Berlin, 14. Februar 2019 — Laut neuen Analysen von IRC ist Jemen 2019 am stärksten von einer humanitären Katastrophe bedroht, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan.
Konflikte und wirtschaftlicher Zusammenbruch führen zu Lebensmittelknappheit, Vertreibung und einem hohen Bedarf an humanitärer Hilfe.
Die zehn Länder mit dem höchsten Krisenpotential machen die Hälfte der Binnenvertriebenen und zwei Drittel der Flüchtlinge weltweit aus. Wahrscheinlich steigen diese Zahlen 2019 weiter.
In der Emergency Watchlist 2019 identifiziert International Rescue Committee Länder, die in diesem Jahr am stärksten von humanitären Krisen betroffen sein werden. Diese Rangliste wird von Ländern mit bewaffneten Konfliktendominiert; angeführt vom Jemen, von der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan, gefolgt von Afghanistan, Venezuela, der Zentralafrikanischen Reopublik, Syrien, Nigeria, Äthiopien und Somalia.
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In diesen Ländern ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass sich die Lage verschlechtert – aufgrund der hohen von Menschen ausgehenden Gefahren wie bewaffneten Konflikten oder Wirtschaftskrisen, von natürlichen Risiken wie Dürren, Überschwemmungen und anderen klimabedingten Ereignissen, der Verletzlichkeit der Bevölkerung sowie der Kapazität des Staates, Krisen selbst zu bewältigen.
Geflüchtete: Mehr als 65% weltweit aus 10 Ländern
Die zehn größten Krisenländer der Welt werden von internen Konflikten dominiert – sei es in weiten Teilen des Landes oder begrenzt auf bestimmte Gebiete. Eine Ausnahme ist Venezuela, wo der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes zu einer solch drastischen Verschlechterung der Lebensbedingungen geführt hat, wie sie sonst nur in Konfliktgebieten zu beobachten sind.
Auch interne und externe Fluchtbewegungen zeigen sich in vielen Ländern als Parallele. Laut UNHCR gibt es 2019 weltweit rund 40 Millionen intern Vertriebene. Die zehn am stärksten betroffenen Länder machen mit fast 22 Millionen rund die Hälfte der Gesamtzahl aus. Zudem kommen mit mindestens 13 Millionen Menschen 65% der über Landesgrenzen hinaus flüchtenden aus diesen Ländern.
Ernährungsunsicherheit ist bei fast allen zehn Staaten ein wichtiger Faktor und verdeutlicht den engen Zusammenhang zu den genannten Konflikten. Im Jahr 2018 waren Jemen, die Demokratische Republik Kongo, Südsudan, Afghanistan, die Zentralafrikanische Republik, Nigeria, Äthiopien und Somalia von Lebensmittelknappheit betroffen. Auch in Venezuela und zeitweise an konfliktbedingt isolierten Orten in Syrien wurde darüber berichtet.
Cholera im Jemen, Ebola im Kongo
Übertragbare Krankheiten beeinflussen ebenfalls die humanitäre Situation in vielen Ländern. Dies zeigt sich insbesondere in Gebieten, in denen politische oder konfliktbezogene Entwicklungen das lokale Gesundheitssystem untergraben haben. Der Jemen befindet sich derzeit im schlimmsten Cholera-Ausbruch der Welt, während die Demokratische Republik Kongo mit dem zweitschlimmsten Ebola-Ausbruch der Geschichte zu kämpfen hat.
In mehreren Ländern auf der Beobachtungsliste wurden kürzlich oder werden im Laufe des Jahres 2019 Wahlen abgehalten, darunter Afghanistan, Bangladesch, die Demokratische Republik Kongo, Libyen und Nigeria. Dies kann zu größerer Instabilität und damit zur Verschlechterung der humanitären Lage führen.
“2018 war ein verheerendes Jahr für Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Mehr Menschen als je zuvor wurden aus ihren Häusern vertrieben. An vielen der herausforderndsten Orte der Welt werden bewaffnete Konflikte und von Menschen verursachte Krisen das Leben im Jahr 2019 immer schlechter werden lassen.”
— Bob Kitchen, Vizepräsident für Notfalleinsätze bei IRC
IIm Rahmen der Emergency Watchlist benennt IRC weitere elf Länder, die ebenfalls als risikoreich und besorgniserregend eingestuft werden: Bangladesch (Cox Bazaar), Kamerun, Irak, Libyen, Mali, Mexiko, Myanmar, Nicaragua, Niger, Pakistan und Sudan.
Diese Länder sind jedoch unterschiedlichen Risiken ausgesetzt und daher schwer vergleichbar beziehungsweise in eine Rangfolge einzuordnen. So weist Mexiko beispielsweise eine hohe Wahrscheinlichkeit von menschlichen und natürlichen Risiken auf, die Bevölkerung dagegen ist weniger verletzlich und der Staat kann Krisen besser bewältigen Im Gegensatz dazu sind in Niger menschliche und natürliche Risiken weniger wahrscheinlich, die Bevölkerung ist deutlich verletzlicher, gerade auch aufgrund der mangelnden Fähigkeit des Staates, Krisen bzw. Katastrophen selbst zu bewältigen.