Projekt Plan?Los!

Was will ich nach der Schule machen? Für diese Frage ist in der Pandemie wenig Raum gewesen. Viele junge Menschen befinden sich in der Übergangsphase zwischen Schule und Ausbildung ohne ausreichend Unterstützung erfahren zu haben, um diese zukunftsträchtige Entscheidung selbstbewusst zu treffen. Besonders junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund laufen Gefahr, abgehängt zu werden. Für sie ist die Berufsorientierung durch Schulen, Mitschüler*innen und Arbeitsagenturen zentral für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in das Erwerbsleben, da sie selbst und ihre Familien häufig weniger mit dem deutschen System vertraut sind. Sie finden sich tendenziell auch häufiger in Risikolagen wieder. Teilweise sind junge Geflüchtete ohne Familie in Deutschland und mit dem Eintreten der Volljährigkeit auf sich allein gestellt, erfahren keine Unterstützung seitens der Familie oder die Eltern sind erwerbslos und bringen selbst keine formalen Qualifikationen mit. Hinzu kommen Sprachhürden oder Rassismuserfahrungen. Neben diesen und den allgemeinen Unsicherheiten des Heranwachsens sind junge Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund oftmals mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert: erhöhter (finanzieller) Druck, Übernahme von Mittleraufgaben zu Ämtern für Angehörige sowie eine gesteigerte familiäre Erwartungshaltung. Diese Herausforderungen werden nun mit der Pandemie und dem Wegfall von Schulunterricht, Beratungsangeboten und sozialen Kontakten gekoppelt und hemmen nicht nur die kognitive und persönliche Entwicklung, sondern stellen eine Bedrohung für die Entwicklung von Perspektiven und Zukunftsplänen nach Abschluss der Schule dar.

Das Projekt „Plan?Los!“ unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 26 Jahren mit Flucht- und Migrationshintergrund dabei, ihre Motivation zu stärken, um ihren nächsten Schritt in die Zukunft zu bestreiten. In einer dreimonatigen Workshopsreihe erfahren die Teilnehmenden nach einer Zeit der Destabilisierung ein Zugehörigkeitsgefühl innerhalb einer Gruppe. Durch sozial-emotionale Lerneinheiten wird ihr Selbstbewusstsein sowie ihre Selbstwirksamkeit gestärkt. Das Projekt zeichnet sich durch Partizipation, Interaktivität und gemeinsame Erlebnisse aus, die dem Stillstand während der Pandemie entgegenstehen.

Projektdetails

Laufzeit: 01.01.2022 – 31.08.2022

Inhalt

Insgesamt finden zehn Workshopreihen statt. Der Workshop-Ansatz beruht auf IRCs Erfahrungen in sozial-emotionalen Lernprogrammen zur selbstständigen und aktiven Stressbewältigung sowie niedrigschwelligen Werkzeugen zur Berufsorientierung. Die sozial-emotionalen Kompetenzen Denkvermögen, Gefühlsregulierung, Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit sowie Beharrlichkeit stehen dabei im Fokus. Besonderes Augenmerk liegt auf der Verwendung einfacher Sprache sowie einer stärkenbasierten und partizipativen Umsetzung. Die Formulierung eines Zukunftsplans oder einer beruflichen Perspektive fördert ein positives Selbstbild, stärkt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und unterstützt das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Daher stellt dies einen zentralen Punkt des Projektes dar. Kontakte und Freundschaften, die im Workshop geknüpft werden, unterstützen außerdem die Resilienz.

Das Fundament legen bestehende IRC-Formate (Healing-Classrooms, Empowerment, Berufsorientierung), die auf den speziellen Kontext der Pandemie und junge Menschen am Ende ihrer (Haupt-)Schulbildung angepasst sind. Eine Auswahl an Modulen sind u.a.: Stärkensammlung & Selbstpräsentation, Kompetenz- & Interessenanalyse, Berufsbilder, Zukunftsplan, Kommunikation und Interviews, Selbstlernen im Internet und Selbstreflexion.

Begleitend werden Challenges mit Preisen angeboten und ein Buddy-System integriert, das den Bindungsaufbau unterstützt. Ein weiterer Anreiz ist die konkrete Unterstützung bei der Praktikumssuche für Interessierte über Kontakte zur Agentur für Arbeit, Jobcenter, IHK und HWK. Um Partizipation und Spaß in der Gruppe zu fördern, sind selbstorganisierte Aktionen, wie Stadtrallyes, geplant. Die psychosoziale Gesundheit der Teilnehmenden steht bei den Achtsamkeits- und Reflexionsübungen im Vordergrund. Die Workshops werden von zwei Workshopleiter*innen durchgeführt, sodass punktuell Unterstützung geleistet oder Einzelgespräche geführt werden können.

Verbreitung

Das Projekt Plan?Los! wird an drei Standorten in Deutschland in Präsenz angeboten: Berlin, Bonn und Leipzig. Ziel ist es hier mit den örtlichen Akteur*innen und Netzwerken in den Austausch zu gehen und miteinander die Wirksamkeit des Workshop-Ansatzes sowie die effektive Erreichung der Zielgruppe zu diskutieren. Die Vernetzung ist ein zentraler Aspekt für Nachhaltigkeit, z.B. mit dem Jugendmigrationsdienst und den Abteilungen „U25“ oder „Integration“ der lokalen Jobcenter und Agenturen für Arbeit. Teilnehmende werden auf weitere Beratungsangebote dort verwiesen und ermutigt diese in Anspruch zu nehmen. Die Beratung kann dann wiederum auf dem Gelernten und der Motivation, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten, aufbauen.

Das Curriculum und die Evaluation werden festgehalten und können zur Weiterverwendung zur Verfügung gestellt werden, sodass bspw. Berufsschulen Inhalte in das reguläre Angebot aufnehmen können.

Finanzierung

Das Projekt Plan?Los! ist Teil des Programms: AUF!leben – Zukunft ist jetzt.

AUF!leben – Zukunft ist jetzt. ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Programm ist Teil des Aktionsprogramms Aufholen nach Corona der Bundesregierung.