Amman, Jordanien, 6. November 2024 — International Rescue Committee (IRC) arbeitet mit der palästinensischen Nichtregierungsorganisation Juzoor zusammen, um mobile Gesundheitsdienste im nördlichen Gazastreifen bereitzustellen. Die jüngsten und zunehmenden Angriffe auf die letzten funktionierenden Krankenhäuser im Norden Gazas und die willkürliche Inhaftierung von medizinischem Personal haben es fast unmöglich gemacht, die Palästinenser*innen dort mit lebensrettender medizinischer Hilfe zu versorgen.
Die medizinischen Einrichtungen und Unterkünfte von Juzoor wurden von israelischen Luftangriffen direkt getroffen. Dabei wurden acht Mitglieder des medizinischen Teams von Juzoor getötet und lebenswichtige Medikamente, Vorräte und Ausrüstung zerstört. Die medizinischen Einrichtungen von IRC und von Juzoor im Lager Jabalia, eines der am stärksten von der Bombardierung betroffenen Gebiete, mussten ihren Betrieb einstellen.
Die Zivilbevölkerung trägt wieder einmal die Hauptlast der Kämpfe. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mindestens hunderttausend Zivilist*innen im nördlichen Gazastreifen unter heftigem Bombardement und Kämpfen eingeschlossen. Die jüngsten Angriffe waren die zerstörerischsten und verheerendsten des vergangenen Jahres im Gazastreifen. Allein in der letzten Woche wurden sieben Vorfälle gemeldet, bei denen zahlreiche Kinder getötet wurden.
Der Bedarf an medizinischer Versorgung steigt ins Unermessliche und der Hunger verschlimmert sich. Es wird erwartet, dass sich die in IPC-Phase 5 (Hungersnot-ähnliche Zustände) eingestufte Bevölkerung in den kommenden Monaten fast verdreifacht. Zeitgleich werden 83 Prozent der Hilfslieferungen derzeit blockiert. Seit einem Monat lässt Israel keine Hilfsgüter mehr in den nördlichen Gazastreifen, was einer Belagerung gleichkommt. Im vergangenen Jahr ist die Gesamtzahl der Hilfslieferungen nach Gaza, einschließlich lebensrettender medizinischer Güter, auf ein Rekordtief gesunken. Im letzten Monat gelangten nur noch 36 Lastwagen pro Tag in den Gazastreifen, obwohl der Bedarf immer größer wird. Vor Oktober 2023 wurden mehr als 500 Lastwagen pro Tag benötigt, um den humanitären Bedarf vor Ort zu decken.
IRC verurteilt die Ermordung der palästinensischen Kolleg*innen und spricht ihren Familien das Beileid aus. Wir fordern die sofortige Aufhebung der Beschränkungen für Hilfslieferungen in den nördlichen Gazastreifen. Insbesondere schließen wir uns Juzoors Forderung nach medizinischen Hilfsgütern an. Als Besatzungsmacht im Sinne des Völkerrechts und Konfliktpartei ist Israel verpflichtet, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Israel muss sicherstellen, dass der Gazastreifen mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern versorgt wird, damit die Bevölkerung leben kann.
Angesichts der dringenden Notwendigkeit einer massiven Aufstockung der humanitären Hilfe ruft IRC weiterhin zu einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand auf. Dies ist die einzige Möglichkeit, das Leben der Palästinenser*innen zu schützen und die Freilassung der verbleibenden Geiseln zu ermöglichen.
Bart Witteveen, der IRC-Landesdirektor für das besetzte palästinensische Gebiet, sagt:
„Angesichts der Verschärfung der humanitären Krise ist der Schutz der Zivilbevölkerung, des Gesundheits- und humanitären Personals eine nicht verhandelbare Verpflichtung. Unseren Kolleg*innen von Juzoor sprechen wir unser tiefstes Beileid aus. Wir appellieren dringend an die israelische Regierung, die Einreise von Hilfsgütern in den nördlichen Gazastreifen zu ermöglichen. Insbesondere Nahrungsmittel und medizinische Hilfsgüter werden dringend benötigt, um das Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern.“