Seit der Konflikt in Sudan im April 2023 ausgebrochen ist, sind über 96.000 Sudanes*innen nach Libyen geflohen. In den kommenden Monaten wird die Ankunft von täglich durchschnittlich 2.500 bis 3.000 weiteren Geflüchteten erwartet. International Rescue Committee (IRC) warnt vor den dringenden und eskalierenden humanitären Bedarfen. 

Der Anstieg an Geflüchteten, die in Libyen ankommen, eröht den Druck auf eine ohnehin schon angespannte Versorgungslandschaft. 73 Prozent der Geflüchteten sind direkt aus Sudan durch die Wüste in die Region Al Kufra nach Südostlibyen eingereist. Andere kommen über Tschad oder Ägypten. Viele hoffen auf einen Weg aus Libyen heraus, da auch in Libyen lokale Ressourcen erschöpft sind. 

Jared Rowell, IRC-Landesdirektor für Libyen, sagt:

,,Die Menschen aus Sudan haben auf der Flucht ein unvorstellbares Trauma erlebt. Sie kommen schwer traumatisiert und unterernährt im Süden Libyens an und benötigen häufig medizinische Versorgung. IRC-Teams berichten, dass eine Großzahl von Familien, unbegleiteten Kindern und Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt in Libyen ankommt. Umfassende Schutzmaßnahmen sind jetzt unerlässlich.

IRC unterstützt ankommende sudanesische Geflüchtete in Libyen, insbesondere in den westlichen, südlichen und östlichen Regionen. In den vergangenen sechs Monaten haben wir mehr als 17.000 Sudanes*innen – darunter 58 Prozent Frauen und Mädchen – mit Hilfe unserer mobilen Gesundheitsteams medizinisch versorgt.”

Der Konflikt in Sudan eskaliert insbesondere in Nord-Darfur. Erst letzte Woche rief das Famine Review Committee in Nord-Darfur in Sudan eine Hungersnot aus. Im ganzen Land sind hunderttausende Menschen von Hunger und kritischer Ernährungsunsicherheit betroffen. Es wird dringend mehr Unterstützung benötigt. In Nord-Dafur zerstören schwere Kampfhandlungen große Teile der Häuser und Infrastruktur. Hunderttausende Menschen sind in eine Hungersnot getrieben worden. Fehlende Infrastruktur und Hungersnot zwingen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Die Bedingungen für Geflüchtete Sudanes*innen in Tschad sind schlecht. Daher wird erwartet, dass noch mehr Menschen aus Sudan direkt nach Libyen flüchten oder aus tschadischen Geflüchtetenlagern weiterziehen. 

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Zahl der Sudanes*innen in Libyen bis Ende 2024 auf 149.000 Menschen ansteigen wird. Der Anstieg an sudanesischen Geflüchteten in Libyen trägt zu erhöhten Bedarfen innerhalb lokaler Gemeinschaften bei und wird die ohnehin knappen Ressourcen weiterhin belasten. Das Gesundheitssystem ist besonders gefährdet. Die primären Gesundheitseinrichtungen sind nicht in der Lage, die wachsende Zahl von Geflüchteten angemessen medizinisch zu versorgen.

IRC fordert die internationale Gemeinschaft dringend auf, sofortige und verstärkte Hilfe zu leisten, um die dringenden Bedarfe von gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu decken. Ohne rasche und umfassende Hilfe, einschließlich zusätzlicher Mittel für effektive Nothilfemaßnahmen, werden sich die Lebensbedingungen der sudanesischen Bevölkerung in Libyen weiter verschlechtern. Die bereits besorgniserregende humanitäre Lage wird sich ohne unmittelbare Maßnahmen nur noch verschlimmern. IRC fordert einen sofortigen Waffenstillstand in Sudan, um die schnell wachsende humanitäre Krise einzudämmen.