Kabul, Afghanistan, 26. Dezember 2022 — IRC ist bestürzt und entmutigt über den jüngsten Erlass der Taliban, Frauen die Arbeit für Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan zu verbieten.
IRC ist seit 1988 in Afghanistan tätig. In den mehr als drei Jahrzehnten unserer Präsenz in Afghanistan haben wir zum Wohle des afghanischen Volkes gearbeitet und dabei Millionen von bedürftigen Menschen im ganzen Land geholfen. In diesen fast 35 Jahren mussten wir nie aufhören, Hilfe zu leisten.
IRC ist derzeit in zwölf Provinzen Afghanistans in den Bereichen Nothilfe, Gesundheit, Bildung, und anderen lebensrettenden Maßnahmen tätig. Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten eng mit den ländlichen und städtischen Gemeinschaften zusammen, um den Bedarf zu ermitteln und Programme zu entwerfen und umzusetzen, die den kulturellen Sensibilitäten und sozialen Normen entsprechen.
Heute beschäftigt IRC in Afghanistan über 8000 Mitarbeiter*innen, darunter 3.000 Frauen.
Angesichts der sich verschärfenden humanitären Krise und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs in Afghanistan haben die humanitären Akteur*innen im vergangenen Jahr entscheidend dazu beigetragen, Leben zu retten. Ohne die Mitarbeiterinnen der humanitären Hilfe wäre dies nicht möglich gewesen. Allein im letzten Jahr haben die Beschränkungen des Zugangs zur Arbeit für Frauen die scheiternde Wirtschaft Afghanistans weiter vorangetrieben und einen wirtschaftlichen Verlust von bis zu 1 Milliarde Euro verursacht - etwa 5% des afghanischen BIP.
Der jüngste Erlass der Behörden, der afghanischen Frauen die Mitarbeit in nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen verbietet - nachdem sie zuvor bereits den Besuch von Universitäten, Berufsschulen und privaten Einrichtungen untersagt hatten - wird lebenslange Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft Afghanistans haben. Der Ausschluss von Frauen von der Erbringung humanitärer Dienstleistungen wird katastrophale Folgen für die afghanische Bevölkerung haben: Unsere Dienstleistungen hängen von weiblichen Mitarbeiterinnen ab.
In einer Zeit, in der über 97% der Bevölkerung von Armut bedroht sind, fordert IRC die Behörden dringend auf, die schwerwiegenden humanitären Folgen dieser jüngsten Entscheidung zu berücksichtigen. IRC ist entschlossen, mit nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, Organisationen der Zivilgesellschaft, den UN und allen relevanten Akteur*innen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die afghanische Bevölkerung geholfen wird.
IRC ist bei der Erbringung seiner Dienstleistungen auf Mitarbeiterinnen auf allen Ebenen der Organisation angewiesen. Wenn es uns nicht erlaubt ist, Frauen zu beschäftigen, können wir den bedürftigen Menschen nicht helfen. Daher setzt IRC seine Dienstleistungen in Afghanistan derzeit aus.