Die Zivilbevölkerung im Jemen leidet weiterhin unter den sich rapide verschlechternden Bedingungen. Dazu fordert IRC die Geber*innen auf der UN-Geberkonferenz für Jemen auf, den humanitären Bedürfnissen im Land die nötige Beachtung zu geben und ihre finanziellen Zusagen zu erhöhen. Die jahrelange Unterfinanzierung der humanitären Hilfe hat bereits dazu geführt, dass lebensrettende Programme gekürzt werden mussten. Jemen ist eine der größten und komplexesten humanitären Krisen der Welt und die Not der Zivilbevölkerung ist durch den jahrelangen Konflikt, die Zerstörung der Infrastruktur und den Zusammenbruch der Wirtschaft massiv. Da die Ukrainekrise die Ernährungsunsicherheit im Land zu verschärfen droht, dürfen die Geber*innen den Jemen nicht vergessen. 

Trotz Mittelkürzungen und mangelnder globaler Aufmerksamkeit steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe im Jemen weiter an. Die Zahl der zivilen Opfer von Luftangriffen erreichte im Januar 2022 einen Höchststand von 426, dem gewalttätigsten Monat in Jemen seit fünf Jahren. Infolge des stagnierten Friedensprozesses und des Mandatsendes der Group of Eminent Experts (das UN-Menschenrechtsrat mandatierte Gremien zur Dokumentation von Verletzungen des humanitären Völkerrechts in Jemen) ist ein Mindestmaß an Rechenschaftspflicht in diesem Krieg nicht gegeben. Mehr als 20 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe aufgrund des Konflikts und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Die steigende Inflation und der Wirtschaftskrieg um die Kontrolle über die natürlichen Ressourcen, die Handelsströme, die Unternehmen und die Märkte des Landes verschlimmern ihre Notlage noch, da sich viele die Grundnahrungsmittel nicht leisten können. 

Diese Bedarfe könnten sich durch den Krieg in der Ukraine, von wo Jemen 22% desWeizenverbrauchs importiert, noch verschärfen. Die Abhängigkeit des Jemen von Nahrungsmitteln aus dem Ausland ist nicht neu. Aber die Unterbrechung der wichtigsten Importe in Verbindung mit den katastrophalen Kürzungen der humanitären Mittel droht die Nahrungsmittelpreise noch weiter in die Höhe zu treiben und für die meisten jemenitischen Familien unerschwinglich zu machen. 

Tamuna Sabadze, IRC-Landesdirektorin für Jemen, sagt: 

"Jahrelanger Krieg, diplomatisches Versagen und wirtschaftliche Schocks haben das Leben von Millionen von Menschen in Jemen zerstört. Die Jemenit*innen können es sich nicht leisten, dass lebensrettende Dienstleistungen wie die Verteilung von Nahrungsmitteln, sauberes Trinkwasser, Bildungsprogramme und Gesundheitsdienste aufgrund fehlender Mittel weiter eingeschränkt werden. Die Krise in der Ukraine droht die ohnehin schon bedrohliche Ernährungssicherheit und humanitäre Notlage in Jemen weiter zu verschärfen. 

Der humanitäre Hilfsplan 2021 war nur zu 61% finanziert. Aufgrund der chronischen Unterfinanzierung und der geringen Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft hat das UN-Welternährungsprogramm davor gewarnt, dass 8 Millionen Menschen bereits reduzierte Lebensmittelrationen erhalten.

Die Geber*innen müssen auf die humanitäre Krise im Jemen reagieren, indem sie sich verpflichten, den humanitären Hilfsplan beim Treffen am 16. März vollständig zu finanzieren. Eine gut finanzierte humanitäre Hilfe wird es den Akteuren vor Ort wie IRC ermöglichen, den Menschen weiterhin Hilfe und Dienstleistungen zukommen zu lassen und weitere Kürzungen von Dienstleistungen zu verhindern. Während die Aufmerksamkeit der Welt auf die Krisen in Afghanistan und der Ukraine gelenkt wird, dürfen die Geber*innen Jemen nicht vergessen.”

IRC ist seit 2012 im Jemen tätig und hat Programme 2015 rasch ausgeweitet, um den durch den Konflikt verursachten größeren humanitären Bedarf zu decken. Obwohl der anhaltende Konflikt unsere Arbeit vor Herausforderungen stellt, hat IRC den Zugang zu den betroffenen Menschen aufrechterhalten und bietet weiterhin lebensrettende Dienste an, darunter die Behandlung von Unterernährung, Gesundheitsversorgung, Wasser- und Sanitärversorgung, Bargeldhilfe sowie Case-Management-Dienste und Bildungsprogramme.