Die Zahl der Vertriebenen weltweit hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) mit 120 Millionen Menschen einen Höchststand erreicht. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und ist nicht nur in ihrer Gesamtzahl schockierend – dahinter stehen individuelle, menschliche Schicksale.

75 Prozent der Menschen auf der Flucht weltweit leben in einkommensschwachen, nicht in reichen Ländern. Dies ist ein klarer Appell an die internationale Gemeinschaft und ein Moment für globale Verantwortung. An diesem Weltflüchtlingstag sind neue Zusagen für humanitäre und Entwicklungshilfe erforderlich. Diese Rekordzahl an Menschen auf der Flucht fordert, dass der Privatsektor, Nichtregierungsorganisationen, politische Akteuren und multilaterale Organisationen gemeinsam an neuen Lösungen arbeiten.  

Es braucht diplomatische Stärke, finanzielle Mittel und die richtige Fachexpertise, um den am meisten gefährdeten Menschen der Welt zur Seite zu stehen. Eine Debatte über die Unterstützung von Menschen auf der Flucht ist dringend erforderlich; echte Antworten sind noch dringender. Nur so kann verhindert werden, dass dieser düstere Meilenstein an Menschen auf der Flucht im nächsten Jahr erneut übertroffen wird. Millionen von Menschenleben und Lebensgrundlagen stehen auf dem Spiel.

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, kommentiert:

,,Der UN-Bericht ist eine Warnung: 120 Millionen Menschen weltweit sind gezwungen zu fliehen. Die Statistiken der letzten Jahrzehnte lassen befürchten, dass diese Zahl aller Voraussicht nach weiter ansteigen wird. Die Zunahme an Geflüchteten jedes Jahr ist leider nichts Neues, aber umso mehr muss sich die Reaktion der Welt auf diese Zahlen ändern.

Mehr denn je bedarf es kontinuierlicher diplomatischer und finanzieller Anstrengungen in Krisenregionen. Mehr denn je sollte der Fokus auf dem Ausbau statt dem Abbau von Resettlement- und humanitären Aufnahmeprogrammen liegen. Mehr denn je sollte der Zugang zu Asylverfahren in der EU garantiert sein. Mehr denn je sollten Politik und Gesellschaft im Blick behalten, dass kein Mensch in Gefahr freiwillig das eigene Zuhause zurücklässt und in die Ungewissheit aufbricht. 

Flucht ist für viele keine Wahl, sondern die letzte Option zum Überleben – wie aktuell die Konflikte und Kriege in der Ukraine, in Gaza oder Sudan zeigen.

Die Antwort auf diese steigenden Zahlen darf kein Rechtsruck in Deutschland, in Europa, in der Welt sein. Die Bundesregierung muss eine Politik vorgeben, die die Solidarität in der Gesellschaft fördert und die Vielfalt und Menschenrechte verteidigt. Auf eine globale Herausforderung wie Flucht und Vertreibung, in deren Kern der Mensch steht, kann es nur eine humane Antwort geben.”