Kabul, Afghanistan, 22. Februar 2024 — International Rescue Committee (IRC) begrüßt die jüngste Entscheidung der Weltbank, zukünftig Finanzmittel der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA) zu nutzen, um die Unterstützung für Afghanistan aufzustocken und ihre Programme vor Ort auszuweiten. Die Mittel werden den Zugang zu Dienstleistungen und Arbeitsplätzen für Afghan*innen verbessern, die infolge jahrzehntelanger bewaffneter Konflikte, des Klimawandels und wirtschaftlicher Unruhe nach wie vor von einer schweren humanitären Krise betroffen sind.
IRC hat sich nachdrücklich dafür eingesetzt, IDA-Mittel zur Unterstützung der Grundversorgung in Afghanistan zu verwenden sowie die Zusammenarbeit des Afghanistan Resilience Trust Fund (ARTF) mit Nichtregierungsorganisationen (NROs) auszuweiten. In den letzten zwei Jahren waren die Projekte des ARFT der Weltbank ein Rettungsanker für Afghan*innen, denn sie ermöglichen einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Nahrungsmitteln und grundlegenden Dienstleistungen. Alle Mittel wurden durch die Vereinten Nationen, NROs und Partner aus dem Privatsektor bereitgestellt und Projekte regierungsfern umgesetzt.
Seit März 2022 wurden mehr als 24,3 Millionen Afghan*innen in über 2.000 Gesundheitseinrichtungen mit ARTF-finanzierten medizinischen Diensten versorgt. Die Weltbank hat sich dafür eingesetzt, dass in diesen Einrichtungen Frauen weiterhin tätig sein können. 95-98 Prozent der durch den ARTF unterstützten Einrichtungen erfüllen die Mindestquote an weiblichem Personal.
Der ARTF richtete im Juni 2023 die erste Partnerschaft mit einer NRO ein, welche direkt an der Umsetzung eines Projekts beteiligt war. Um die Wirkung der aufgestockten IDA-Finanzierung zu maximieren, sollte der ARTF Partnerschaften mit NROs strategisch ausbauen und ihnen die Möglichkeit geben, Projekte direkt umzusetzen. Lokale und internationale NROs arbeiten eng mit lokalen Gemeinden und der Bevölkerung zusammen. Sie können sicherstellen, dass auch die Menschen in den ländlichen und abgelegensten Gebieten des Landes erreicht werden können.
Teil der beschlossenen Weiterentwicklung des Fonds und der Ausweitung der Programme (Ansatz 3.0) ist auch die Unterstützung zur Sicherung des Lebensunterhalts. Dies wird Afghan*innen, insbesondere Frauen, unterstützen und das derzeit niedrige Wirtschaftswachstum zumindest beibehalten. Dies wird für die Aufrechterhaltung und Stabilisierung der afghanischen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sein und gleichzeitig das Überleben von Unternehmen und somit Einkommensquellen für Millionen von Menschen sichern. Die Wirtschaftskrise in Afghanistan ist nach wie vor die Hauptursache für den hohen Bedarf an humanitärer Hilfe im Land.
Die Ankündigung des Ansatz 3.0 ist ein wichtiger Schritt, um die Grundbedürfnisse der Menschen in Afghanistan zu decken. Dennoch fordert IRC Geber auf, ihrer Rolle gerecht zu werden und weiterhin sowohl zur Grundversorgung durch den ARTF als auch zur humanitären Hilfe beizutragen. Die Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung für die Unterstützung der afghanischen Bevölkerung. Die internationale Gemeinschaft muss weiterhin Mittel bereitstellen, um die Grundversorgung zu gewährleisten und eine Verschärfung der humanitären Krise zu verhindern.
Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, kommentiert:
Wir begrüßen, dass die Bundesregierung seit der Gründung die drittgrößte Geberin des ARTF der Weltbank ist und damit die afghanische Bevölkerung unterstützt. Gleichzeitig betrachten wir die Mittelkürzungen für Afghanistan im vergangenen Jahr mit Sorge. So wurden die deutschen Mittel für die humanitäre Hilfe in Afghanistan von 2022 auf 2023 etwa halbiert, obwohl schätzungsweise 23,7 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung - im Jahr 2024 humanitäre Hilfe benötigen Wir appellieren an die Bundesregierung, ausreichend Mittel für die humanitäre Hilfe und die Grundversorgung in Afghanistan zur Verfügung zu stellen.
Im Sinne einer feministischen Außen- und Entwicklungspolitik muss sich die Bundesregierung bei der Weltbank dafür einsetzen, dass auch lokale und von Frauen geführte Organisationen Zugang zu den Geldern des ARTF haben und in die Projektkonzeption mit einbezogen werden. Diese Organisationen haben - obwohl sie weiterhin in Afghanistan arbeiten - kaum Zugang zu internationalen Geldern. Sie sind aber in ihren Gemeinschaften verwurzelt und können sicherstellen, dass auch Frauen und Kinder weiterhin internationale Hilfe erhalten.”
IRC ist seit 1988 in Afghanistan tätig und arbeitet heute in Tausenden von Dörfern in insgesamt zwölf Provinzen. Während die Bevölkerung Schwierigkeiten hat, sich vom anhaltenden Konflikt und Naturkatastrophen zu erholen, unterstützt IRC Gemeinden vor Ort dabei, Projekte zu ermitteln, zu planen und umzusetzen. Außerdem stellt IRC sichere Lernräume in ländlichen Gebieten zur Verfügung und unterstützt gemeindebasierte Bildung. IRC stellt grundlegende Gesundheitsdienste in abgelegenen und schwer zugänglichen Gemeinden bereit, versorgt bspw. Familien mit Wasser, sanitären Anlagen und anderen lebensnotwendigen Gütern, hilft den Menschen bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts und fördert die Resilienz.