17. Mai 2023 — Wird das Schwarzmeer-Getreideabkommen nicht verlängert, bleiben Lebensmittelmärkte weiterhin instabil und das zu Zeiten von rekordhoher Ernährungsunsicherheit, warnt Internationale Rescue Committee (IRC). Angesichts der 349 Millionen Menschen weltweit, die in diesem Jahr allein an akuter Ernährungsunsicherheit leiden, muss das Schwarzmeer-Getreideabkommen verlängert werden.
- Die Schwarzmeer-Getreide-Initiative war ein entscheidender Schritt zur Wiederaufnahme der Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland. Diese Lieferungen machen bis zu 90 Prozent der Importe für Länder in Ostafrika aus, wovon viele unter einer Ernährungskrise leiden.
- Bis Mai 2023 wurden über 29 Millionen Tonnen Getreide und andere Nahrungsmittel aus der Ukraine exportiert.
- Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (Food and AgricultureOrganization, FAO) wird der schwerwiegende Exportrückgang aus der Ukraine und der Russischen Föderation sowie der Mangel an bezahlbarem Dünger im Jahr 2023 zu einem Anstieg an Unterernährung führen. Voraussichtlich werden fast 19 Millionen unterernährt sein.
IRC fordert eine Verlängerung und Ausweitung der Schwarzmeer-Getreideinitiative. Weitere ukrainische Häfen müssen miteingebunden werden und die exportierten Nahrungsmittel müssen die bedürftigsten Länder – in Ostafrika und anderswo – erreichen. So soll der Druck auf die Lebensmittelpreise verringert und Getreidespekulation eingeschränkt werden.
Die Verlängerung des Schwarzmeer-Getreideabkommens ist auch für ukrainische Landwirt*innen von maßgeblicher Bedeutung, da sie immer noch Schwierigkeiten haben, ihr Getreide aufgrund von Unterbrechungen in den Logistikketten und der Blockaden von Seehäfen zu verkaufen. Einige Ukrainer*innen gaben an, dass es durch die kriegsbedingten Stromausfälle äußerst schwierig geworden ist, Lebensmittel zu lagern. Begrenzter Zugang, logistische Herausforderungen und gestiegene Transportkosten führen auch dazu, dass Ernten weggeworfen werden.
Shashwat Saraf, IRC-Nothilfedirektor für Ostafrika, sagt:
,,Der Mangel an Nahrungsmitteln und der Mangel an bezahlbarem Dünger treiben die Preise weiterhin in die Höhe. Dadurch können zum Beispiel Familien in Ländern wie Somalia schwer vorherzusagen, ob sie sich am nächsten Tag eine Mahlzeit leisten können. Die landwirtschaftliche Produktion geht zurück – Landwirt*innen in der Ukraine ringen inmitten aktiver Bombardierungen um ihre Getreideproduktion, während der Klimawandel in anderen Teilen der Welt Ernten und infolge Lebensgrundlagen zerstört.
Jeder Marktschock kann massive Schäden anrichten und katastrophale Auswirkungen in Ländern haben, die am Rande der Hungersnot stehen. Das Auslaufen der Schwarzmeer-Getreideinitiative wird voraussichtlich zu erhöhtem Hunger und Mangelernährung führen und eine weitere Katastrophe für Ostafrika bedeuten. Eine konstruktive Verlängerung des Getreideabkommens bedeutet, dass mehr Lebensmittel in das globale System gelangen und dadurch helfen, die steigenden Kosten zu senken und die Märkte stabil zu halten. Lieferketten müssen geöffnet und ununterbrochen bleiben, damit sichergestellt werden kann, dass das Getreide in die Länder gelangen kann, die es am dringendsten benötigen.
Die UN spielt eine Schlüsselrolle bei der Beschaffung und Transport von Getreide aus der Ukraine. Hilfsorganisationen wie IRC arbeiten unermüdlich daran, Hunger und Mangelernährung in verschiedenen Teilen der Welt zu lindern und damit weitere Verluste von Menschenleben aufgrund von Hunger vorzubeugen. Das Auslaufen der Schwarzmeer-Getreideinitiative wird unsere Bemühungen mit Sicherheit behindern. Daher ist es entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft sich uneingeschränkt für die Aufrechterhaltung der Getreideexporte aus der Ukraine einsetzt.”