Eine Reihe von EU-Staaten hat angekündigt, die Bearbeitung von Asylanträgen von Menschen, die aus Syrien fliehen, auszusetzen. International Rescue Committee (IRC) ruft alle Staaten auf, das Recht auf Asyl zu wahren.

 

In dieser Zeit der Ungewissheit bleibt die Lage in Syrien nach wie vor sehr ernst. Der seit 13 Jahren andauernde Konflikt hat Millionen von Menschen auch innerhalb Syriens vertrieben, die kritische Infrastruktur des Landes massiv beschädigt und mehr als 90 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. Familien sind gezwungen, sich zwischen Nahrung, Gesundheitsversorgung und Bildung zu entscheiden.

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, kommentiert: ,,Knapp eine Million Menschen mit syrischen Wurzeln haben sich in Deutschland in der Mitte unserer Gesellschaft ein neues Leben aufgebaut und leisten einen wertvollen Beitrag. Wir sind Nachbar*innen, Kolleg*innen und Freund*innen – unabhängig von der Lage in Syrien. Es ist wichtig, dass die politische Diskussion während des Bundestagswahlkampfs nicht auf dem Rücken von Syrer*innen in Deutschland geführt wird.

Wir appellieren an deutsche Entscheidungsträger*innen, auch angesichts der aktuellen Entwicklungen in Syrien den Grundsatz der sicheren und freiwilligen Rückkehr zu achten. Es gelten klare Standards: Jede Rückkehr muss freiwillig, auf einer fundierten Informationsbasis sowie sicher und würdevoll erfolgen. Dabei geht es nicht allein um die physische Sicherheit, sondern auch die mentale Gesundheit und grundlegende Menschenrechte.

Syrien mag an einem Wendepunkt stehen, doch 13 Jahre Konflikt haben tiefe Spuren hinterlassen – für die Menschen im Land aber ebenso diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und in Europa Schutz gefunden haben. Die weitere Entwicklung in Syrien bleibt ungewiss und voreilige Schlüsse wären genau das: voreilig.”

Marta Welander, IRC-Direktorin für EU-Advocacy, ergänzt: „Es bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Entwicklungen in Syrien es den Menschen ermöglichen, ihr Leben dort wieder aufzubauen, oder ob eine noch schwerere Krise bevorsteht. Während die jüngsten Kämpfe im Nordwesten weitgehend beendet zu sein scheinen, hält der Konflikt im Nordosten an und behindert den Zugang unserer Teams zu den Menschen in Not. Nach mehr als 13 Jahren Konflikt in Syrien ist der humanitäre Bedarf im ganzen Land so hoch wie nie zuvor.

Die Zukunft Syriens ist nach wie vor offen und unsicher. Wir rufen alle Länder, in denen Menschen aus Syrien Schutz gefunden haben, dazu auf, das Recht auf Asyl zu wahren. Dazu gehört, die Bearbeitung von neuen Asylanträgen fortzusetzen und den Grundsatz der sicheren, informierten und freiwilligen Rückkehr aller Syrer*innen zu beachten.“