Am 13. März findet ein hochrangiges Gebertreffen zur humanitären Lage in Sudan in Brüssel statt. International Rescue Committee (IRC) fordert die internationale Gemeinschaft auf, dringend Hilfsmittel freizugeben, um Millionen von Menschen in Sudan mit humanitärer Hilfe zu unterstützen. Dies muss unbedingt vor Beginn der Regenzeit im Mai und Juni passieren. 

Der seit April 2023 anhaltende Krieg in Sudan hat das Land und die Region in eine Krise gestürzt. Inzwischen sind über 30 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen – die höchste Zahl, die jemals in einem Hilfsplan der Vereinten Nationen (UN) verzeichnet wurde. Mit elf Millionen Binnenvertriebenen und über 3,3 Millionen Menschen, die über die Grenzen geflohen sind, herrscht in Sudan die größte Vertreibungskrise weltweit

Die Finanzierungslücke zur Deckung des humanitären Bedarfs in Sudan steigt zu einer Zeit, in der der humanitäre Bedarf am größten ist. Der UN-Hilfsplan für Sudan sieht 4,16 Milliarden US-Dollar vor, um den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung gerecht zu werden. Zurzeit ist er nur zu 6 Prozent finanziert.

Eatizaz Yousef, IRC-Landesdirektorin für Sudan, sagt:

„Fast zwei Jahre nach dem Ausbruch des Konflikts in Sudan sind die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung katastrophal. Millionen Menschen sind nicht in der Lage, ihren täglichen Nahrungsmittelbedarf zu decken, und ihre geschwächten Körper haben Mühe, Krankheiten abzuwehren.

Die bevorstehende Regenzeit wird die Krise weiter verschärfen und die Bereitstellung lebenswichtiger Hilfe für betroffene Gemeinden zusätzlich erschweren. Wenn nicht sofort gehandelt wird, wird sich die Hungersnot auf andere Teile von Sudan ausweiten. Die internationale Gemeinschaft muss sich jetzt engagieren, um die notwendigen Mittel freizugeben, die kritischen Hilfsmaßnahmen auszuweiten und Leben zu retten. Dazu sollte auch eine regelmäßige und vorhersehbare Finanzierung der lokalen Helfende gehören, die im Sudan an vorderster Front stehen.”

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin von IRC Deutschland, ergänzt: 

,,Sudan erlebt die größte humanitäre Krise der Welt, und doch ist die internationale Hilfe erschreckend unterfinanziert. Im Jahr 2024 haben die Geberregierungen den UN-Hilfsplan nur zu 67,5 Prozent finanziert und somit Millionen von Menschen den Zugang zu lebenswichtiger Unterstützung verwehrt. 

Durch die jüngste Beendigung der US-Auslandshilfe ist fast die Hälfte der humanitären Hilfe für den Sudan weggebrochen. Somit wird die Finanzierungslücke noch größer, mit verheerenden Folgen für die sudanesische Zivilbevölkerung. Jetzt ist der Moment für die Bundesregierung, weitere humanitäre Verantwortung zu übernehmen. In Zeiten wie diesen würden weitere Kürzungen die Situation vor Ort weiter verschlimmern. Im Sinne einer bedarfsorientierten humanitären Hilfe sollte die flexible Finanzierung lokaler Organisationen sofort erhöht und bestehende Finanzierungsstrukturen reformiert werden, damit lokale Organisationen direkten Zugang zu Mitteln haben.

Doch es geht nicht nur um Geld: Die Bundesregierung muss sich auch im Rahmen ihrer humanitären Diplomatie für den Zugang zu humanitärer Hilfe und den Schutz von Zivilist*innen einsetzen. Einflussreiche regionale Staaten sollten öffentlich und diplomatisch zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie Konfliktparteien militärisch unterstützen. Gleichzeitig braucht es ein starkes diplomatisches Engagement für einen Waffenstillstand und einen langfristigen Frieden, in enger Abstimmung mit den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und weiteren regionalen Akteuren.

Deutschland hat in Krisenzeiten immer wieder die Bereitschaft und Fähigkeit bewiesen, humanitäre Verantwortung zu übernehmen. Diese Rolle ist im aktuellen Konflikt in Sudan wichtiger denn je. Sudan sollte im zukünftigen Koalitionsvertrag als außenpolitische Priorität verankert werden und auch in der neuen Legislaturperiode eine Priorität der deutschen Außenpolitik bleiben."

IRC fordert eine dringende und koordinierte Auszahlung von Hilfsmitteln für Sudan. Das hochrangige Gebertreffen in Brüssel ist eine wichtige Gelegenheit für Geberregierungen, sich erneut zur Bewältigung der Krise zu verpflichten und die Auswirkungen der Finanzierungsengpässe abzumildern. Ohne sofortiges Eingreifen werden Millionen von Menschen weiter leiden: Die Ernährungsunsicherheit verschärft sich und der Zugang zu medizinischer Versorgung, sauberem Wasser und Schutzdiensten verschlechtert sich weiter. 

Gleichzeitig fordert IRC alle Konfliktparteien auf, alle Zugangshindernisse zu beseitigen, damit die humanitäre Hilfe die Menschen ohne Verzögerung erreichen kann. Wir haben jetzt die Möglichkeit, eine noch größere Katastrophe in Sudan zu verhindern.