Die Berufsschule als stabilisierendes Umfeld für geflüchtete Jugendliche

Für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene kann in einem neuen und fremden Land anzukommen eine destabilisierende Erfahrung sein. Rückmeldungen von Lehrkräften an Berufsschulen bei IRC-Workshops zeigen, dass Selbstzweifel, Sprachhemmnisse, psychische Belastungen und Diskriminierungserfahrungen die Jugendlichen verunsichern. Häufig übersteigen sie die Altersgrenze, um noch an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet zu werden. Viele haben keine ausreichenden Schul- oder Fachkenntnisse, um direkt eine Ausbildung, ein Studium oder eine Arbeitsstelle aufzunehmen. Die jungen Menschen laufen Gefahr, durch das Raster des regulären Systems zu fallen und den Anschluss zu verlieren.

Zudem haben neu zugewanderte Jugendliche oft keine Vorbildfiguren mit ähnlichem Werdegang und Hintergrund. Häufig fehlt ihnen so genanntes Systemwissen, um einen für sie geeigneten Beruf zu wählen und den Weg dahin mit konkreten Schritten zu gehen. Eine zunächst hohe Bildungsmotivation im Hinblick auf die Arbeitswelt wird dadurch schnell geschmälert.

Video: Wie Mannheimer Berufsschulen geflüchtete Schüler*innen besser unterstützen

Projektdetails und Partnerorganisationen

Laufzeit: 01.05.2018 – 30.04.2024

Inhalt

Im Rahmen des Healing-Classrooms-Projekts unterstützte IRC Deutschland in der ersten Projektphase sechs Berufsschulen in der Rhein-Neckar-Region über drei Jahre in der Beschulung von geflüchteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

IRC Deutschland bot aufeinander aufbauende Fortbildungsmodule für Lehrkräfte und anderes pädagogisches Personal an jeder beteiligten Schule sowie Einzel- und kollegiale Fallberatung an und organisierte schulübergreifende Netzwerkveranstaltungen in der Region.

Über 100 Fachkräfte an Berufsschulen wurden so bereits darin unterstützt, ihre Schüler*innen zu stärken und gleichzeitig Risikofaktoren zu reduzieren. Sie selbst profitierten von einem interaktiven Weiterbildungsprogramm, das konkrete Anwendung im Unterricht erlaubte.

In der zweiten Phase des Projekts werden ältere, erfahrenere Personen (oft selbst mit Migrations- oder Fluchterfahrung), die in der Region leben sowie beruflich und sozial erfolgreich sind, den Auszubildenden als Mentor*innen zur Seite stehen. Ziel ist es, neu zugewanderte Jugendlichen in und außerhalb der Schule Orientierung zu bieten, sie zu unterstützen und zu ermutigen. Mangelt es an einem sicheren und stabilisierenden Umfeld, so die Erfahrung, dann ist auch bei großer Begabung konzentriertes Lernen nicht möglich. Das macht es schwierig, den eigenen Weg in Ausbildung und Beruf selbstbestimmt und erfolgreich zu gehen. Begleitet durch IRC Deutschland unterstützen die Mentor*innen, wo es nötig ist. Denn, so wissen sie, um erfolgreich in einem neuen Land Fuß zu fassen, braucht es jemanden, der an einen glaubt.

Partnerorganisation

Das Programm Healing Classrooms in der Rhein-Neckar-Region wird von der Klaus Tschira Stiftung gefördert.