International Rescue Committee (IRC) begrüßt die gestrigen Finanzierungszusagen auf der VIII. EU-ausgerichteten Brüsseler Konferenz zum Thema „Unterstützung für die Zukunft Syriens und der Region“. IRC warnt jedoch vor unzureichender Finanzierung. Der zugesagte Betrag wird den beispiellosen Bedarf vor Ort nicht decken. Der Bedarf für humanitäre Hilfe in Syrien ist so hoch wie nie zuvor.

Tanya Evans, IRC-Landesdirektorin für Syrien, erklärt: 

„Nach dreizehn Jahren Konflikt sind die verheerenden Auswirkungen von Finanzierungslücken sehr besorgniserregend. Der zugesagte Gesamtbetrag von 7,5 Milliarden Euro ist völlig unzureichend. Es wird den steigenden Bedarf in Syrien und der Region nicht decken. Die anhaltenden Mittelkürzungen haben die Arbeit von Hilfsorganisationen vor Ort erheblich beeinträchtigt. Viele Organisationen, darunter auch IRC, standen vor der schwierigen Entscheidung, einige Programme einzustellen. Hunderttausenden von Menschen wurden überlebensnotwendige Leistungen gekürzt. Das setzt die verbleibenden humanitären Hilfsleistungen zusätzlich unter Druck. Beispielsweise mussten allein im Nordwesten Syriens bis Ende Juni über 136 Gesundheitseinrichtungen schließen, da keine weiteren Mittel zur Verfügung standen. Die Bevölkerung im Nordwesten hat nur noch einen drastisch eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten. 

Die Menschen in Syrien leiden nicht nur unter den Verwüstungen eines langwierigen Konflikts, sondern auch unter dem lähmenden Mangel an Dienstleistungen. Die humanitäre Notlage verschärft sich durch die schwere Wirtschaftskrise, die Währungsabwertung und Naturkatastrophen wie die verheerenden Erdbeben letztes Jahres noch weiter. Jetzt brauchen wir mehr denn je eine nachhaltige und flexible Finanzierung. Nur so können wir sowohl den unmittelbaren als auch den langfristigen Bedarf der Menschen in Syrien decken."

Mehr als sechzehn Millionen Menschen – 70 Prozent der Bevölkerung – sind in Syrien derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Land gehört inzwischen zu den zehn Ländern mit der höchsten Zahl an Hungernden weltweit. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung, 12,9 Millionen Menschen, mit unzureichender Nahrungsmittelversorgung zu kämpfen. Weitere 2,6 Millionen Menschen wurden an den Rand der Ernährungsunsicherheit gedrängt. Die Raten an akuter und chronischer Unterernährung bei Kindern sind alarmierend hoch. Mehr als 60 Prozent der humanitären Hilfsleistungen für Syrien waren 2023 nicht finanziert. Mit den gestrigen Zusagen setzt sich der Trend der Mittelkürzungen fort.

IRC begrüßt, dass Deutschland eine globale Verantwortung übernimmt und einen Großteil der Gesamtsumme von mehr als einer Milliarde Euro zur Unterstützung von Menschen in Syrien und den aufnehmenden Nachbarstaaten ankündigte. Doch noch nie waren die humanitären Bedarfe in Syrien so groß wie derzeit. Auch die zugesagten deutschen Beiträge werden den Bedarf vor Ort allein nicht decken. IRC betont erneut, dass auch die deutschen Ressourcen zur Unterstützung der Zivilbevölkerung in Syrien nachhaltiger und langfristiger eingesetzt werden sollten. Trotzdem: Andere große Geber sollten dem deutschen Beispiel zur Deckung der Bedarfe folgen.

IRC appelliert an die internationale Gemeinschaft, anhaltende und nachhaltige Zusagen für die Bereitstellung von humanitärer Hilfe in ganz Syrien sicherzustellen. Nur so kann die Bereitstellung überlebenswichtiger Leistungen und die Förderung des Wiederaufbaus wirksam gesichert werden. IRC fordert die Geberstaaten auf, dieses Engagement aufrechtzuerhalten und zusammenzuarbeiten, um die Effizienz und Reichweite der humanitären Hilfe in ganz Syrien zu verbessern.
 

IRC in Syrien