Seit dem Ausbruch der Kämpfe in Syrien vor 9 Jahren sind mehr als 5 Millionen Kinder auf der Flucht. Sie mussten ihre Heimat und ihre Schulen verlassen, waren extremer Gewalt ausgesetzt und haben undenkbare Traumata erlebt, die ihre Gesundheit und Zukunft langfristig beeinträchtigen werden. Bis heute haben etwa 2,8 Millionen dieser Kinder keinen Zugang zu Bildung.
Internationale Rescue Committee und die amerikanische Organisation „Sesame Workshop“ unterstützen diese geflüchteten und vertriebenen Kinder in Syrien, Jordanien, Libanon und Nordirak, damit sie lernen und sich entwickeln können.
„Im Rahmen von Hausbesuchen, im Kindergarten, aber auch in Gesundheitseinrichtungen und Frauenschutzzentren hat IRC Inhalte von „Ahlan Simsim“ in das Programm für Flüchtlingskinder und deren Betreuer integriert“, sagte Jamie Weiss-Yagoda, leitender Berater für Bildungspolitik bei IRC.
Neue Muppets trösten und erziehen vertriebene Kinder
Das Programm wurde von Sesame Workshop, der gemeinnützigen Bildungsorganisation hinter der Sesamstraße, in Zusammenarbeit mit dem International Rescue Committee gestartet. Dabei wird ein neues arabischsprachiges Fernsehprogramm für Kinder mit Fluchthintergrund produziert.
Die Sendung heißt „Ahlan Simsim“, was auf Arabisch „Willkommen Sesam“ bedeutet, und zeigt nicht nur Elmo, Cookie Monster und Grover, sondern auch neue Muppets, die – so wie ihre jungen Zuschauer*innen auch – Erfahrungen mit Krieg und Gewalt, Flucht und Vertreibung gemacht haben: Jad, ist einer einer der neuen Muppets. Er musste sein Zuhause verlassen. In Basma findet er eine Freundin, die in unterstützt, in Ma'zooza, einem Ziegenbaby, ein treues Haustier.
In der ersten „Ahlan Simsim“-Staffel geht es vor allem um Verständnis und darum, wie man mit Emotionen umgehen kann: Wut, Angst, Frustration, Einsamkeit. Die Fähigkeit, Erlebts zu verarbeiten können, bildet eine entscheidende Grundlage für die Entwicklung von Kinder. Das gilt besonders für diejenigen, die Krieg und Vertreibung erlebt haben.
Unterstützung von Eltern bei der Interaktion mit ihren Kindern
Im Rahmen von jahrzehntelanger Forschungsarbeit wurden auch Methoden zur Unterstützung von Eltern entwickelt, die ihre Kinder in schwierigen Umgebungen aufziehen. Um ihnen weiter zu helfen, schult IRC im Rahmen des Programms „Reach Up and Learn“ Freiwillige aus den jeweiligen lokalen Gemeinden, die betroffene Familien besuchen und den Eltern beibringen, wie sie im Rahmen der Früherziehung spielerisch auf ihre Kinder eingehen können.
Diese Freiwilligen, die oft selbst einen Fluchthintergrund haben, helfen Kindern im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren, das Vertrauen aufzubauen, das sie brauchen, um sich zu weiterentwickeln zu können. Dafür bringen sie Bilderbücher, Puzzles und Spielzeug aus recycelten und kostengünstigen Materialien mit, um die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Ein Teil dieser Materialien greifen dabei auch die „Ahlan Simsim“-Show auf. In Nordwestsyrien, wo Millionen von Menschen vor schweren Bombenangriffen fliehen mussten, verschaffen diese Besuche beiden – den Kindern und den Betreuern – eine für ihre Entwicklung ganz wichtige Abwechslung.
Sichere Räume für Kinder schaffen, wo sie lernen und Freundschaften schließen können
Auch in den vom International Rescue Committee betriebenen Frauen- und Gesundheitszentren in den Flüchtlingslagern von Zaatari und Azraq in Jordanien, arbeiten geschulte Freiwillige aus der örtlichen Gemeinde. Alaa*, ein junger Vater aus Syrien, ist einer von ihnen. Er arbeitet im IRC-Elternzentrum im Flüchtlingslager Azraq.
„Ich liebe, was ich tue, und ich tue es für die Gemeinschaft, für die Kinder“, sagt Alaa. „Diese Art des Spiels ist so fröhlich. Die Kinder versuchen dabei, ihre Vergangenheit zu vergessen, die sie so traumatisiert hat.“
Lesen, Rechen und sozial-emotionale Fähigkeiten im Klassenzimmer
Das Programm von International Rescue Committee zur frühkindlichen Entwicklung in Ländern wie Libanon, Jordanien, Syrien und Irak soll dazu beitragen, „toxischen Stress“ zu reduzieren – eine biologische Reaktion auf anhaltende und schwere Notlagen, die die gesunde Gehirnentwicklung von Kindern stören – indem vertriebenen Kindern eine sichere und stabile Umgebung, Betreuung und Lernmöglichkeiten geboten werden.
Denn Lesen und Rechnen lernen, aber auch der Erwerb sozialer und emotionaler Fähigkeiten, hilft Kindern, ihre Emotionen zu kontrollieren, Konflikte besser zu lösen und positiv interagieren zu können. Es hilft ihnen, Krisenzeiten zu überstehen.
Für Hasina und Mohammad, die im Flüchtlingslager in Azraq leben, ist diese Therapie deshalb unersetzlich. „Spielen ist für meine Kinder wie Medizin“, sagt Mohammad. „Den meisten Kinder macht es Spaß zu spielen - aber für meine Kinder ist es überlebenswichtig.“
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