Südsudan: Hunger, Konflikt und Klimakrise
Auf der Emergency Watchlist von International Rescue Committee (IRC) ist Südsudan unter den 10 meist gefährdeten Ländern im Jahr 2023.
Auf der Emergency Watchlist von International Rescue Committee (IRC) ist Südsudan unter den 10 meist gefährdeten Ländern im Jahr 2023.
Obwohl der Bürgerkrieg in Südsudan mit einem Friedensabkommen im Jahr 2018 offiziell beendet wurde, geht die Gewalt weiter. Klimakatastrophen und wirtschaftliche Umwälzungen tragen ebenfalls dazu bei, dass immer mehr Menschen von Nahrungsknappheit betroffen sind und die Zahl der Unterernährten Rekordhöhen erreicht.
„Die Auswirkungen des Klimawandels haben in Südsudan zu ungewöhnlich starken Regenfällen geführt: Das Hochwasser hat die Menschen aus ihren Häusern vertrieben und sie ohne ausreichend Nahrung und sauberes Wasser zurückgelassen“, sagt Caroline Sekyewa, IRC-Landesdirektorin für Südsudan. „Die Kombination der Auswirkungen von Klimawandel und Konflikten haben verheerende Folgen für die ohnehin schon gefährdeten Bevölkerungsgruppen.“
Mehr als 7,8 Millionen Menschen in Südsudan werden voraussichtlich im Jahr 2023 ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln nicht decken können. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 6,3 Millionen Menschen, die im Jahr 2022 von Ernährungsunsicherheit betroffen waren. In Südsudan könnten Hunger und Hungersnot sogar noch bedrohlicher werden als zu Zeiten des Bürgerkriegs.
Die unsichere Ernährungslage zwingt mehr als drei von fünf Südsudanes*innen dazu, Mahlzeiten ausfallen zu lassen oder ihr Eigentum zu verkaufen, um sich Lebensmittel leisten zu können – rund 43.000 Menschen sind von akuter lebensbedrohlicher Unterernährung betroffen.
Trotz eines 2018 unterzeichneten Friedensabkommens hat die Zahl der bewaffneten Gruppen in Südsudan zugenommen. Diese Milizen haben ihre Truppen oft schlecht unter Kontrolle und bemühen sich kaum, die Zivilbevölkerung zu schützen oder humanitäre Maßnahmen zu ermöglichen: In Südsudan gibt es die meisten Gewalttaten gegen Mitarbeitende von Hilfsorganisationen. Außerdem ist es der Übergangsregierung nicht gelungen, das Militär zu vereinen oder in anderen wichtigen Fragen Fortschritte zu erzielen. Solange die Stabilität nicht wiederhergestellt ist, besteht die Gefahr, dass in Südsudan wieder Krieg ausbricht.
Die Überschwemmungen Ende 2022 und Anfang 2023 betrafen mehr als 900.000 Menschen und führten zu Ausbrüchen von Cholera und Malaria. Diese Überschwemmungen, gerade mal ein Jahr nach den noch größeren Überschwemmungen im Jahr 2021, verdeutlichen die ständige Bedrohung für ein Land, dem die Infrastruktur fehlt, um darauf zu reagieren.
Obwohl die hohen Ölpreise das BIP Südsudans in die Höhe treiben, steht das Land aufgrund des Bürgerkriegs immer noch vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Der Ölexport macht 95 Prozent der Exporte des Landes aus, doch gingen diese von 350.000 Barrel pro Tag im Jahr 2013 auf 150.000 im Jahr 2022 zurück. Die Währung Südsudans hat zwischen Sommer 2021 und Herbst 2022 um 60 Prozent an Wert verloren, was die Kaufkraft des Landes deutlich verringert hat.
Am 15. April 2023 brach in Khartum, Sudan, ein Krieg zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) aus. Im ersten Monat des Konflikts wurden fast eine Million Menschen vertrieben.
200.000 Menschen waren gezwungen, über die sudanesischen Grenzen zu fliehen, darunter fast 70.000 Geflüchtete, die in Südsudan Schutz suchten.
„Wenn Menschen vertrieben werden, sei es innerhalb eines Landes oder über Grenzen hinweg, brauchen sie Unterstützung, da sie nur wenig Vorräte mitnehmen können“, erklärt IRC-Nothilfedirektor für Ostafrika, Shashwat Sarif. „Die jüngste Gewalt hat zu einer akuten Verknappung von Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff geführt, während die Preise für lebenswichtige Güter deutlich gestiegen sind.“
Südsudan braucht weiterhin Unterstützung und finanzielle Mittel, um nicht nur die anhaltende humanitäre Krise zu bewältigen, sondern auch um die Bedürfnisse der Menschen erfüllen zu können, die vor dem Krieg in Sudan fliehen.
Erfahre mehr über den Krieg in Sudan.
IRC ist seit 1989 in Südsudan tätig. Mit mehr als 700 Vollzeitbeschäftigten bieten wir betroffenen Gemeinden medizinische Grundversorgung, reproduktive und umweltbezogene Gesundheitsfürsorge, Ernährungs- und Schutzmaßnahmen sowie Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung und Resilienz. IRC arbeitet mit nationalen und staatlichen Behörden sowie mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um die Gesundheitssysteme zu stärken und Menschen zu unterstützen, die durch Krisen vertrieben wurden.
Erfahre mehr über die Arbeit von IRC in Südsudan.
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