Zwei Schiffsunglücke ereigneten sich in der Nacht zum Mittwoch vor den griechischen Inseln Lesbos und Kithira. IRC warnt, dass die anhaltende Untätigkeit der politischen Entscheidungsträger*innen bei der Gewährleistung sicherer Routen für Geflüchtete zu weiteren Todesopfern führen könnte. Hinzu kommt die Verschlechterung der Wetterbedingungen durch den bevorstehenden Winter.

Auf Lesbos wurden 18 Leichen geborgen, darunter 16 Frauen, ein Mann und ein kleiner Junge. An einem zweiten Ort in der Nähe von Kithira werden weitere 15-20 Menschen vermisst. IRC-Teams auf Lesbos stehen bereit, den Überlebenden zu helfen, u.a. durch psychologische und Trauma-Unterstützung. 

Eftychia Georgiadi, Leiterin der IRC-Programmarbeit in Griechenland, sagt:

"Noch mehr Menschen sind ums Leben gekommen auf der gefährlichen Reise über das Mittelmeer, um vor Gewalt oder Verfolgung zu fliehen und Sicherheit in Europa zu suchen. In diesem Jahr werden allein im östlichen Mittelmeer mehr als 170 Menschen vermisst oder haben ihr Leben verloren. Diese Zahl könnte noch drastisch ansteigen, wenn die Menschen den Weg bei sich verschlechterndem Winterwetter fortsetzen."

Niamh Nic Carthaigh, IRC-Direktorin für Politik & Advocacy in der EU, kommentiert:

"In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Geflüchteten und Migrant*innen, die die gefährliche Reise von Nordafrika nach Europa wagen, weiter gestiegen. Die Route ist heute dreizehnmal gefährlicher als im Jahr 2015. Beileidsbekundungen und Solidaritätsbekundungen reichen nicht aus, und wir dürfen diese Vorfälle nicht normalisieren. Die EU darf sich nicht länger ihrer Verantwortung gegenüber den Schutzsuchenden entziehen. Die Reaktion Europas auf ukrainische Geflüchtete zeigt, dass Europa in der Lage ist, Menschen mit Menschlichkeit, Würde und im Geiste der Solidarität aufzunehmen. Dies kann aber nur passieren, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen dringend die bestehenden Routen ausbauen und weitere sichere, reguläre Routen schaffen, damit die Menschen nicht gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren." 


IRC ist seit 2015 in Griechenland tätig, als Europa einen Höhepunkt der Migration erlebte. Derzeit ist IRC auf Lesbos und in Athen tätig, bietet psychosoziale Dienste, Unterbringung in Wohnungen für unbegleitete Jungen und Mädchen sowie alleinstehende Mütter und Integrationsprogramme an. IRC betreibt auch RefugeeInfo, eine Online-Plattform, die Geflüchteten im ganzen Land zuverlässige und zugängliche Informationen in fünf Sprachen zur Verfügung stellt.