IRC-Klinik in Somalia meldet einen Anstieg von 265% schwer unterernährter Kinder unter 5 Jahren zwischen April und Mai 2022
Der Anstieg der Treibstoffpreise um 200% seit Ausbruch des Ukrainekriegs beeinträchtigt Hilfslieferungen
Humanitäre Hilfe muss sofort aufgestockt werden: 7 Millionen der 16 Millionen Einwohner*innen Somalias sind in den nächsten zwei Monaten von einer Hungersnot bedroht
7. Juli 2022 — Ostafrika wird von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. Gleichzeitig wirkt sich die Ukrainekrise weiterhin negativ auf die weltweiten Treibstoff- und Lebensmittelpreise aus. IRC-Kliniken haben in Somalia einen drastischen Anstieg der Aufnahmen von Kindern wegen akuter Unterernährung festgestellt, wobei eine Klinik von April bis Mai 2022 einen Anstieg um 265% verzeichnete.
Hashi Abdi, Supply Chain Manager für IRC in Somalia, sagt:
"Aufgrund des starken Anstiegs der Treibstoff- und Lebensmittelpreise in den letzten Monaten mussten wir unsere Programmarbeit drastisch überdenken. Wir erfordern genügend medizinische Vorräte in unseren Kliniken um Patient*innen, die kritische Pflege und Unterstützung benötigen, nicht abweisen zu müssen. Die Umleitung von lebensrettenden Hilfsmitteln in die Ukraine führt zu einer noch drastischeren Verringerung der leistbaren Hilfe. Wie immer trifft dies die bedürftigsten Menschen am stärksten. Ohne internationale Soforthilfe droht Somalia und der gesamten Region zweifellos eine katastrophale Hungersnot."
Während der Hungersnot in Somalia 2011 starben mehr als 250.000 Menschen, die Hälfte davon Kinder. Es hatte drei Jahre in Folge nicht ausreichend geregnete und der humanitäre Hilfsplan war zu weniger als 50% finanziert. Somalia steht nun vor der fünften Saison in Folge ohne ausreichende Niederschläge. Trotzdem ist der humanitäre Hilfsplan 2022 für Somalia zu Ernährungssicherheit nur zu 20% finanziert. IRC appelliert an die internationale Gemeinschaft unverzüglich Mittel für die Dürre in Ostafrika bereitzustellen, um eine Hungersnot in den nächsten zwei Monaten abzuwenden.
Seit 1981 ist IRC in Somalia tätig, seit des Konflikts zwischen Somalia und Äthiopien, u.a. in Mogadischu, Puntland, Südwest- und Zentralsomalia. Die Programmarbeit wird aktuell erheblich ausgeweitet, um Familien und deren unterernährte Kinder medizinisch zu versorgen, Bargeldhilfe zu leisten, Wasserquellen instand zu setzen sowie mobile Gesundheitsdienste zu unterstützen.
Hinweis für die Redaktion:
- Das Welternährungsprogramm hat davor gewarnt, dass die Zahl der Menschen, die am Horn von Afrika aufgrund der Dürre Hunger leiden bis Ende des Jahres von 14 auf 20 Millionen ansteigen könnte.
- Mehr als 7 Millionen Menschen in Somalia leiden unter schwerer Ernährungsunsicherheit (IPC-Phase 3+), von denen 230.000 Menschen unter katastrophalen, hungerähnlichen Bedingungen leben (IPC-Phase 5). Es besteht die Gefahr, dass in den kommenden Monaten eine Hungersnot ausgerufen wird, wenn die humanitäre Hilfe nicht sofort aufgestockt wird.
- In der IRC-Klinik, in der die Zahl der Fälle von Unterernährung im April und Mai 2022 um 265% gestiegen ist, wurden im April 17 Fälle und im Mai 62 Fälle registriert. Im Jahr 2021 verzeichnete diese IRC-Klinik im Durchschnitt 10-12 Fälle pro Monat.
- Die Kraftstoffpreise sind von 0,12€ pro Liter vor der Ukrainekrise im Februar auf 0,39€ pro Liter gestiegen.