Der Konflikt in Sudan führt weiterhin zu Massenflucht. Schätzungsweise 500 sudanesische Geflüchtete kommen täglich in Alkufra an, einer abgelegenen Grenzstadt im Süden Libyens. Das Gesundheitssystem in Alkufra ist nicht für eine solch große Bevölkerung ausgelegt und überfordert, weshalb viele Geflüchtete keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung haben. International Rescue Committee (IRC) warnt, dass sich ohne dringende internationale Unterstützung die Lage weiter verschlechtern wird, mit verheerenden Folgen für die Gesundheit von Geflüchteten und Aufnahmegemeinden. 

Abdalla Zidan, IRC-Gesundheitsmanager in Libyen, führte vor kurzem mit IRC-Gesundheitspersonal in Alkufra eine Bewertung durch, um die Kapazitäten des lokalen Gesundheitssystems sowie die katastrophalen Bedingungen in den Flüchtlingsunterkünften zu beurteilen. 

„Die Gesundheitskrise in Alkufra eskaliert rapide. Die medizinischen Einrichtungen sind über ihre Grenzen ausgelastet. Die sudanesischen Geflüchtete leben in überfüllten Unterkünften mit eingeschränktem Zugang zu Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Wir sehen schwere Fälle von Dehydrierung, Atemwegsinfektionen und unbehandelten chronischen Krankheiten. 

Viele Menschen haben lange und gefährliche Wege auf sich genommen, nur um dann ohne medizinische Versorgung festzusitzen – wie Amina, eine Witwe, die nach der Ermordung ihres Mannes mit ihrem Kind aus Sudan geflohen ist. Sie kann sich die Kosten für die erforderlichen medizinischen Tests nicht leisten, um eine Gesundheitskarte zu erhalten. Ohne dieses wichtige Dokument kann sie nicht in größere Städte in Libyen reisen, wo sie Zugang zu besserer medizinischer Versorgung hätte.“  

IRC leistet in Alkufra lebensrettende medizinische Versorgung für sudanesische Geflüchtete. Seit Januar 2025 haben sogenannte Mobile Medizinische Teams” von IRC in zwei Gesundheitseinrichtungen mehr als 2700 medizinische Konsultationen durchgeführt. Zu den häufigsten Problemen zählen laut IRC-Teams Erkrankungen der Atemwege, reproduktive Gesundheit, Erkrankungen des Urogenitalsystems und Infektionskrankheiten. Trotz dieser Bemühungen übersteigt die Nachfrage an medizinischer Versorgung bei weitem die verfügbaren Mittel. Zusätzliche Finanzmittel für die Aufrechterhaltung und den Ausbau der Gesundheitsdienste sind unerlässlich. 

Anders als in den Nachbarländern Sudans fehlt es den sudanesischen Geflüchteten in Libyen an formaler Anerkennung oder rechtlichem Schutz. Dadurch ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung weiter eingeschränkt. Der regionale UN-Hilfsplan 2025 schätzt, dass 106 Millionen US-Dollar benötigt werden, um den grundlegenden humanitären Bedarf in Libyen zu decken. Dies gilt  insbesondere in Grenzregionen wie Alkufra, wo das Gesundheitssystem unter Druck steht. Die Flüchtlingsunterkünfte sind überfüllt und Berichten zufolge teilen sich 300 Familien ein einziges Badezimmer. Dadurch steigt das Risiko für den Ausbruch von Krankheiten. 

Die Krise in Alkufra ist Teil einer umfassenden regionalen Notlage. Mehr als zwei Millionen sudanesische Geflüchtete sind nach Nordafrika geflohen, unter anderem in den Tschad und nach Ägypten. Die ohnehin schon schwachen Gesundheitssysteme dieser Länder werden dadurch immens belastet. Nur wenige internationale Hilfsorganisationen sind in Alkufra vertreten, was die Situation aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel verschärft.   

IRC fordert die internationale Gemeinschaft, Hilfsorganisationen und die libyschen Behörden dringend auf, die Gesundheitskrise wie folgt zu lösen: