23,5 Millionen Menschen haben in Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger und Nigeria keinen ausreichenden Zugang zu Nahrung. Die Zahl könnte bis Juni dieses Jahres auf 34,5 Millionen ansteigen, wenn nicht rechtzeitig etwas unternommen wird.
Im Dezember 2022 waren in diesen fünf Ländern über 9.000 Schulen geschlossen, zwei Jahre zuvor waren es noch 3.000.
In Burkina Faso führt die steigende Zahl geschlossener Gesundheitseinrichtungen dazu, dass der Bevölkerung weiterhin Gesundheitsdienste vorenthalten werden und Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Unterernährung eingeschränkt sind.
Voraussichtlich werden 800.000 Kinder in Burkina Faso an lebensbedrohlicher Unterernährung leiden. 2023 werden in Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger und Nigeria über 7 Millionen Kinder unterernährt sein.
Als Folge der Angriffe auf die Gesundheitseinrichtungen in Nigeria konnte das Gesundheitspersonal in der Region an insgesamt 2.356 Arbeitstagen bzw. 6,6 Jahre lang nicht arbeiten.
Dakar, Senegal, 4. April 2023 — International Rescue Committee (IRC) fordert innovative Lösungen, um das Recht auf Hilfe und Schutz für Millionen Menschen in Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger und Nigeria wiederherzustellen. Diese Menschen sind tagtäglich mit den Konsequenzen bewaffneten Konflikts und des Klimawandels konfrontiert.
Ein neuer Nothilfebericht von IRC beruht auf der jährlichen IRC Emergency Watchlist (eine Liste mit den 20 humanitären Krisen, die sich im nächsten Jahr am stärksten verschlimmern werden) und wirft ein Schlaglicht auf die alarmierende Verschlechterung der humanitären Krisen in der Region. IRC hat dabei drei Faktoren identifiziert, die die Krisen in der Region beschleunigen: Konflikte, Klimawandel und wirtschaftliche Turbulenzen.
Der Klimawandel verschlimmert die Intensität und Häufigkeit von klimabedingten Katastrophen. In Mali haben die Dürren dafür gesorgt, dass sich der Zugang zu natürlichen Ressourcen, vor allem Wasser und Land, für die Bevölkerung verändert hat oder sogar ganze Existenzgrundlagen zerstört wurden. Gemeinschaften, die ohnehin schon durch politische Instabilität und wirtschaftliche Schocks geprägt sind, sind erneut von der Klimakrise betroffen – und das ohne Ressourcen und die Fähigkeit, diese bewältigen zu können und sich zu erholen. In den fünf Ländern sind fast 6 Millionen Menschen von den schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten betroffen. Diese Überschwemmungen allein haben 2,6 Millionen Menschen in der gesamten Region zur Flucht gezwungen, da die Böden trocken sind und kein Wasser aufnehmen können. Die Überschwemmungen haben etwa 400.000 Häuser, Getreidespeicher und Felder zerstört, auf die die Bevölkerung in der Region als Nahrungs- und Lebensgrundlage dringend angewiesen sind.
Wenn in diesen fünf Ländern keine angemessenen Mittel für die humanitäre Hilfe bereitgestellt wird, werden zwischen Juni und September 2023 voraussichtlich 34,5 Millionen Menschen keinen Zugang zu ausreichender Nahrung haben. Neben dem Hunger nimmt auch die Unterernährung zu, wobei die Prävalenz in Ländern, die stärker von Naturkatastrophen betroffen sind, noch höher ist. In Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger und Nigeria verschlechtert sich der Ernährungszustand von Kindern unter fünf Jahren immer mehr. Die Zahlen sind heute um fast 20 Prozent höher als im Jahr 2021.
Modou Diaw, IRC-Regionaldirektor für Westafrika, sagt:
,,Während die Wirtschaftskrise die Ressourcen vieler Familien einschränkt, werden immer mehr Menschen durch Konflikte und den Klimawandel vertrieben. Tausende von Menschen sind vom Hungertod bedroht, wenn der Zugang zu qualitativ und quantitativ ausreichender Nahrung nicht schnell sichergestellt wird. Über 9.000 Schulen in der Region sind geschlossen, was den Kindern die Chance nimmt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Die Menschen brauchen dringend Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen und natürlichen Ressourcen. Um den Kreislauf der Krise durchzubrechen und um das Recht der Menschen auf Hilfe wiederherzustellen, ist der Zugang zu grundlegenden sozialen Diensten unabdingbar.‘‘
IRC fordert einen Paradigmenwechsel, damit die betroffene Bevölkerung in der Sahelzone wieder Zugang zu Bildung, Gesundheit, Wasser und Nahrung erhält:
- Den Zugang zu grundlegenden sozialen Diensten für konfliktbetroffene Menschen ausweiten: Diese Maßnahmen sollen gewährleisten, dass lokale Fähigkeiten und Gemeinschaften gestärkt werden. Nur auf diese Weise können zukünftige Reaktionsmaßnahmen antizipiert und vereinfacht werden.
- Das Recht der Menschen auf Hilfe wiederherstellen: Dialoge zwischen allen Konfliktparteien und eine größere Akzeptanz der humanitären Akteure auf Länderebene müssen geschafft werden.
- Den Teufelskreis der Krise brechen: Ausreichende, flexible und langfristige Mittel auf Grundlage einer menschen- und gemeinschaftszentrierten Strategie bereitstellen. Reaktionsmaßnahmen müssen besser an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden und die Kluft zwischen Klima und humanitärer Hilfe überwinden.