15. Mai 2023 — Der anhaltende Konflikt in Sudan hat bereits 600 Leben gekostet und mehr als 5.000 Menschen sind verletzt oder verwundet. Die Lage ist ernst: Zehntausende sind in ihren Häusern eingeschlossen und lebenswichtige Güter wie Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente werden knapp. Da mehrere Krankenhäuser aufgrund von Versorgungsengpässen geschlossen wurden, ist auch das Gesundheitssystem belastet. Infolgedessen sind fast eine Million Menschen aus ihren Häusern geflohen und haben in anderen Staaten des Sudan und in den Nachbarländern Zuflucht gesucht.
Kurt Tjossem, IRC-Vizepräsident für Ostafrika, sagt:
,,Unsere Mitararbeiter*innen an den Grenzen zu Sudan haben von Tausenden von Geflüchteten berichtet, die in notdürftigen Zelten leben und nur begrenzten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben. Aktuell versuchen wir, sie in benachbarte Lager zu verlegen, die schon länger Bestand haben, aber dieses Vorhaben erweist sich durch diese große Zahl an Menschen als sehr schwierig. Wir wissen, dass es für die Menschen im Moment viele Unwägbarkeiten gibt, aber eines ist klar: Der Bedarf ist immens, unmittelbar und wird noch lange Zeit bestehen. Je länger die Menschen unter diesen Bedingungen leben werden müssen, desto anfälliger werden sie für Krankheiten, Hunger und andere Notlagen sein.”
Die humanitäre Lage in Sudan wird sich weiter verschlechtern, wenn nicht alle Konfliktparteien dem Schutz der Zivilbevölkerung Vorrang einräumen und sicherstellen, dass die Zivilbevölkerung ungehinderten Zugang zu lebensrettender humanitärer Hilfe erhält. Angesichts von mehr als 200.000 Menschen, die bereits in Nachbarländer wie den Tschad und den Südsudan vertrieben wurden, ist es entscheidend, dass die einkommensschwachen, fragilen Länder, die diesen Menschen Zuflucht gewähren, von der internationalen Gemeinschaft besser unterstützt werden, insbesondere durch die vollständige Finanzierung ihres globalen humanitären Aktionsplans.
Humanitäre Organisationen wie IRC müssen sich vielen Hindernissen stellen und werden angegriffen. Das sorgt dafür, dass sie darin gehindert werden, Bedürftige zu erreichen und ihnen Hilfe zu leisten. Die Bemühungen von IRC, Geflüchteten Wasser, medizinische Versorgung und Schutz zur Verfügung zu stellen, sind aber lebenswichtig und müssen dementsprechend fortgesetzt werden.
Bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Jeddah war es entscheidend, die Diskussionen auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, den Schutz der Zivilbevölkerung und die Beendigung von Menschenrechtsverletzungen auszudehnen. Die Parteien vor Ort müssen diese respektieren und entsprechend handeln. Letztendlich wird diese Krise erst dann ein Ende finden, wenn der Konflikt zur Ruhe kommt, was voraussetzt, dass nicht nur die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch gebracht werden, sondern auch die Zivilgesellschaft und von Frauen geführte Organisationen, deren Mitwirkung für einen dauerhaften Frieden entscheidend sein wird.
Hinweis an die Redaktion
- IRC hat in Wad Madani ein Satellitenbüro eingerichtet, um die medizinische Grundversorgung und die Schutzdienste für die 50.000 Binnenvertriebenen, die dorthin geflohen sind, zu unterstützen.
- IRC hat ein Hauptbüro in Khartum und drei Außenstellen in den Bundesstaaten El-Gadarif, Blue Nile und Süd-Kordofan. Derzeit sind alle Aktivitäten mit Ausnahme von jenen in El-Gadarif und Blue Nile ausgesetzt.
- In Sudan unterstützt IRC Menschen, die von Konflikten und Krisen betroffen sind, darunter Frauen, Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften.
- Wir bieten ein integratives Gesundheits-, Ernährungs- und Wasser-, Sanitär- und Hygieneprogramm (WASH) an und stellen außerdem Schutz für Kinder sowie umfassende Dienste zum Schutz und zur Stärkung von Frauen und Mädchen bereit, unter anderem für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt (GBV).
- 15,8 Millionen Menschen benötigten vor Ausbruch des Konflikts humanitäre Hilfe und über 4 Millionen benötigten Schutzmaßnahmen.
- Sudan beherbergt eine der größten Vertriebenengruppen Afrikas mit über 3,7 Millionen Binnenvertriebenen und über 1,1 Millionen Geflüchteten aus dem Südsudan, Äthiopien, Eritrea, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Jemen und Syrien.
- Ungefähr ein Drittel der 46,7 Millionen Einwohner*innen des Landes war im März 2023 von Ernährungsunsicherheit betroffen.