• Mehr als 1 Million Menschen könnten durch geschlossenen Grenzübergang Bab al-Hawa lebensrettende medizinische Versorgung verlieren

  • 98% der von IRC befragten Frauen und fast 9% der Männer identifizieren die fehlende Verfügbarkeit von Medikamenten als Haupthindernis für ihre medizinische Grundversorgung

  • Der UN-Resolution für grenzüberschreitende Hilfe muss für mindestens 12 Monate verlängert werden, um weitere vermeidbaren Todesfälle zu verhindern

Am 10. Juli läuft der grenzüberschreitende UN-Hilfsmechanismus im Nordwesten Syriens aus. Die Krise in Syrien geht in ihr zwölftes Jahr und mehr als 14,6 Millionen Syrer*innen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Davon leben 4,1 Millionen Menschen im Nordwesten des Landes, wo mehr als 70 Prozent der Menschen in Ernährungsunsicherheit leben und weitgehend auf grenzüberschreitende humanitäre Hilfe angewiesen sind. IRC warnt vor verheerenden Auswirkungen, insbesondere im Bereich lebenswichtiger Gesundheitsdienste, falls die Resolution nicht verlängert wird.

Im Jahr 2021 erhielten 1,3 Millionen Menschen lebensrettende medizinische Hilfe über den Grenzübergang Bab-Al Hawa - den letzten verbleibenden Grenzübergang, der jetzt von der Schließung bedroht ist. Fast 60% der ambulanten Konsultationen im Land sind auf grenzüberschreitende Hilfe angewiesen. Im Nordwesten des Landes benötigen derzeit mehr als 3,1 Millionen Menschen humanitäre Unterstützung, um Zugang zur medizinischen Grundversorgung zu erhalten. 

IRC hat zwischen März und April 2022 neue Daten in Gemeinden im Nordwesten Syriens erhoben. 98% der von IRC befragten Frauen und fast 9% der Männer identifizieren die fehlende Verfügbarkeit von Medikamenten als Haupthindernis für ihre medizinische Grundversorgung. Das bedeutet einen Anstieg um 50% bzw. 30% gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021.

63 Krankenhäuser, 170 Gesundheitszentren, 42 spezialisierten Versorgungszentren und 45 mobilen Kliniken bieten derzeit Gesundheitsdienste im Nordwesten Syriens an. Die grenzüberschreitende Hilfe ist überlebenswichtig für Millionen Syrer*innen, die dort versorgt werden. Wenn die UN-Resolution nicht verlängert wird, werden humanitäre Hilfsorganisationen wie IRC nicht in der Lage sein, die Lücken in der medizinischen Versorgung zu schließen.

Ein 42-jähriger vertriebener Syrer und IRC-Kunde im Nordwesten Syriens, sagt:

,,Wenn ich nur über das Ende der humanitären Hilfe spreche, bekomme ich Angst. Meine Sorgen nehmen zu, und ich stelle mir vor, wie ich auf der Straße sitze und meine Medikamente nicht erhalte. Meine Familie müsste dann betteln gehen, damit wir uns die Medikamente privat kaufen können. Ich hoffe, dass sie [der UN-Sicherheitsrat] die humanitäre Hilfe nach Syrien weiterhin zulassen. Wir brauchen dringend diese Unterstützung, um uns vor einer möglichen Katastrophe zu bewahren."

David Miliband, Präsident und CEO von IRC, sagt:

,,IRC-Teams und unsere Partnerorganisationen im Gesundheitswesen arbeiten unermüdlich in Nordsyrien. Sie stellen sicher, dass lebenswichtige medizinische Leistungen und Lieferungen diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen. Die Auswirkungen des elfjährigen Konflikts haben dazu geführt, dass das syrische Gesundheitssystem überfordert ist. Im ganzen Land fehlt es an funktionierenden Gesundheitseinrichtungen, lebenswichtigen medizinischen Mitteln und qualifiziertem Personal. Als der grenzüberschreitende Zugang zum Nordosten Syriens im Januar 2020 geschlossen wurde, hatte dies unmittelbare negative Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen. 

Für die Syrer*innen im Nordwesten des Landes könnte die Nichtfreigabe des einzigen verbleibenden Grenzübergangs den größten Angriff auf die Gesundheitsversorgung seit Beginn der humanitären Krise bedeuten. Millionen von Menschen werden den Zugang verlieren, wenn sie ihn am dringendsten benötigen. Aus diesem Grund fordert IRC den UN-Sicherheitsrat auf, Prinzipien über die Politik zu stellen. Die UN-Resolution muss für 12 Monate neu genehmigt werden, um den unnötigen Verlust von noch mehr Menschenleben zu vermeiden."

Hinweis für die Redaktion: