnen einen sicheren Ort zum Lernen bietet.
- Menschen bei der Suche nach Existenzgrundlagen und Arbeit, um in Krisen finanziell gesichert zu sein.
- Einheimische Gemeinden dabei, eigene Entwicklungsprojekte zu identifizieren, zu planen und auszutragen.
IRC hilft zusätzlich geflüchteten Afghan*innen bei der Umsiedlung nach Deutschland und anderen Ländern.
Wie können Sie Afghan*innen helfen?
Millionen von Kindern und Familien in Afghanistan stehen vor einer Hungersnot, im Winter wird sich der Zustand verschlimmern. 24,4 Millionen Menschen im Land benötigen schon jetzt humanitäre Hilfe und diese Zahl wird steigen.
Wir unterstützen Vertriebene mit Unterkünften, sauberem Wasser und sanitären Anlagen, sowie mit Bargeld, um bei dem Aufbau von Möglichkeiten zur Existenzsicherung zu helfen. Mit 75€ können wir z.B. zwei Familien mit Notzelten vor der Winterkälte schützen.
Spenden Sie jetzt, um diesen Familien das Nötigste zum Überleben zu bieten.