Seitdem Sara 14 Jahre alt war, wollte sie im Bereich Schönheit und Kosmetik arbeiten. „Ich schlich mich hinter dem Rücken meines Vaters zu meiner Tante, um sie bei ihrer Arbeit als Visagistin zu beobachten - ein Job, den mein Vater mir verwehrte. Ich hab mich schon immer für Haar und Schönheitspflege interessiert", sagt sie, „ich wollte immer besser darin werden.”
In ihrer Heimat Syrien gelang es Sara nicht, ihren Vater davon zu überzeugen, dass ein Beruf im Bereich der Schönheitspflege für sie der richtige Weg ist. Auch ihr ehemaliger Ehemann zog es vor, ihre Söhne arbeiten zu lassen, während Sara zu Hause blieb. „Für mich haben Frauen und Männer das gleiche Recht zur Teilhabe. Frauen müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen. Außerdem darf es geschlechtsspezifische Gewalt nicht geben, alle Geschlechter sollen gleichberechtigt sein und Frauen müssen in ihren Rechten gestärkt werden. All das habe ich von den humanitären Helfer*innen im Libanon gelernt.”
Sara flüchtete mit ihren fünf Kindern nach Libanon. Bis dahin hatte sie viele Hindernisse überwinden müssen, bis sie letztlich ihr Glück fand. Neu im Libanon angekommen, konzentrierte sie ihre ganze Energie auf ihr Studium und auf das Hobby, das sie von klein auf hatte: die Schönheitspflege.
Im Sommer 2020 hörte sie vom Haar- und Make-Up-Training von IRC und meldete sich an. In einem 125-stündigen Kurs eignete sich Sara Wissen und Fähigkeiten zu den Bereichen Haar-, Nagel- und Hautpflege an. Gleichzeitig lernte sie, wie man mit Make-Up umgeht. Sie war begeistert. Auch Schulungen zu berufsbezogenen Soft Skills und zur Erstellung von Lebensläufen sowie das Angebot, Informationsveranstaltungen zum Thema Rechtsschutz zu besuchen und bei der Arbeitssuche Unterstützung zu erhalten, standen Sara offen.
Diese Angebote sind Teil des Existenzsicherungsprogramms “Regrowth” von IRC, das von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert wird. Das Programm zielt darauf ab, Geflüchtete und gefährdete Gemeinschaften im Libanon darin zu unterstützen, ihr Leben und ihren Lebensunterhalt zu sichern. Teilnehmende erhalten zum Beispiel zu Unternehmensgründung und Selbstständigkeit die notwendige Beratung oder können von IRC Dienstleistungen wie Berufstrainings oder Bargeldhilfen in Anspruch nehmen.
Nach Abschluss des Trainings fasste Sara den Entschluss, ihren eigenen Schönheitssalon zu gründen: „Ich musste dringend Geld verdienen und für meine Kinder sorgen. Glücklicherweise habe ich während der Ausbildung nur gute Erfahrungen machen können. Jetzt kann ich durch eines meiner Hobbies meinen Lebensunterhalt verdienen”, sagt sie.
Angesichts der schwierigen Beschäftigungslage im Libanon eröffnete sie den Salon in ihrem eigenen Haus. So schaffte sie auch eine angenehme Umgebung für ihre Kund*innen: „Frauen im Libanon, insbesondere Syrerinnen, wollen nicht immer in einen Salon gehen”, stellt sie fest. „Sie wollen nicht immer an einem öffentlichen Ort sein. Wenn sie zu mir nach Hause kommen, fühlen sie sich sicher”. Mittlerweile läuft ihr Salon so erfolgreich, dass Sara zusätzliche Mitarbeiter*innen angestellt hat.
„Ich habe keine Angst vor der Zukunft, denn ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten, die ich durch IRC erworben habe. Nach Ende der Trainings bin ich jetzt voller Hoffnung. Alles, was ich jetzt brauche, sind weitere Instrumente, um meinen Salon auszubauen”, erklärt sie.
„Von der ersten Woche an bot ich Haar- und Schönheitsdienstleistungen zu erschwinglichen Preisen an. Ich erhielt Unterstützung von libanesischen und syrischen Kund*innen, die mich als Anfängerin unterstützen wollten. Mit den Kommunikationsfähigkeiten, die ich während der Schulungen gelernt habe, konnten meine Kund*innen Vertrauen in mich aufbauen”, sagt Sara.
„Wenn ich mehr Fortbildungsmöglichkeiten erhalte, mein Wissen erweitere und meine Ausstattung verbessere, bleibt mein Salon mit Sicherheit weiter erfolgreich. Schritt für Schritt arbeite ich daran”, fügt sie hinzu.
„Die Angebote von IRC waren sowohl für die Gemeinschaft als auch für mich selbst von großem Nutzen”, sagt Sara abschließend. „Ich würde gerne ein Trainingszentrum eröffnen, damit ich meine Fähigkeiten einsetzen kann, um anderen Frauen dazu zu verhelfen, unabhängig zu werden. Endlich geht mein Traum in Erfüllung”.