Der seit dem 7. Oktober eskalierende Konflikt im Nahen Osten hat zu Tod und Zerstörung in großem Umfang geführt. Viele tausend Kinder haben laut Berichten ihr Leben verloren, Hunderte von Geiseln befinden sich immer noch in Gefangenschaft, Dutzende von Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen wurden getötet und heute wurde ein Geflüchtetenlager getroffen. In Anbetracht des Ausmaßes der Krise würden selbst die umfangreichsten humanitären Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen. Die humanitäre Hilfe muss jetzt deutlich erhöht werden. 

Als humanitäre Organisation steht IRC an der Seite der hilfsbedürftigen Zivilbevölkerung und ermitteln die notwendigen praktischen Schritte, um sie ergänzend zu unseren bestehenden Programmen im gesamten Nahen Osten zu unterstützen. Die Bedrohung von Zivilist*innen durch eine Eskalation der Gewalt in Verbindung mit schwerwiegenden Einschränkungen bei der Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern, einschließlich Wasser und Strom, ist akut.  

IRC greift auf globale Erfahrungen und Expertise im Bereich der Nothilfe zurück, um auf die verheerende humanitäre Krise zu reagieren. Angesichts der massiven humanitären Auswirkungen in Gaza seit dem 7. Oktober haben wir unter anderem folgende dringende Bedarfe als oberste Priorität identifiziert: Gesundheit, Schutz von Kindern, Hilfsgüter für Frauen und Mädchen und psychologische Unterstützung. 

Die Zivilbevölkerung hat in Konflikten Anspruch auf humanitäre Hilfe. Wir unterstützen die Bemühungen von UN-Organisationen und Mitarbeitenden, die über eine Aufstockung lebenswichtiger Hilfslieferungen verhandeln. Die Hilfslieferungen über den Rafah Grenzübergang sind bei weitem nicht ausreichend, um die Bedarfe zu decken. Wir arbeiten mit verlässlichen lokalen Partnerorganisationen im gesamten besetzten Palästinensischen Gebiet zusammen, um dazu beizutragen, dass die humanitären Bedarfe erfüllt werden. Unsere Partnerorganisationen berichten uns, dass nicht nur ein großer Bedarf besteht - vor allem an Arzneimitteln und medizinischen Hilfsgütern -, sondern auch, dass dass sie in der Lage sind, auf die Bedarfe durch mehr Hilfslieferungen zu reagieren. 

Unsere Programmarbeit wird sich auf die speziell in komplexen Krisenkontexten entwickelten Mechanismen stützen, einschließlich robustem Monitoring und Sorgfaltspflicht, um sicherzustellen, dass die Hilfe die Zivilist*innen erreicht, die sie dringend benötigen. Wir verfügen über evidenzbasierte Ansätze, die sich in anderen Konflikkontexten bewährt haben. 

Die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur, auf die sie zum Überleben angewiesen ist, hat Anspruch auf Schutz in Konflikten. Gesundheitszentren und Krankenhäuser sowie Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Mitarbeitende von Hilfsorganisationen sind durch die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und das Humanitäre Völkerrecht besonders geschützt. Die eingeschränkte Versorgung mit lebenswichtigen Gütern, die Beschädigung von Gesundheitseinrichtungen und der Tod von medizinischem Personal haben die Kapazitäten des Gesundheitswesens in Gaza bereits erheblich geschwächt. Wir fordern weiterhin, dass die Gesundheitsinfrastruktur geschützt und das Humanitäre Völkerrecht geachtet wird, sowie dass die lebensnotwendige Versorgung mit Strom, Wasser, Treibstoff und Kommunikationsmitteln sichergestellt wird. Diplomatische Bemühungen sollten sich weiterhin dringend hierfür einsetzen. 

Wir beobachten und bewerten weiterhin die steigenden Bedarfe in anderen Teilen der Region und schließen uns den Forderungen nach einer Eindämmung, statt einer Ausweitung des Konflikts an.  

Um humanitäre Hilfe zu ermöglichen, die den massiven Bedarfen gerecht wird, wiederholt IRC die von der Zivilgesellschaft, den Vereinten Nationen und vielen Mitgliedstaaten geteilte Forderung nach einer humanitären Pause auf allen Seiten, damit Hilfe die Menschen erreicht. Eine Pause würde die Lieferung von humanitären Hilfsgütern ermöglichen und es humanitären Helfer*innen erlauben, die zunehmenden Bedarfe zu ermitteln und Hilfe zu leisten. Sie könnte auch die Evakuierung von Kranken und Verwundeten ermöglichen, die in Gaza nicht versorgt werden können, und Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln ermöglichen. 

Wir sind nach wie vor entschlossen, uns den Bemühungen anzuschließen, die darauf abzielen, den Verlust von Menschenleben zu mindern und den von der Gewalt am stärksten betroffenen Menschen bedarfsgerechte Hilfe zukommen zu lassen.