Dr. Carl Djerassi – „Vater der Pille” und Geflüchteter
Am 26. September ist Weltverhütungstag. Der Österreicher Dr. Carl Djerassi war der Erfinder der „Pille“ und Geflüchteter.
Am 26. September ist Weltverhütungstag. Der Österreicher Dr. Carl Djerassi war der Erfinder der „Pille“ und Geflüchteter.
Am 26. September ist Weltverhütungstag. 2007 wurde er ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für Verhütungsmethoden zu stärken, damit mehr Menschen informierte Entscheidungen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit treffen können.
Schon viel länger gibt es die „Pille“. Dr. Carl Djerassi entwickelte dieses Verhütungsmittel im Jahr 1951. Der Österreicher war ein Geflüchteter: Aufgrund seines jüdischen Glaubens wurde politisch verfolgt und floh 1939 in die USA. Nachdem ein New Yorker Taxifahrer die Familie um ihre letzten 20 US-Dollar betrogen hatte, wandte sich Djerassi mit einem Brief an Eleanor Roosevelt. Die Menschenrechtsaktivistin und damalige First Lady verhalf ihm zu einem Stipendium für ein Chemie-Studium am Tarkio College in Missouri. Im Jahr 1945 promovierte er an der Universität von Wisconsin und wurde US-amerikanischer Staatsbürger.
In einem kleinen pharmazeutischen Labor in Mexiko-Stadt synthetisierte Carl Djerassi am 15. Oktober 1951 mit zwei weiteren Chemikern - Dr. George Rosenkranz und Assistenten Luis E. Miramontes – ein Gestagen namens Norethindron, das zum Hauptbestandteil der sogenannten „Anti-Baby-Pille“ wurde. Er selber lehnte diesen Namen ab. Die Pille sei nicht „gegen Babys“, sagte er. Sie ermögliche stattdessen die Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von Frauen. Wissenschaftler wussten schon lange, dass hohe Östrogen- und Progesteronspiegel den Eisprung hemmen. Aber ihre Synthese aus tierischen oder pflanzlichen Extrakten hatte sich als zu teuer und unwirksam für die Verwendung als orales Verhütungsmittel erwiesen.
Die Synthese von Dr. Djerassis und seinen Kollegen Dr. Rosenkranz und Miramontes, war wirtschaftlich und effektiv. Zunächst sahen die drei Erfinder darin einen Durchbruch für die Fruchtbarkeit, nicht für die Geburtenkontrolle. Die Möglichkeit, die Entwicklung als Schwangerschaftshemmer zu nutzen, wurde aber bald erkannt. Allerdings zögerten die Arzneimittelhersteller schon damals, die Pille auf den Markt zu bringen, da sie einen Boykott ihrer Produkte durch religiöse Gruppen und andere Gegner der Geburtenkontrolle befürchteten.
In den 1960er Jahren wurde die Pille jedoch vermarktet. Das Medikament hatte enorme wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Sie gab Frauen die Möglichkeit, ihre Karrieren und Schwangerschaften zu planen und ermöglichte es Paaren, die Anzahl ihrer Kinder zu bestimmen. Im Laufe der Jahre sah sich Dr. Djerassi mit zahlreichen Diskussionen über mögliche Nebenwirkungen konfrontiert – zum Beispiel dem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel, Krebs und übermäßige Blutungen während der Menstruation. Die Östrogen- und Gestagendosen in der Pille wurden später reduziert, um das Risiko von Nebenwirkungen zu verringern.
IRC hift Frauen und Mädchen dabei, Zugang zu qualitativ hochwertiger Verhütungsberatung und verschiedenen Verhütungsmethoden zu erhalten (unter anderem Pille, Dreimonatsspritze, Hormonimplantate, Spiralen und permanente Methoden wie Eileiterunterbrechungen und Vasektomien bei Männern). Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, Frauen und Mädchen über alle Optionen vollständig aufzuklären, so dass sie die für sie persönlich beste Entscheidung treffen können – insbesondere in Krisensituationen haben sie besondere Bedürfnisse. In diesem Bericht „Providing contraception across the arc of crisis“ finden Sie mehr Informationen zu unserer Arbeit im Bereich reproduktive Gesundheit.
Um nachhaltig wirken zu können, ist auch die Einbeziehung von Männern wichtig. Bei unserer Arbeit achten wir darauf, bestehende diskrimminierende Geschlechternormen nicht zu verstärken, z.B. wollen wir nicht, dass der Zugang zu Verhütungsmitteln von Männern kontrolliert wird.
Ein Beispiel dazu ist unser Projekt „Equal Partners for Healthy Choices“ in der Region Nord-Kivu, in der Demokratischen Republik Kongo. Dort nehmen Paare auf freiwilliger Basis an einem Kurs teil, der das Ziel hat, die Kommunikation zwischen den Partner*innen, ihre gemeinsame Entscheidungsfindung und die Gleichberechtigung bei der Verhütung zu verbessern. Die Teilnehmer*innen unserer Fokusgruppe äußerten ein neues Verständnis vom Begriff „Geschlecht“ und wie er in vielen Lebensbereichen Rollen zuweist und Erwartungen schafft, die von den Paaren überdacht werden sollten. Nach dem Kurs berichteten die Teilnehmer*innen über neue Verhaltensweisen, die sie angenommen haben und mit denen sie die Stellung der Frauen in der Beziehung und dem Haushalt verbessern und auf eine gleichberechtigtere Grundlage stellen wollen.