Berlin, 15. Juni 2022 — Erstmals sind über 100 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Ob aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan, Venezuela oder dem Horn von Afrika, nie zuvor waren so viele Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und einen Neuanfang zu wagen. Mit 15 Prozent Wachstum zum Vorjahr ist dies ein Negativrekord für 2022. Mehr als je zuvor sollte dieser Weltflüchtlingstag dazu aufrufen, Vertriebene weltweit offen aufzunehmen.
Zum Weltflüchtlingstag 2022 ruft International Rescue Committee (IRC) die Kampagne "Generationengespräche: Flucht ist nur ein Teil unserer Geschichte“ ins Leben. Im direkten Dialog zu zweit teilen Familienmitglieder ihre Geschichten: von Heimat und Vertreibung über Kampfgeist und Inspiration bis hin zu Neubeginn und Träumen für die Zukunft. Ob das ukrainische Ehepaar Mariia und Andrii, die erst vor wenigen Wochen ihre Heimat verließen; Chadia und Nour aus Syrien, die bereits vor ein paar Jahren Fuß in Großbritannien fassten; Lucas und seine Mutter Juno, deren Leben heute noch von der Flucht des Großvaters während des Zweiten Weltkriegs inspiriert ist.
Seit mehr als acht Jahrzehnten arbeitet IRC mit Geflüchteten weltweit zusammen und sieht tagtäglich, wie viel mehr sie als ihre begrenztes Hab und Gut in die Aufnahmegemeinschaft mitbringen: Hoffnungen und Träume, Erfahrungen und Talente, Traditionen und Familiengeschichten, Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit. Die IRC-Generationengespräche zum Weltflüchtlingstag 2022 belegen dies.
Zu ihrer kürzlichen Flucht aus der Ukraine sagen Andrii und Mariia:
,,Ich glaube, unsere Hauptaufgabe war es, unsere Kinder zu retten: ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre geistige Gesundheit zu bewahren. Die Situation in der Ukraine war sehr zerstörerisch. Zuerst dachten wir alle, wir könnten abwarten. Dass es schnell zu Ende gehen würde oder dass es nicht so beängstigend wäre. Dass, wie die russische Regierung sagte, die Zivilist*innen nicht leiden würden. Aber das war nicht der Fall. Also gingen wir bei der ersten Gelegenheit, die sich uns bot. Es war beängstigend, aber es war die richtige Entscheidung, und ich habe keine Minute daran gezweifelt.”
Was ihre Fluchtgeschichte für sie bedeutet beschreiben, Chadia und Nour aus Syrien:
,,Geflüchtete sind nicht anders als wir. Sie brauchen nur etwas mehr Hilfe und mehr Unterstützung, denke ich. Aber sie sind mehr als das, was ihnen widerfahren ist. Wir sollten ihnen das Gefühl geben, willkommen zu sein, denn ihr Land hat sie nicht willkommen geheißen.”
Zu seiner Motivation IRC-Botschafter zu werden sagt Lucas Englander:
„Als der Krieg in der Ukraine ausbrach und ich gerade mit den Dreharbeiten zu einer Serie zu Emergency Rescue Committee [A.d.R.: Vorläufer von IRC] in Marseille begann, wusste ich, dass ich mich engagieren will. IRC hat mir bereits die Möglichkeit gegeben, an der 2022 Kampagne rund um den Weltflüchtlingstag teilzunehmen. Dieser Tag lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, was es bedeutet, die Heimat und alles, was man liebt, zu verlassen, um an einem neuen Ort Sicherheit zu finden. Ein Mensch auf der Flucht bleibt ein Mensch. Und ein Mensch, der die Chance erhält, Teil einer Gesellschaft zu werden, dem man die Hand reicht, wird möglicherweise auch der Gesellschaft die Hand reichen. Sei es als Lehrer*in, als Schauspieler*in, als Nobelpreisträger*in, als Freund*in, als Nachbar*in, oder als Freude schenkende Fremde*r.“
Über die Gesprächspartner*innen:
Andrii und Mariia, ein Ehepaar aus der Ukraine,kamen am 6. Mai 2022 mit ihren vier Kindern im Vereinigten Königreich an. In der Familie leben nun drei Generationen zusammen: Andrii und Mariia, ihre vier Kinder und Mariias Eltern. Als der Krieg in Charkiw eskalierte, floh die Familie mit ihren Kindern und ihrem Labrador zusammen nach Bulgarien. Dort wohnten sie zwei Monate bei einem Freund der Familie, bevor sie sich für das britische Patenschaftsprogramm bewarben. Sie wünschen sich, bald in ihre Heimat zurückkehren zu können.
Chadia und Nour, Mutter und Tochter aus Syrien, kamen 2016 zusammen mit dem 16-jährigem Bruder Zain in das Vereinigte Königreich, sechs Monate nachdem ihr Vater Mezan eingereist war. Chadia und Nour teilen vieles über ihre Erinnerungen an Syrien, die Anpassung an das Leben im Vereinigten Königreich und die Hoffnungen und Träume, die sie auf ihrer Reise begleitet haben. Nour sieht, wie viel Kraft es ihre Mutter gekostet hat, das vom Krieg zerstörte Syrien zu verlassen, um sie und ihren Bruder in Sicherheit aufzuziehen. Nour hofft, eines Tages für die Vereinten Nationen zu arbeiten und andere Menschen mit Fluchterfahrung zu unterstützen.
Lucas Englander, bekannt durch seine Rollen in „Appearances", „The Witcher”, „Parlament” u.v.m., setzt sich als neuer Botschafter von IRC Deutschland für Geflüchtete weltweit ein. Lucas dreht aktuell die Netflix-Serie „Transatlantic”, die die Geschichte der Hilfsorganisation Emergency Rescue Committee (ein Vorläufer von IRC) in Marseille in den 1940er Jahren erzählt, und tausenden Menschen bei der Flucht aus Frankreich im Zweiten Weltkrieg half. Die aktuelle Rolle wühlt die eigene Familiengeschichte auf. Der Großvater von Lucas floh während des Zweiten Weltkriegs aus dem von Nazis besetzten Prag. Die Geschichte motiviert Lucas noch stärker, sich für Geflüchtete weltweit einzusetzen wie im Dialog mit seiner Mutter Juno als Teil der IRC-Kampagne "Generationengespräche: Flucht ist nur ein Teil unserer Geschichte“ deutlich wird.
Hier finden Sie die Gespräche:
Hier finden Sie die Gespräche:
- zwischen Mariia und Andrii,
- zwischen Chadia und Nour, und
- zwischen Lucas und Juno,
Hier finden Sie das Highlight-Reel auf Instagram, eine Zusammenschnitt alle drei Geschichten.