Zehn Jahre sind seit Beginn des Konflikts in der Ukraine vergangen, seit zwei Jahren ist das Land von einer umfassenden Invasion Russlands betroffen. International Rescue Committee (IRC) hat Hunderte von Ukrainer*innen gefragt, was sie der Welt über ein Jahrzehnt des Konfliktes mitteilen möchten. In einem umfassenden aktuellen Bericht beleuchtet IRC die anhaltenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine: Eine Rückkehr zur Normalität bleibt für Millionen von Ukrainer*innen unvorstellbar. 

 

Menschen aus der Ukraine erzählen in der IRC-Umfrage: 

 

Scott Lea, IRC-Landesdirektor für die Ukraine, sagt: 

„Die Stimmen der Ukrainer*innen, die an der IRC-Umfrage teilgenommen haben, sind ein Zeugnis der schrecklichen Auswirkungen dieses anhaltenden Konflikts. Die Menschen in der Ukraine befürchten, dass die Welt gegenüber ihrer Notlage gleichgültig geworden sein könnte. Viele sagen uns, wie schwierig es ist, zehn Jahre Krieg in einem Satz zusammenzufassen. Jeden Tag erleben wir, welche Auswirkungen dieser Krieg weiterhin auf vorhandene Ressourcen, die psychische Gesundheit, die wirtschaftliche Situation und den Zugang zu Bildung für die Menschen hat. Familien werden gewaltsam auseinandergerissen und erleben unvorstellbares Leid. 

All das darf nicht zur Normalität werden. Wir dürfen nicht abstumpfen gegenüber den Schrecken dieses Krieges und Tatenlosigkeit darf nicht die Antwort der Welt auf das anhaltende Leid der Menschen sein. Solidarität hat kein Verfallsdatum. Die internationale Gemeinschaft muss dafür sorgen, dass diese Krise nicht in Vergessenheit gerät. Sie muss den Menschen aus der Ukraine weiterhin zur Seite stehen.“ 


Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, kommentiert:  

„Seit nun zwei Jahren leiden die Menschen in der Ukraine unter den verheerenden Folgen der Invasion Russlands. Auch vor dem Ausbruch des Kriegs prägte ein Jahrzehnt Konflikt, Unsicherheit und Instabilität das Leben der Menschen vor Ort. Aktuell sind 14 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, das entspricht fast 40 Prozent der Bevölkerung.  

Die veröffentlichte IRC-Studie zeigt: Die Hauptlast des Kriegs trägt die Zivilbevölkerung. Niemand in der Ukraine bleibt unversehrt. Was den Krieg in der Ukraine bestimmt, ist seine Größenordnung. Der jahrelange bewaffnete Konflikt wirkt sich verheerend auf fast jeden Aspekt des täglichen Lebens aus. 87 % der Befragten mussten seit 2014 mindestens einmal ihr Zuhause verlassen. Der Krieg in der Ukraine ist eine traumatische Erfahrung für die gesamte Bevölkerung. Laut einer Studie des Internationalen Soziologie-Institut in Kiew haben 78% der Ukrainer*innen enge Verwandte oder Freund*innen, die durch die russische Invasion verletzt oder getötet wurden.  

Ein normales Leben für Millionen von Menschen in der Ukraine ist nicht vorstellbar. Im Krieg gibt es keine Gewinner*innen. Um auf die humanitäre Krise in der Ukraine reagieren zu können und die unmittelbaren Bedarfe der Menschen ausreichend zu decken, müssen internationale und lokale Organisationen noch stärker zusammenarbeiten.” 

 

Alan Moseley, IRC-Landesdirektor für Polen, sagt: 

„In Europa leben noch immer 6 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine, die nicht wissen, ob oder wann sie nach Hause zurückkehren können. Neben der nachhaltigen Finanzierung der humanitären Hilfe in der Ukraine muss die Unterstützung für Geflüchtete in den Aufnahmeländern gestärkt werden. Dafür müssen Maßnahmen ausgebaut werden, die die bestehenden Sozialschutzsysteme stärken und die akuten Bedarfe decken. Die Aufnahmeländer müssen sich außerdem verpflichten, dauerhafte Lösungen für Ukrainer*innen zu entwickeln. Geflüchtete Ukrainer*innen müssen den Weg aus vorübergehenden Schutzsystemen hinausfinden können und langfristige Perspektiven erhalten.“ 

 

Hier der vollständige Bericht über die Auswirkungen von 10 Jahren Konflikt in der Ukraine. 
 

IRC in der Ukraine 

In der Ukraine liegt der Fokus von IRC auf den am stärksten vom Krieg betroffenen Gebieten im Osten und Südosten des Landes. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen arbeiten wir darauf hin, sicherzustellen, dass Menschen Zugang zu finanzieller Unterstützung und lebenswichtigen Gütern haben und zudem vor Missbrauch und Ausbeutung geschützt sind. IRC schafft sichere Räume für Kinder und unterstützt die von Konflikten betroffene Bevölkerung beim Zugang zu relevanten Informationen, damit sie informierte Entscheidungen treffen können. Außerdem bieten wir Maßnahmen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt und Unterstützungsangebote für Überlebende an und leisten gesundheitliche, psychische und psychologische Unterstützung. Unsere Inklusionsmaßnahmen zielen auf die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit und der wirtschaftlichen Selbstbestimmung der Menschen ab. IRC-Programme für ukrainische Geflüchtete gibt es in Polen, Moldawien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Bulgarien, Griechenland, Italien, Deutschland, Großbritannien und den USA.