Aden, Jemen, 2. August 2022 — IRC begrüßt die zweimonatige Verlängerung des Waffenstillstands in Jemen. In Jemen herrscht seit sieben Jahren eine der größten humanitären Krisen der Welt und 23 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Zeleke Bacha, IRC-Einsatzleiter im Jemen, sagt:
,,Die viermonatige Waffenruhe hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung infolge von Luftangriffen einen historischen Tiefstand erreicht hat. Der Rückgang von Kampfhandlungen ermöglicht die Versorgung von mehr Menschen in Not. Die kommerziellen Flüge von Sanaa wurden wieder aufgenommen. Das verschafft der jemenitischen Bevölkerung eine gewisse Atempause und stimuliert die lokale Wirtschaft.
Dennoch stehen die Jemenit*innen weiterhin vor verzweifelten Herausforderungen. Lebensmittel sind zunehmend unerschwinglich: Die Arbeitslosigkeit und Lebensmittelkosten steigen weiter aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise und des Rückgangs der Importe - über 45% der Weizenimporte im Land kommen direkt aus Russland und der Ukraine. Kritische Hilfe und lebenswichtige Güter für die Bedürftigsten müssen erreichbar sein.
IRC ruft alle Parteien dazu auf, die Verhandlungen über ein erweitertes und langfristiges Waffenstillstandsabkommen zu intensivieren. Wir begrüßen die Zusage des Sondergesandten Grundberg, eine Einigung über die Öffnung der Straßen in Taiz, die regelmäßige Auszahlung der Gehälter von Beamt*innen und regelmäßige Treibstoffimporte über die Häfen von Hodeidah zu erzielen. Die internationalen Geberregierungen müssen auch in den nächsten zwei Monaten des Waffenstillstands ihre finanziellen Zusagen erhöhen: Der humanitären Hilfsplan für den Jemen ist derzeit nur zu 29% finanziert."
IRC ist seit 2012 im Jemen tätig und hat den Umfang der Hilfsmaßnahmen 2015 rasch ausgeweitet, um den durch den Konflikt verursachten, größeren Bedarf an humanitärer Hilfe zu decken. Obwohl der anhaltende Konflikt Herausforderungen schafft, hat IRC den Zugang zu den betroffenen Menschen aufrechterhalten und stellt weiterhin lebensrettende Dienste zur Verfügung – darunter die Behandlung von Unterernährung, Gesundheitsdienste, Wasser- und Sanitärversorgung, Bargeldleistungen sowie Case-Management-Angebote und Bildungsprogramme.