Ein Jahr ist vergangen, seitdem die schweren Überschwemmungen in Pakistan fast 10 Millionen Hektar Land zerstört haben. Die wirtschaftlichen Verluste und Schäden werden auf über 27,5 Milliarden Euro geschätzt. Die anhaltenden Auswirkungen dieser Flutkatastrophe zeigen erneut, dass ein paar wenige Ländern am stärksten von den Folgend des Klimawandels betroffen sind und diese zeitgleich am wenigsten auf die Auswirkungen vorbereitet sind.  

Angesichts der bevorstehenden COP28 ruft International Rescue Committee (IRC) dazu auf, dass den krisenbetroffenen Ländern in der globalen Klimaagenda Priorität eingeräumt wird und dass konkrete Verpflichtungen eingegangen werden. Nur so können mehr finanzielle Mittel für Anpassung und Klimaresilienz verfügbar gemacht und Partnerschaften mit lokalen zivilgesellschaftlichen Gruppen ausgebaut werden. Nur so kann in Innovationen investiert werden, die verhindern, dass die Klimakrise zu einer Klimakatastrophe wird. 

Die vorhergesagten weiteren Überschwemmungen könnten dazu führen, dass bis zu 9,1 Millionen Menschen in Armut geraten und auf humanitäre Hilfe angewiesen sein werden. Gleichzeitig sind 71 Prozent der Haushalte von Ernährungsunsicherheit betroffen, ein Anteil der voraussichtlich steigen wird, da Gemeinden nach den Überschwemmungen mit dem Wiederaufbau zu tun haben.  

Besonders besorgniserregend ist die Unterernährung bei Kindern. Der Mangel ist bereits für die Hälfte der Todesfälle von Kindern in Pakistan verantwortlich und ist, Berichten des Welternährungsprogramms zufolge, seit den Überschwemmungen um über 50 Prozent gestiegen. Als Reaktion auf die zunehmende Unterernährung von Kindern weltweit hat IRC in den letzten Jahren ein vereinfachtes Behandlungsprotokoll für die schwersten Formen von Kinderunterernährung entwickelt und sich für dieses eingesetzt. Das Protokoll hat dazu beigetragen, dass sich mehr als 90 Prozent der behandelten Kinder von der Unterernährung erholen. 

Shabnam Baloch, IRC-Landesdirektorin für Pakistan, sagt: 

,,Das letzte Jahr war besonders hart für die Menschen in Sindh und Balochistan, wo die Fluten über 10 Millionen Hektar landwirtschaftliche Flächen zerstört haben, die für Millionen von Menschen Einkommen bedeuteten. Die Menschen hungern und die Unterernährung bleibt trotz der besten Bemühungen humanitärer Organisationen ein dringendes Problem. Die Schäden an kritischer Infrastruktur sowie Krankenhäusern und Kliniken haben den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen erschwert und die bereits besorgniserregende Situation verschärft.  

Pakistanzahlt weiterhin den Preis für den Klimawandel. Die bestehenden humanitären und wirtschaftlichen Herausforderungen im Land werden dadurch nur noch verstärkt. Dabei verursacht das Land weniger als 1 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und muss dennoch mit den den Konsequenzen der hohen CO2-Emissionen der Länder im globalen Norden einen Umgang finden. Die Zusagen der internationalen Gemeinschaft im Januar über 9,1 Milliarden Euro sind bisher nicht eingetroffen. 

Die Uhr tickt und uns läuft die Zeit davon, um Pakistan gegen weitere Schäden zu stärken, die in diesem Jahr wahrscheinlich eintreten werden. Millionen von Menschen in den Überschwemmungsgebieten sind in Gefahr, ihre Häuser weggespült zu sehen, wenn es erneut zu Überschwemmungen kommt. Kinder sind dabei am stärksten gefährdet: Sie sind anfällig dafür, an Unterernährung aufgrund von Nahrungsmittelknappheit zu leiden, die mit einer erneuten Flutkatastrophe einhergehen könnte. Ohne die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, könnten die Folgen eines weiteren Jahres der Untätigkeit katastrophal sein.” 

IRC in Pakistan 

International Rescue Committee (IRC) hat die Aktivitäten in Pakistan im Jahr 1980 als Reaktion auf die wachsende Zahl afghanischer Geflüchteten begonnen. Derzeit sind über 1.500 Mitarbeitende und Freiwillige vor Ort tätig. IRC-Teams haben Lebensmittel, Unterkünfte, Sicherheit, medizinische Grundversorgung, Bildung, Berufsausbildung, Wasserversorgungssysteme und sanitäre Einrichtungen (WASH) und andere wesentliche Dienstleistungen für afghanische Geflüchtete und Aufnahmegemeinschaften bereitgestellt. Vor den Überschwemmungen im Juli des letzten Jahres, war IRC in den am stärksten betroffenen Gebieten aktiv. In Sindh und Balochistan haben IRC-Teams Familien, die den steigenden Wassermassen nicht entkommen konnten, mit finanzieller Unterstützung, Unterkünften und Notfallartikeln versorgt. IRC arbeitet auch mit der Regierung in der Provinz Sindh zusammen, um Gesundheitssysteme im Rahmen des ,,Global Nutrition Model” zu stärken. Bisher hat IRC über 1,4 Millionen Klient*innen mit Nothilfe erreicht.