Während die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens am 6. Februar in der Türkei und Syrien immer deutlicher werden, warnt International Rescue Committee (IRC) vor einem Zusammenbruch der öffentlichen Gesundheit im Nordwesten Syriens.

Erhebliche Schäden an bereits überlasteten Gesundheitseinrichtungen und lebenswichtigen Infrastrukturen wie Straßen und Brücken bedeuten, dass das nach 12 Jahren Konflikt bereits dezimierte Gesundheitssystem nun unter der steigenden Nachfrage zusammenbricht.

Die Zahl der Verletzten steigt weiter. Es wird befürchtet, dass das Gesundheitssystem in der Region nicht mehr ausreicht, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Schon vor dem Erdbeben waren ein Drittel aller Krankenhäuser und fast die Hälfte der primären Gesundheitszentren in Syrien nicht funktionsfähig. 

Es ist noch unklar, wie viele Gesundheitseinrichtungen bei der Katastrophe beschädigt wurden und in welchem Ausmaß. Da jedoch mehr als 2.000 Gebäude im Nordwesten Syriens Berichten zufolge vollständig zerstört und viele weitere schwer beschädigt wurden, sind die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem im Lande gravierend.

Den Gesundheitseinrichtungen fehlen jetzt wichtige medizinische Hilfsgüter wie Seren, Mullbinden, Schmerzmittel, Pflaster und Blutbeutel. Darüber hinaus werden dringend Treibstoff für Generatoren und Leichensäcke benötigt. Mindestens 20 Krankenhäuser haben sich nach der Katastrophe einen Bedarf an Blutkonserven angemeldet. Mindestens zwei Krankenhäuser im Gouvernement Idlib, in dem etwa 3 Millionen Menschen direkt von dem Erdbeben betroffen sein sollen, sind Berichten zufolge außer Betrieb.

Dr. Jasem, IRC-Gesundheitskoordinator für Syrien, sagt:

,,Es war verheerend. Das Gesundheitssystem kämpfte bereits unter der Last von mehr als zwölf Jahren Feindseligkeiten und mehreren Gesundheitskrisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit wie COVID-19 und in jüngster Zeit einem Choleraausbruch. Mehr als ein Jahrzehnt des Konflikts hat die Verfügbarkeit von qualifiziertem Gesundheitspersonal, medizinischer Versorgung und Dienstleistungen in Syrien stark beeinträchtigt. Die vorhandenen Dienste sind oft nicht in der Lage, das Ausmaß und die Art der Verletzungen zu bewältigen, die wir derzeit erleben. Viele Menschen haben keine Möglichkeiten, Gesundheitszentren zu erreichen, weil Straßen und Gebäude beschädigt sind. Die Zahl der Verletzten wird nur noch steigen: Die Menschen, die diese Katastrophe überlebt haben, werden aufgrund der Zerstörung ihrer Häuser bei eisigen Temperaturen ausharren müssen. Wenn wir nicht dringend mehr Mittel, Hilfsgüter und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe erhalten, werden die Folgen katastrophal sein.”

Direkt und über Partnerorganisationen unterstützt IRC in den erdbebengeschädigten Gebieten grundlegende Gesundheitsdienste. IRC wird bei der Instandsetzung der beschädigten Gesundheitseinrichtungen unterstützen und sich dafür einsetzen, dass in dieser kritischen Zeit die notwendige medizinische Versorgung sichergestellt ist.


IRC ist seit 2012 in Syrien im Nordwesten und Nordosten Syriens tätig. IRC ist in den folgenden Bereichen im Einsatz: Wirtschaftliche Integration inkl. Bargeldhilfe, Bildung, Schutz von Frauen und Kindern sowie Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt, und Gesundheitsdienste. Im Rahmen der Cholera-Bekämpfung stellt IRC wichtige Hilfsgüter für die Cholera-Prävention, -Kontrolle und -Behandlung bereit, schult klinisches Personal und kommunale Gesundheitshelfer*innen in der Erkennung, Behandlung und Überweisung von Fällen und leistet Aufklärungsarbeit in Sachen Gesundheit und Hygiene. IRC unterstützt auch syrische Geflüchtete in den Nachbarländern Libanon und Jordanien.

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