Berlin, 28. April 2021 — Nach einer offiziellen Erklärung der Regierung Somalias zur Dürre im Land, zeigt sich International Rescue Committee (IRC) besorgt über die sich weiter verschärfende humanitäre Situation. Diese wird vor allem durch die prekäre Sicherheitslage und den Anstieg der COVID-19-Fälle forciert. Allein im letzten Monat stiegen in Somalia die Todesfälle durch COVID-19 um 48 Prozent. Die Anzahl der bestätigten Infektionen verdoppelte sich auf 13.812 Fälle in den letzten 59 Tagen.
Richard Crothers, IRC-Landesdirektor für Somalia, sagt:
„Über 80 Prozent der Menschen im Land leiden unter der Dürre. Das Vieh stirbt, die Ernten vertrocknen. Diese Klimakatastrophe lässt die Menschen verhungern. Dazu haben wir im letzten Monat einen sprunghaften Anstieg der COVID-19-Infektionen und Todesfälle erlebt, wobei die Dunkelziffer durch fehlende Tests deutlich höher sein dürfte. In einem Land, das bereits in einer schweren humanitären Krise steckt und in dem jetzt schon fast sechs Millionen Menschen in Not sind, wird die Dürre zu weiterer Vertreibung und Ernährungsunsicherheit führen. Die bilateralen Mittel und Ressourcen bleiben aus, dabei brauchen wir jetzt mehr denn je eine Aufstockung der Unterstützung und Finanzierung, um den steigenden humanitären Bedarf zu decken.“
Seit 1990 hat Somalia mehr als 30 klimabedingte Extreme erlebt, darunter zwölf Dürren und 19 Überschwemmungen. Das entspricht einer Verdreifachung der Zahl der klimatischen Extreme im Vergleich zum Zeitraum von 1970 bis 1990. So waren im Jahr 2020 mehr als 1,2 Millionen Menschen innerhalb Somalias vertrieben. Die höchste Anzahl an Binnenflüchtlingen im Vergleich zu den Vorjahren: 884.000 im Jahr 2018 und 770.000 im Jahr 2019. Insgesamt sind mehr als 2,6 Millionen Menschen vertrieben, und ihnen droht weitere Ausgrenzung und erneute Vertreibung. Der „Global Humanitarian Response Plan“ Plan für humanitäre Hilfe ist stark unterfinanziert. Gerade einmal 15 Prozent der zugesagten Mittel stehen bisher zur Verfügung. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Hilfe umgehend aufstocken und jetzt in frühzeitige Maßnahmen und Resilienzprogramme investieren, wenn eine größere humanitäre Katastrophe abgewendet werden soll.
IRC in Somalia
IRC ist bereits in Mogadischu, Puntland und Zentralsomalia im Einsatz und weitet seine Programme erheblich aus, um Familien und speziell unterernährte Kinder medizinisch zu versorgen. IRC stellt den Menschen humanitäre Bargeldhilfen zur Verfügung, um sie so schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Zudem bereitet IRC Wasserbohrlöcher und Wasserquellen wieder auf und hat mobile Gesundheitsteams im Einsatz, um selbst in von der Versorgung abgeschnittene Gebiete vorzudringen. IRC begann seine Arbeit in Somalia im Jahr 1981 nach dem Ogadenkrieg zwischen Äthiopien und Somalia. Im Laufe der Jahre musste die Arbeit aufgrund der unsicheren Lage und ziviler Unruhen mehrmals unterbrochen werden. Seit 2007 ist IRC aber kontinuierlich in Somalia im Einsatz.