„Er hat mir beigebracht, offen und ehrlich zu sein, wenn es um meine Homosexualität geht, damit ich mir selbst treu bleibe.“

Darren beschreibt Warren als seinen besten Freund, seinen Vertrauten und die Person, die ihm das Selbstbewusstsein gab, sich vor seinen Kolleg*innen zu outen.

Warren und Darren lernten sich 2011 kennen, während sie im öffentlichen Dienst in London arbeiteten. Obwohl Darren sich gegenüber seinen Freunden und seiner Familie geoutet hat, behielt er es auf der Arbeit für sich. „Ich würde nie im Traum daran denken, Menschen anzulügen – aber ich war auch nicht ganz offen“, erklärt er. „Warren hat mir gezeigt, dass man bei einem Wechsel zu einem neuen Job auf sich selbst stolz sein und feiern sollte, wer man ist und dass es egal ist, auf wen man steht oder wen man liebt.“

Warren wuchs in einem Land auf, in dem Homosexualität noch immer bestraft wird. Er weiß genau wie es sich anfühlt, seine wahre Identität zu verbergen.

Zwei Männer stehen vor einer Union Jack Flagge und haben den Arm umeinander gelegt.
Darren traf Warren 2011 bei der Arbeit. Er gab ihm den Mut, sich vor seinen Kollegen zu outen.
Foto: Andrew Oberstadt/IRC

1990 erhielt Warren von der Regierung seines Heimatlandes ein namhaftes Stipendium für ein Studium an der Edinburgh University. Das Leben war so aufregend: Warren hatte Freude an seinem Studium und erkundete Edinburghs Schwulenszene. In seinem dritten Jahr an der Universität sprach Warren in einer Bar mit einem anderen homosexuellen Studenten über seine Sexualität und daraus entwickelte sich ein Gespräch, das sein Leben für immer veränderte.

Jener Student schrieb einen Brief an die Regierung und an Warrens Familie, in dem er Warrens Homosexualität aufdeckte. Dies brachte verheerende Folgen mit sich. „Die Regierung hat meine Studienfinanzierung gestoppt. In einem Brief teilten mir die Behörden mit, dass ich in mein Heimatland zurückkehren müsse, um mich vor dem Gericht wegen meiner Homosexualität zu verantworten. Als meine Familie dies herausfand, verleugneten sie mich. Für meinen Vater bin ich gestorben.

Mir wurde ein Brief von den Behörden geschickt, in dem mir mitgeteilt wurde, dass ich in mein Heimatland zurückkehren müsse, um mich wegen meiner Homosexualität vor Gericht zu verantworten.

Warrens engster Freund riet ihm dazu, Asyl in Großbritannien zu beantragen. Damals gab es keinen Präzedenzfall für Menschen, denen der Flüchtlingsstatus auf der Grundlage von LGBTQI* gewährt wurde. „Mein Fall hat das Gesetz verändert“, erklärt Warren. Es dauerte fünf lange Jahre, aber schließlich erhielt Warren in Großbritannien den Flüchtlingsstatus.

Zwei Männer sitzen an einem Tisch in einem Pub.
Warren wuchs in einem Land auf, in dem Homosexualität immer noch verboten ist. Er war die erste Person, der im Vereinigten Königreich Asyl gewährt wurde, weil sie der LGBTQI-Community angehört.
Foto: Andrew Oberstadt/IRC

Warren lebt heute seit 28 Jahren in Großbritannien und ist nun britischer Staatsbürger. Im Jahr 2006 heiratete er Howard, seinen Partner, mit dem er bereits 20 Jahre zusammen ist. „Ich bin sein Fels in der Brandung und er ist meiner. Er stand alles mit mir gemeinsam durch. Weil meine Familie mich verlassen hat, wollte ich immer meine eigene Familie haben. Howard ist nun meine Familie.“

Weil meine Familie mich vertoßen hat, wollte ich immer meine eigene Familie gründen.

„Ich habe eine spannende Berufslaufbahn hinter mir“, fährt Warren fort. „Ich habe für eine internationale Modelagentur, für das Magazin Elle, als Skilehrer in Italien und jetzt als Beamter gearbeitet. Als Darren zum ersten Mal meinem Team im öffentlichen Dienst beitrat, sagte er mir, dass er nicht zur Szene gehört. Ich dachte, da kenne ich mich ganz gut aus und kann ihm zeigen, wie es läuft!“

Das Bild zeigt zwei Männer, die zusammen Bier trinken.
Darren hat das Gefühl, dass er Warren alles erzählen kann und er ihm immer ein offenes Ohr schenkt.
Foto: Andrew Oberstadt/IRC

Warren und Darren sind sich im Laufe der Jahre näher gekommen. Sie sagen beide, dass sie für einander großartige Zuhörer sind. „Du kannst dich bei ihm auskotzen, und dann teilt er mit dir seine Weisheiten. Du könntest ihm alles anvertrauen und ihn wird nichts schockieren“, sagt Darren. „Er hat mir durch einige wirklich schwierige Zeiten geholfen.“

Warren fühlte sich gleichermaßen von Darren unterstützt: „2017 litt ich an einer schweren Depression. Wenn man in diesem Zustand ist, will man einfach nur allein sein. Darren war die erste Person, der ich davon erzählte. Er wurde zu meinem Ansprechpartner. Er hatte nicht nur ein offenes Ohr, wenn es um meine Probleme ging, sondern auch immer Ratschläge parat. Wenn er einmal keine Lösung wusste, recherchierte er sie online und schickte mir Links davon. Alles, was ich tue, bezieht ihn mit ein. Er ist mein bester Freund, mit ihm macht das Leben mehr Spaß. Und er lacht immer über meine Witze!“

Nach der Arbeit sieht man Warren und Darren oft lachend bei einem Bier in einer ihrer Lieblingsbars in London. Den Pride-Day, der die Rechte Homosexueller feiert, ist zum festen Bestandteil ihres Lebens geworden. Das war bei Darren nicht immer der Fall.

„Warren hat mich dazu gebracht, mit ihm den Pride-Day zu feiern“, sagt Darren. „Bevor ich Warren kannte, war ich der Meinung, dass ich schwul bin, aber ich dies nicht laut herausposaunen wollte. Meine Homosexualität lebte ich damals sehr zurückgezogen aus und hielt vieles privat. Aber eigentlich weiß ich, dass wir ein Recht darauf haben, da draußen unser Schwulsein zu feiern und das ist auf Warren zurückzuführen. Dieses Jahr werden Warren und ich uns auf jeden Fall die Parade anschauen.“

*LGBTQI meint die lesbian, gay, bisexual, transgender, queer and intersexed community.

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