Neues Land, neue Sprache, neue Schule, und dann noch Erfahrungen von der Flucht nach Deutschland oder dem Krieg im Heimatland verarbeiten. Das sind enorme Herausforderungen für geflüchtete Jugendliche – und für ihre Lehrkräfte. „Healing Classrooms“ (auf Deutsch „heilende Klassenzimmer“) heißt deshalb ein 2018 in der Metropolregion Rhein-Neckar an Berufsschulen gestartetes Programm von International Rescue Committee (IRC). „Ich war sofort begeistert von diesem Ansatz. Uns liegt zum einen die Förderung von geflüchteten Schülerinnen und Schülern sehr am Herzen und zum anderen unterstützen wir damit die Lehrkräfte an Berufsschulen. Eine Berufsgruppe, die manchmal zu wenig Beachtung erhält“, sagt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung, die Healing Classrooms in der Rhein-Neckar-Region ermöglicht.

Das Konzept der Healing Classrooms basiert auf 30 Jahren Erfahrung der humanitären Hilfsorganisation IRC in der Bildungsarbeit und wird seit 2017 auf den deutschen Kontext angepasst und übertragen. Es lässt das „Klassenzimmer“ zu einem sicheren, vertrauten Ort für Kinder und Jugendliche werden, um ihren Stress zu reduzieren, zu lernen und eigenverantwortlich an der Gesellschaft teilzuhaben.

Healing Classrooms geht dabei besonders auf stabilisierende Faktoren wie beispielsweise das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler ein und gibt den pädagogischen Fachkräften konkrete Übungen zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen an die Hand. Ob Konflikt- und Beziehungsfähigkeit, Gefühlsregulierung, Beharrlichkeit oder auch Konzentrationsfähigkeit – das alles brauchen die Schülerinnen und Schüler beim Lernen und in der Welt außerhalb der Schule.

„Wir unterstützen Lehrkräfte, indem wir konkrete Übungen und Unterrichtsansätze vermitteln. Das ist wichtig für Kinder und Jugendliche, die dauerhaften Stress erfahren haben, der ihre Stärken überschatten kann und ihnen das Lernen erschwert“, erklärt Lisa Küchenhoff, Programmleiterin Bildung bei IRC in Deutschland.

„Pädagoginnen und Pädagogen sind nicht darauf vorbereitet mit dieser neuen Zielgruppe zu arbeiten“, sagt Andrea Schlechter. „Da ist es ganz wichtig, Hilfestellung zu bekommen und zu geben“, betont die Lehrerin an der Mannheimer Justus-Liebig-Schule und Teilnehmerin am Healing-Classrooms-Projekt.

Schulleiterin Marianne Sienknecht ist es besonders wichtig, dass es dabei nicht nur um das Erlernen von Methoden geht. Die Lehrerinnen und Lehrer erhalten praktische und schnell umsetzbare Unterstützung, wie sie ein stabilisierendes Umfeld für ihre Schülerinnen und Schüler schaffen. Denn, so weiß die Rektorin der Justus-Liebig-Schule, sonst ist an konzentriertes Lernen gar nicht zu denken.

Link zum Video über das Pilotprojekt:

https://de.rescue.org/video/wie-mannheimer-berufsschulen-gefluechtete-schuelerinnen-besser-unterstuetzen