Infolge der Kämpfe, die sich seit dem 15. April im Sudan zutragen, warnt International Rescue Committee (IRC) vor dem massiven Bedarf an humanitärer Hilfe der 20.000 Sudanes*innen, die seitdem in den Tschad geflohen sind. Darüber hinaus unterstreicht IRC die Notwendigkeit, diejenigen Aufnahmegemeinden stärker zu unterstützen. Expert*innen gehen davon aus, dass bis zu 100.000 Menschen in den Tschad fliehen könnten, der bereits fast eine halbe Million Geflüchtete beherbergt.  

Aleksandra Roulet-Cimpric, IRC-Landesdirektorin für den Tschad, sagt: 

,,Die humanitäre Lage der Geflüchteten, die aus dem Sudan in den Tschad kommen, ist katastrophal – die Bedarfe der Menschen sind enorm und können nicht gedeckt werden. Die Menschen brauchen Nahrung, sichere Unterkünfte und sauberes Wasser. Vor Ort ist es extrem heiß, und es gibt kaum Zugang zu sauberem Wasser. Die Menschen, die aus dem Sudan kommen, sind schwer traumatisiert. In den letzten Tagen haben die weiter unsicheren Umstände und die zunehmende Gewalt dazu geführt, dass Menschen aus weiter entfernten Gebieten nicht mehr in den Tschad fliehen konnten.  

Bislang sind seit dem 15. April etwa 20.000 Menschen angekommen, aber die Unterkünfte fehlen, wodurch vor allem Frauen und Kinder besonders der Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind. 

IRC hat Menschen, die stark dehydriert sind, mit Trinkwasser versorgt und eine mobile Gesundheitsklinik eingerichtet, um den enormen Bedarf an gesundheitlichen und medizinischen Dienstleistungen der ankommenden Bevölkerung zu decken. IRC wird in den kommenden Tagen die Unterstützungen in den Bereichen WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene), Gesundheit und Schutz weiter ausbauen.” 

Der Tschad nimmt seit Jahrzehnten viele Geflüchtete aus dem Sudan auf – vor der aktuellen Gewalteskalation sind bereits 400.000 Geflüchtete aus dem Sudan im Tschad gewesen, doch der Tschad selbst ist ein krisenbetroffenes Land. Ob der Tschad weiterhin ein sicherer Zufluchtsort für sudanesische Zivilist*innen bleiben kann, wird davon abhängen, inwiefern er angemessene wirtschaftliche Unterstützung erhält. Aus diesem Grund fordert IRC eine stärkere Unterstützung für die Gemeinden, die Geflüchtete aufnehmen, auch im Tschad. Kurzfristig bedeutet das, dass der humanitäre Hilfsplan für den Tschad, der derzeit zu 97 Prozent unterfinanziert ist, vollständig finanziert werden muss. Mittel- bis langfristig sollte die Weltbank ihr IDA-Fenster für Aufnahmegemeinschaften und Geflüchtete aufstocken. 

Im Tschad leistet IRC seit 2004 als Reaktion auf die Vertreibung im benachbarten Darfur lebenswichtige humanitäre Hilfe. Heute arbeitet IRC im ganzen Land an integrativen Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, einschließlich reproduktiver Gesundheit, Ernährung sowie WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene). Weitere Schwerpunkte sind der Schutz und die Stärkung von Frauen, mit besonderem Fokus auf die Bewältigung geschlechtsspezifischer Gewalt sowie wirtschaftliche Teilhabe mit Schwerpunkt auf Bargeldhilfe und einkommensschaffenden Maßnahmen.