Berlin, 10. Oktober 2019 — Mit dem Beginn der türkischen Offensive in Syrien ist International Rescue Committee (IRC) zutiefst besorgt über das Leben und die Existenzgrundlage der zwei Millionen Zivilisten im Nordosten Syriens, die die Brutalität des IS und mehrfache Vertreibungen bereits überlebt haben. Eine militärische Offensive könnte 300.000 Menschen vertreiben und lebensrettende humanitäre Dienste unterbrechen. Selbst eine begrenzte militärische Initiative könnte dazu führen, dass 60.000 Menschen vertrieben werden, von denen die meisten bereits in größter Not leben.
IRC-Personal vor Ort bestätigt Berichte über Bombardierungen und Luftangriffe in Tal Abyad nahe der türkischen Grenze. Gleiches gilt für Luftangriffe und Bombardierungen in Ras al Ayn, einer Stadt an der Grenze weiter östlich.
Misty Buswell, Middle East Policy Director bei International Rescue Committee, sagt:
„IRC ist zutiefst besorgt über die Auswirkungen dieser Eskalation auf die Zivilbevölkerung, einschließlich unserer eigenen Mitarbeiter*innen und ihrer Familien, und die destabilisierenden Auswirkungen, die dies auf eine Bevölkerung haben wird, die bereits die Hauptlast des achtjährigen Konflikts in Syrien getragen hat. Viele dieser Menschen wurden bereits mehrfach vertrieben und litten unter der brutalen Herrschaft des IS. Sie werden nun wieder die Last des Konflikts tragen.“
Laut lokalen Berichten flohen Zivilisten nur mit der Kleidung, die sie am Körper trugen, nach Raqqa. Die Stadt wurde in früheren Kämpfen gegen den IS bereits massiv verwüstet und ist auch heute noch für Zivilisten extrem unsicher. Das ganze Stadtgebiet ist von Blindgängern übersät, es gibt keinen Wohnraum und keine Grundversorgung wie Strom. Die Lager in der Umgebung der türkischen Invasion sind ebenfalls bereits voll ausgelastet. Weitere Vertreibungen werden die humanitären Organisationen vor Ort über ihre Möglichkeiten hinaus fordern.
IRC fordert die türkische Regierung auf, die militärische Offensive einzustellen, bevor sie weiter eskaliert. Alle Parteien sind aufgerufen, ihren Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht zum Schutz der Zivilbevölkerung nachzukommen und sicherzustellen, dass sie von den schlimmsten Auswirkungen des Konflikts verschont bleibt.
IRC leistet seit 2012 Hilfe in Syrien. Im vergangenen Jahr erreichte die Hilfsorganisation mit Partnern über eine Million Menschen im Land. Im Nordosten Syriens bietet IRC Gesundheitsversorgung, Bargeld und andere wichtige Dienstleistungen an. Mehr über die Arbeit von IRC in Syrien lesen Sie hier.