IRC verurteilt aufs Schärfste die Ermordung von drei Mitarbeitenden palästinensischer Partnerorganisationen. Sie kamen in der vergangenen Woche bei israelischen Luftangriffen ums Leben. Seit Oktober 2023 wurden insgesamt mehr als 300 humanitäre Helfer*innen in Gaza getötet – mehr als in jeder anderen lokalen Krise weltweit. Die überwiegende Mehrheit der getöteten Menschen sind Palästinenser*innen. Palästinensische Nichtregierungsorganisationen (NGOs) tragen weiterhin das höchste Risiko bei der Bereitstellung von Hilfe.  

Am 10. Oktober führte Israel einen Luftangriff auf die Rafida-Schule in Deir al-Balah durch, in der vertriebene Menschen Zuflucht gefunden hatten. Mindestens 28 Menschen wurden getötet, darunter auch Frauen und Kinder. Bei dem Angriff wurden auch zwei Mitarbeitende der IRC-Partnerorganisation Ard el-Insan getötet und sechs weitere verletzt. Der Angriff traf sie inmitten ihrer Arbeit als Gesundheits- und Ernährungshelfer*innen. Am 11. Oktober wurde in der Notunterkunft Jabalia im Norden Gazas eine Mitarbeitende der Organisation Juzoor und ihre gesamte Familie getötet, als ein israelischer Luftangriff ihr Haus zerstörte. Am nächsten Tag traf ein weiterer israelischer Luftangriff das Haus eines anderen Kollegen von Juzoor. Er und seine Familie wurden verletzt.   

Seit Anfang Oktober hat Israel die Zivilbevölkerung im Norden Gazas von humanitärer Hilfe abgeschnitten und verstärkt bombardiert. Den Menschen vor Ort, die seit über einem Jahr von den verheerenden Folgen dieser Krise betroffen sind, wurde nun auch der letzte Zugang zur Versorgung genommen. Diese jüngsten Angriffe trafen sowohl den Norden Gazas als auch die von Israel deklarierte „humanitäre Zone“, die trotz der Aufforderung an die Zivilbevölkerung, dorthin zu fliehen, weiterhin regelmäßig bombardiert wird. Für den Norden Gazas hatte Israel kürzlich Befehle erlassen, welche die verbleibende Zivilbevölkerung zur Flucht in den Süden aufforderten. Diese Angriffe zeigen deutlich, dass es für Zivilist*innen in Gaza an keinem Ort sicher ist.    

Unabhängig davon, wo Hilfsorganisationen tätig sind, stehen sie unter Schutz durch das Humanitäre Völkerrecht. Als Besatzungsmacht und Konfliktpartei ist Israel verpflichtet, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und ihren ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Israel muss sicherstellen, dass Lebensmittel, medizinische Versorgung und andere lebensnotwendige Güter die Zivilbevölkerung in Gaza erreichen.  

IRC spricht Ard el-Insan, Juzoor und den Angehörigen der Getöteten ihr tiefstes Beileid aus. Die gesamte Bevölkerung in Gaza ist derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Alle Konfliktparteien müssen den sofortigen Schutz der humanitären Helfer*innen sicherstellen und ermöglichen, dass sie ihrer lebensnotwendigen Arbeit nachgehen können. Humanitäre Mitarbeitende dürfen niemals zur Zielscheibe werden. Diejenigen, die Angriffe auf sie verüben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.   

Die humanitäre Hilfe vor Ort muss dringend massiv aufgestockt werden. IRC ruft daher weiterhin zu einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand auf. Dies ist die einzige Möglichkeit, Palästinenser*innen zu schützen und die Freilassung der verbleibenden Geiseln zu ermöglichen.