International Rescue Committee (IRC) Deutschland begrüßt das im Koalitionsvertrag 2025 verankerte Bekenntnis der Bundesregierung, ein „einwanderungsfreundliches Land" (Zeile 2961) zu bleiben und das Grundrecht auf Asyl „unangetastet” (Zeile 2960) zu lassen. Die derzeit geplanten Maßnahmen stehen jedoch im Widerspruch zu diesem Anspruch. Zurückweisungen an den deutschen Grenzen und eine schutzbedarfsblinde Umsetzung der GEAS-Reform gefährden faire Asylverfahren und untergraben rechtsstaatliche Prinzipien. Um ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden und das Recht auf Asyl zu gewähren, braucht es rechtsstaatlich fundierte und solidarische Lösungen, gemeinsam mit EU-Partnern.

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, kommentiert: 

„Die von der Bundesregierung geplante Verschärfung der Asylpolitik wird weder rechtskräftig die Anzahl an Schutzsuchenden in Deutschland reduzieren, noch wird sie dem Anspruch gerecht, globale humanitäre Verantwortung zu tragen. Was sich aber verschärft, ist die Situation der Schutzsuchenden – auf dem Weg nach Deutschland und hier vor Ort. Das ist kein notwendiger Kurswechsel, sondern ein klarer Rückschritt. Die neue Asylpolitik der Bundesregierung setzt schutzsuchende Menschen noch weitere Gefahren aus.

Nur ein Bruchteil von Menschen auf der Flucht kommt in Europa an – überwiegend in Italien, Griechenland oder Spanien. Laut europäischem Fair-Share-Prinzip und Relocation-Ansätzen haben sich die EU-Staaten verpflichtet, die an den Außengrenzen ankommenden Menschen innerhalb Europas aufzuteilen. Für Deutschland läge der Fair-Share-Anteil bei 6.500 Menschen – ein symbolischer, kein substantieller Beitrag, insbesondere angesichts der über 120 Millionen Vertriebenen weltweit. Wir dürfen nie vergessen: Wir sprechen hier immer noch von Menschen.

Der neue Migrationskurs der Bundesregierung wird dem Anspruch eines modernen Einwanderungslandes nicht im Ansatz gerecht und beruht auf Symbolpolitik statt Fakten. Migration ist keine Bedrohung, sondern Teil der deutschen Geschichte und eine Chance für die Zukunft. Wer ein modernes Einwanderungsland sein will, muss Verantwortung übernehmen und Menschen aufnehmen, nicht Verantwortung – oder Menschen – abweisen. Gerade in einer Zeit, in der globale Machtverhältnisse neu verhandelt werden, muss Deutschland eine Vorbildrolle einnehmen und menschenwürdige Lösungen finden.“

Das Bekenntnis zum Recht auf Asyl im Koalitionsvertrag bedeutet konkret:

Laut Koalitionsvertrag will Deutschland ein einwanderungsfreundliches Land” bleiben. Dies erfordert strukturelle Verbesserungen, u.a.:

IRCs Forderungen an die neue Bundesregierung finden sich in diesem Forderungspapier, aufgesplittet in die drei Bereiche, in denen IRC wirkt und schutzsuchende Menschen unterstützt: 1) globale humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, 2) Asyl, Aufnahmeprogramme und Zufluchtswege sowie 3) Unterstützung und Teilhabe von Menschen mit Fluchterfahrung in Deutschland.