11. April 2025 — Zwei Jahre Krieg in Sudan haben zu einer unvergleichbaren humanitären Katastrophe geführt. Über 30 Millionen Menschen – fast 65 Prozent der sudanesischen Bevölkerung – benötigen dringend Unterstützung zum Überleben. Die Angriffe auf Zivilist*innen sind unerbittlich. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist systematisch und weit verbreitet. Die Berichte über Vergewaltigungen als Kriegswaffe zeichnen eines der düstersten Bilder des Konflikts. Lebensrettende Hilfe wird absichtlich blockiert, während sich die Hungersnot ausbreitet. Die bevorstehende Regenzeit droht, wichtige Transportwege zu überschwemmen und den Zugang zu den Menschen weiter zu erschweren.
Obwohl die Internationale Gemeinschaft zwar Hilfen für die Menschen im Sudan initiiert hat, erfolgt die Umsetzung zu langsam, zu unentschlossen und gefährlich unzureichend.
Die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung ist von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen und weiß nicht, wie sie sich verlässlich ernähren kann. Die Geschichten, die unsere Teams und Partner mit uns teilen, müssen ein Weckruf für die Welt sein: Ein Vater, so verzweifelt, dass er versucht, seine drei Kinder zu verkaufen – in der Hoffnung, dass sie so etwas zu essen bekommen. Familien, die gezwungenermaßen von Gras und Blättern überleben, weil es schlicht nichts anderes gibt. Dies sind keine Einzelfälle, sondern die brutale Realität für Millionen von Menschen in konfliktbetroffenen Regionen.
Mehr als 3,7 Millionen Menschen – zumeist Frauen und Kinder – sind auf der Suche nach Nahrung und Sicherheit in Nachbarländer geflohen. Doch dort treffen sie auf vergleichbar schlimme Bedingungen. Erschöpft und mittellos erreichen die Sudanes*innen Tschad, Südsudan oder weiter entfernte Gebiete. Sie finden überfüllte Lager, knappe Ressourcen und ein humanitäres System vor, das an seine Grenzen stößt. Für die gesamte Region ist die Situation sehr bedrohlich – die Spannungen in Südsudan, Tschad und Äthiopien nehmen gefährlich zu.
Die internationale Zurückhaltung, humanitäre Hilfe in Sudan ausreichend zu finanzieren, ist inzwischen zum größten Hindernis geworden, Menschenleben zu retten. Die Vereinten Nationen veranschlagen für 2025 einen Bedarf von 4,1 Milliarden US-Dollar für humanitäre Hilfe. 20,9 Millionen Menschen sollen damit unterstützt werden. Doch nur zehn Prozent sind bislang gedeckt. Auch die Unterstützung von Geflüchteten und Rückkehrenden in den Nachbarländern ist nach wie vor stark unterfinanziert. Diese katastrophale Lücke zwingt die sudanesischen Helfer*innen vor Ort, lebensrettende Gemeinschaftsküchen und mobile Kliniken zu schließen. Dabei bilden sie das Rückgrat der humanitären Hilfe und retten täglich Leben.
Die bevorstehende Minister*innenkonferenz zu Sudan im Vereinigten Königreich muss ein Wendepunkt sein. Die Staats- und Regierungschef*innen der Welt müssen über bloße Rhetorik hinausgehen. Sie müssen sofort konkrete Maßnahmen ergreifen, um den bewaffneten Konflikt zu beenden, die Zivilbevölkerung zu schützen, den Zugang zu Hilfe sicherzustellen und eine Ausweitung der Hungersnot zu stoppen. Dazu muss man sich einer brutalen Wahrheit stellen: Wenn die Mittel versiegen, leiden die Menschen nicht nur – sie sterben. Die humanitären Organisationen, einschließlich der Helfer*innen vor Ort, brauchen jetzt die nötigen Mittel – nicht morgen, nicht nach einer weiteren Gesprächsrunde. Nur so lässt sich die täglich steigende Zahl an vermeidbaren Todesfällen stoppen.
Das zögerliche Handeln der Welt hat bereits unzählige Menschenleben gekostet. So kann es nicht weitergehen.
Unterzeichnende:
- Charlotte Slente, Secretary General, Danish Refugee Council
- David Miliband, CEO, International Rescue Committee
- Jan Egeland, Secretary General, Norwegian Refugee Council
- Reintje van Haeringen, Executive Committee Chair, CARE International
- Tjada D’Oyen McKenna, CEO, Mercy Corps