Anlässlich der laufenden Jahrestagungen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) 2024 fordert International Rescue Committee (IRC) die Weltbank und ihre Anteilseigner auf, Gemeinschaften in den am stärksten konfliktbetroffenen und einkommensschwächsten Ländern gezielt über die International Development Association (IDA) zu unterstützen. Die IDA ist eine entscheidende Finanzierungsquelle für Krisenländer. In einem neuen Bericht zeigt IRC, wie durch die Unterstützung von Gemeinschaften in fragilen und konfliktbetroffenen Staaten weltweit extreme Armut beendet werden kann.

Heute lebt ein Viertel der in extremer Armut lebenden Menschen in nur 14 Ländern, die gleichzeitig konfliktbetroffen und besonders einkommensschwach sind – das entspricht etwa sieben Prozent der Weltbevölkerung. Zehn dieser 14 Länder sind infolge verfassungswidriger Machtwechsel auf nationaler oder subnationaler Ebene unter der Kontrolle von De-facto-Autoritäten. In diesen Kontexten ist es besonders herausfordernd, extreme Armut und die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen. Die IDA vergibt Kredite mit besonders günstigen Konditionen oder nicht-zurückzuzahlende Finanzierung und ist damit einer der wenigen Rettungsanker, der besonders konfliktbetroffenen und einkommensschwachen Ländern zur Verfügung steht. IDA Gelder werden zunehmend dazu eingesetzt, die Lücken zu füllen, die entstehen weil andere Instrumente für Entwicklungszusammenarbeit und Klimaschutz unterfinanziert oder auf stabile Länder ausgerichtet sind. 

Daphne Jayasinghe, IRC-Leitung Global Policy, sagt: 

„Im Gegensatz zu den großen stabilen Ländern wie China, Indien und Südkorea, die von der IDA in der Vergangenheit so effektiv unterstützt wurden, konzentriert sich die neue Geographie der extremen Armut zunehmend auf krisenbetroffene Gemeinschaften. Diese Länder sind oft mit einer toxischen Kombination aus überforderten Regierungen, langwierigen Konflikten und Klimaanfälligkeit konfrontiert. Bis 2030 werden laut Prognosen der Weltbank 60 Prozent der Menschen, die von extremer Armut betroffen sind, in Ländern leben, die von Fragilität, Konflikten und Gewalt betroffen sind. Es ist zentral für das Mandat der Weltbank, die Herausforderungen in diesen krisengeschüttelten Gemeinschaften zu bewältigen, um global die extreme Armut auf einem lebenswerten Planeten zu beenden.“

Wie im Ergebnisdokument des UN-Zukunftsgipfels hervorgehoben wurde, ist eine robuste und wirkungsvolle Wiederauffüllung von IDA21 entscheidend. Die IDA muss aber auch in allen Kontexten maximale Wirkung erzielen können –  auch dort, wo die staatlichen Kapazitäten begrenzt sind oder wo De-facto-Behörden Gebiete kontrollieren. Das kann nur gelingen durch klare politische Ambitionen, die Operationalisierung von Partnerschaften zur Umsetzung von IDA21-Geldern, konfliktsensible Finanzierungsmechanismen und eine Risikokartierung.

Deutschland ist einer der größten Anteilseigner der Weltbank und aktuell viertgrößter Geber auch für IDA. Damit IDA ihre volle Wirkung erreichen kann, sollten die Weltbank und Anteilseigner die folgenden Schritte umsetzen:

  1. Den Bedarfen angemessene IDA-Wiederauffüllung: Anteilseigner sollten im Rahmen der IDA21-Auffüllung Finanzbeiträge bereitstellen, die den für IDA20 bereitgestellten Betrag in realen Werten übersteigen. Dabei ist wichtig, dass für konfliktbetroffene einkommensschwächste Länder der Zugang zu Zuschüssen und Darlehen zu sehr günstigen Konditionen erhalten wird.
  2. Konfliktsensibilität im IDA21-Policy Framework und Fokus auf Partnerschaften: Anteilseigner sollten mit der Weltbank den politischen Rahmen schaffen, damit Fortschritte in den Bereichen Geschlechtergerechtigkeit und Integration von Geflüchteten umgesetzt werden und die wachsende Zahl von Gemeinschaften, die Konflikte, Gewalt und verfassungswidrige Machtübernahmen erleben, von IDA21 Geldern profitieren. Voraussetzung dafür ist auch, dass die Weltbank mit diverseren Umsetzungspartnern in fragilen und Konfliktkontexten zusammenarbeitet, um marginalisierte Gemeinschaften besser zu erreichen.
  3. Re-Fokussierung auf Armutsbewältigung in fragilen Konfliktregionen: Die Weltbank sollte die Wirkung von IDA in diesen Kontexten durch Reformen verbessern, u. a. durch eine Ausweitung des Finanzierungsrahmens und eine verbesserte Risikoeinstufung.
  4. Krisensicherheit von IDA-Programmen nach verfassungswidrigen Machtübernahmen: Die Weltbank und Anteilseigner sollten geeignete Maßnahmen festlegen, wie durch die Umstellung von IDA Budgethilfen auf NGO- oder UN-Partnerschaften kritische Projekte, z. B. Gesundheitsfürsorge, Bildung und Unterstützung Überlebender von geschlechtsspezifischer Gewalt (GBV) fortgesetzt werden können.